Olympia-Gold: Das Sportmärchen der Rendsburgerin Elisa Mevius
Die Rendsburgerin Elisa Mevius hat mit den deutschen 3x3-Basketballerinnen sensationell die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Paris gewonnen. Die 20-Jährige konnte ihr Glück anschließend kaum fassen, zumal sie lange gar nicht mit einer Nominierung für das Sportspektakel an der Seine hatte rechnen können.
Als der Buzzer am späten Montagabend in der Arena auf dem Place de la Concorde ertönte und der 17:16-Erfolg im Finale gegen Spanien feststand, blieben die ganz großen Emotionen beim deutschen Team erst einmal aus. Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Marie Reichert und Mevius fielen sich zunächst eher etwas zaghaft in die Arme und schauten sich beinahe ungläubig an. War das wirklich alls wahr? Oder alles nur ein schöner Traum? Zumindest war es ein Augenblick des Innehaltens. Des stillen Genießens.
"Nach der Schlusssirene haben wir uns erstmal zehn Sekunden angeguckt und geschwiegen, den Moment genossen", sagte Mevius der ARD. Die Rendsburgerin ist mit ihren 20 Jahren das "Küken" des Teams, das die erste olympische Basketball-Medaille überhaupt für Deutschland gewann. Schon in den Tagen zuvor habe sie immer "Gänsehaut" bekommen, wenn sie über die wundersamen Erfolge des Außenseiters an der Seine nachdachte, hatte sie vor dem Finaltag gesagt. Und nun, da die Sensation perfekt war? "Es ist einfach wie ein Traum", erklärte Mevius mit weit aufgerissenen und glänzenden Augen.
Basketball-Legende Nowitzki erster Gratulant
Es wird bestimmt noch viele Tage, vielleicht auch viele Wochen, dauern, bis die 20-Jährige richtig realisieren kann, in Paris Geschichte geschrieben zu haben. Diese Woche in der Stadt der Liebe, so viel steht fest, wird die Norddeutsche in ihrem Leben nie vergessen. Nicht, wie die Mannschaft von Sieg zu Sieg eilte. Und natürlich auch nicht, dass Basketball-Legende Dirk Nowitzki der erste Gratulant nach dem Final-Krimi gegen die favorisierten Spanierinnen war.
Eine "unglaubliche Leistung" attestierte der gebürtige Würzburger dem deutschen Damen-Quartett, das in Paris acht seiner neun Partien gewann. Und das bei der erstmaligen Olympia-Teilnahme. Ein Märchen aus Tausendundeine Nacht mit einer aus dem hohen Norden stammenden Senkrechtstarterin, die wie einst Nowitzki ihr Glück nun im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten sucht: den USA.
Mevius lebt seit zwei Jahren in Amerika
Seit zwei Jahren lebt die noch immer sehr heimatverbundene Norddeutsche ("Rendsburg ist mein Anker") in Amerika. 2022 war sie nach New York ausgewandert, um am Siena College Psychologie zu studieren und im Basketball-Team der Hochschule zu spielen. Ein mutiger Schritt für eine junge Frau. Und einer, der ihr das Paris-Ticket zu kosten schien. Denn am Olympia-Qualifikationsturnier in Ungarn konnte sie nicht teilnehmen, weil sie Klausuren schreiben musste und vom College nicht freigestellt wurde.
In ihrer Abwesenheit sorgten Brunckhorst, Greinacher, Reichert und Luana Rodefeld für den Sprung an die Seine. Damit schien auch das Aufgebot für Paris zu stehen. Aber Bundestrainer Samir Suliman behielt Mevius weiter im Blick. Sie blieb im erweiterten Kader und kam nach der geschafften Olympia-Qualifiaktion als einzige Spielerin in allen Partien bei den Turnieren in der Womens Series und der Nations League zum Einsatz. Dabei kam der Rendsburgerin, die in diesem Sommer an die University of Oregon wechselte, zugute, dass immer eine andere Akteurin ausfiel.
Rendsburgerin darf auf Profikarriere in den USA hoffen
Mevius packte ihre Chance am Schopfe. Suliman nominierte sie anstelle von Rodefeld für die Spiele in Frankreich. Einen Tag nach der Entscheidung riss sich die Aussortierte bei einem Turnier in Bordeaux das Kreuzband. Ein Drama, das Mevius emotional stark berührte. "Für Luana tut es mir schrecklich leid. Wir werden in Paris auch für sie spielen", hatte die 20-Jährige vor Beginn des Olympia-Turniers dem "Nordfriesland Tageblatt" erklärt.
Es folgte das Wunder vom Place de la Concorde, mit dem sich Mevius, Brunckhorst, Greinacher und Reichert ihren Platz in den Geschichtsbüchern sicherten. Für Mevius, davon ist Stand jetzt auszugehen, wird es nicht das letzte Kapitel in ihrem persönlichen Märchen sein. Die Rendsburgerin gilt auch im Hallen-Basketball als aufgehender Stern. Viele Experten trauen ihr den Sprung in den amerikanischen Profi-Basketball zu. Zukunftsmusik. Zunächst einmal muss die 20-Jährige versuchen, die Gegenwart zu realisieren...