Ocean Race: Malizia siegt beim Etappenstart im Hafenrennen
Mit dem Sieg von Boris Herrmanns Team Malizia im In-Port-Race von Newport ist am Sonntag die fünfte Etappe des Ocean Race gestartet. Das drittletzte Teilstück führt über 3.500 Seemeilen vom US-Segelmekka ins dänische Aarhus, der Sieger erhält die doppelte Punktzahl.
Das Hafenrennen war eigentlich für Samstagabend angesetzt, musste aber wegen des schlechten Wetters verschoben und in den Start des fünften Abschnitts integriert werden. Das 11th Hour Racing Team hatte die Flotte bei schwachem Wind über die Startlinie geführt, wurde aber von der Malizia - Seaexplorer überholt.
Die Hafenrennen gehen zwar nicht in die Gesamtwertung ein, können am Ende jedoch als Tie-Break ausschlaggebend sein. Zumal die Boote im Klassement dicht beieinander sind. Holcim - PRB, nach dem Mastbruch auf der vierten Etappe rechtzeitig wieder seetüchtig, liegt gerade einmal einen Punkt vor 11th Hour und dem Team Malizia, das bei den In-Port-Races mit 16 Punkten nun nur noch einen Zähler hinter Spitzenreiter 11th Hour (17) rangiert. Holcim wurde Dritter (10).
Etappe kann Vorentscheidung bringen
Direkt nach dem In-Port-Race ging es weiter mit Kurs auf den Atlantik. Vier Monate nach dem Start im spanischen Alicante kehrt die Flotte nach Europa zurück. Voraussichtlich zehn bis zwölf Tage werden die Schiffe unterwegs sein.
Die fünfte von sieben Etappen könnte eine Vorentscheidung bringen, denn der Sieger erhält die doppelte Punktzahl. "Es ist eine 'Make it or break it'-Etappe. Wenn wir ein richtig gutes Resultat erzielen, haben wir auch eine gute Chance auf den Gesamtsieg", meinte Malizia-Co-Skipper Will Harris. "Das fühlt sich an wie ein Reset, wie ein brandneues Rennen", schilderte 11th-Hour-Skipper Charlie Enright, der die vergangenen Etappe in den Heimathafen Newport gewonnen hatte: "Jetzt ist es an der Zeit zu pushen, pushen, pushen."
"Dürfen uns nicht verrückt machen lassen"
Skipper Boris Herrmann ist nach seiner planmäßigen Pause zurück an Bord der Malizia - und mahnt zur Vernunft. "Wir dürfen uns davon, dass diese Etappe doppelte Punkte hat, nicht verrückt machen lassen. Wichtig ist auch, sicher anzukommen", sagte der gebürtige Oldenburger dem NDR.
Der viermalige Weltumsegler freut sich aber auch riesig auf die Herausforderung: "Es ist eine ikonische Etappe. Über den Nordatlantik nördlich rund um Schottland, das gab es zuletzt 2004 bei einer Regatta. Es ist eine historische Rennstrecke, so bin ich sie noch nie gesegelt", berichtete der 41-Jährige. "Es geht wirklich weit nach Norden und wird bestimmt kalt und rau. Aber wir fühlen uns sehr gut vorbereitet." Die erwartbar starken Wellen und Winde dürften dem deutschen Boot liegen.
Herrmann hofft auf Rückkehr von Guyot
Nicht am Start ist Schlusslicht Guyot environnement - Team Europe. Die Yacht, die ebenfalls Mastbruch erlitt, wird per Frachter nach Europa transportiert und hofft dort auf einen Wiedereinstieg.
"Zwei Mastbrüche auf der letzten Etappe waren schon sehr erstaunlich. Aber daraus würde ich keine Schlussfolgerungen ziehen. Bei Holcim war es mechanisches Versagen eines Bauteils, das wir auch an Bord hatten, aber jetzt ausgetauscht haben", sagte Herrmann. Ein Metallteil sei vom Hersteller falsch konstruiert gewesen. "Bei Guyot war es ein Zusammenkommen eines großen Sturms mit dem entsprechenden Seegang. Wir hoffen sehr, dass Guyot es schafft, auf den letzten zwei Etappen wieder einzugreifen."
"The Brain" Lunven berät aus Frankreich
Erstmals wird der 41-Jährige gemeinsam mit Yann Eliès segeln, der Nico "The Brain" Lunven als Navigator ablöst. Der französische Segler war bereits auf der zweiten Etappe dabei, als er für den am Fuß verletzten Herrmann einsprang. "Nico Lunven kann man nicht ersetzen, aber wir haben mit Yann Eliès einen ganz großen Namen des französischen Segelsports an Bord", sagte Herrmann. Lunven hält sich aktuell in Frankreich auf und wird das Team von dort beraten. Herrmann: "Es wird wichtig sein, das Wetter intensiv zu studieren."
Komplettiert wird die Crew durch Co-Skipper Will Harris und Rosalin Kuiper sowie Bordreporter Antoine Auriol. Das Trio hat bislang alle Etappen gesegelt. Kuiper strotzt dennoch einmal mehr vor Energie: "Wir haben 80 Prozent der Meilen gesegelt, aber es sind immer noch 45 Prozent der Punkte zu vergeben. Wir sind superhungrig", betonte die Niederländerin, die beim In-Port-Race schon wieder strahlte und jubelte - besonders nach dem optimalen Start.