Holcim, Malizia, 11th Hour - Dreikampf um den Sieg beim Ocean Race
Das Ocean Race ist an Spannung kaum zu übertreffen. Die drei erstplatzierten Segel-Teams haben alle gute Chancen auf den Gesamtsieg. Die fünfte Etappe der Weltumseglung startet am 21. Mai.
Die Sieger strahlten, die Zweiplatzierten auch - und die Sonne in Newport lachte ohnehin: 11th Hour feierte an der Ostküste der USA den erhofften Heimsieg, Team Malizia musste sich nur knapp geschlagen geben. Trotzdem fühlte sich auch die Crew um Skipper Will Harris als Gewinner.
Schließlich haben sich die Chancen auf den Gesamtsieg deutlich verbessert, was auch mit dem Pech von Spitzenreiter Holcim zu tun hat. Das Team von Kevin Escoffier musste die Etappe nach einem Mastbruch aufgeben und blieb ohne Punkte.
Malizia-Skipper Boris Herrmann verfolgte den Zieleinlauf von Hamburg aus. Er greift erst wieder auf der fünften Etappe ins Geschehen ein. "Ich hatte Tränen in den Augen, als ich die glücklichen Gesichter gesehen habe. Die Emotionen, die dieser Sport hervorzurufen vermag, sind immer wieder großartig", sagte er dem NDR.
"Gegen diese Konkurrenz so gut dazustehen, ist unglaublich für uns." Boris Herrmann
Noch führt Holcim im Ranking mit 19 Zählern, doch 11th Hour und Malizia haben nur noch einen Punkt Rückstand.
Malizias Harris: "Großartige Ausgangsposition"
"Ich bin so stolz auf unser Team, sie haben eine fantastische Etappe gesegelt und einen fantastischen Job gemacht", sagte Harris nach der Ankunft in Newport und blickte im ARD-Interview voraus: "Wir haben uns eine großartige Ausgangsposition geschaffen und sind nun in einem Dreikampf mit zwei anderen Booten."
Herrmann kann es immer noch nicht so ganz glauben, dass sein Boot ganz vorne mithalten kann. "Gegen so gute Konkurrenz so gut dazustehen, ist unglaublich für uns", sagte der Skipper und verwies auf den Etappensieger: "11 th Hour hat sich vier Jahre mit zwei Schiffen explizit auf dieses Rennen vorbereitet. So etwas hat es noch nie gegeben in der jüngeren Geschichte des Ocean Race."
Trotzdem machte der Hamburger eine Kampfansage in Richtung Konkurrenz: "Es ist wie ein Neustart. Jetzt wird es erst richtig spannend, und wir werden ab 21. Mai wieder voll angreifen. Wir kämpfen um den Gesamtsieg."
Herrmann bei fünfter Etappe wieder an Bord
Dann startet die Transatlantik-Etappe von Newport nach Aarhus in Dänemark, die doppelt gewertet wird. Herrmann kehrt dann an Bord der Malizia zurück, "voller Energie und frisch", wie er zuletzt betonte.
Der Optimismus ist groß beim deutschen Team, auch weil es auf dem vierten Teilstück wichtige Erkenntnisse sammeln konnte. "Wir haben gezeigt, dass wir auch bei schwachem Wind gut sind, obwohl es eigentlich ein Boot für starke Winde ist", sagte Harris. Unter anderem war erstmals ein großes Vorsegel Teil der Segelgarderobe und leistete gute Dienste.
Die fünfte Etappe wird allerdings wohl größtenteils durch kräftigen Westwind geprägt sein - ein Vorteil für Malizia.
Das Team fühlt sich bereit für den ganz großen Erfolg. Wie sieht es bei der Konkurrenz aus? 11th Hour geht nach dem Heimsieg die kommende Etappe ebenfalls voller Optimismus an.
Kriegt Team Holcim sein Boot wieder fit?
Die große Unbekannte in dem Dreikampf ist Holcim. Die Escoffier-Crew war auf den ersten drei Teilstücken das beste Team, gewann die ersten beiden Etappen sowie die Zwischenwertung auf Abschnitt Nummer drei, auf dem sie sich am Ende nur knapp der Malizia geschlagen geben musste.
Der Mastbruch vor Brasilien veränderte jedoch alles. Holcim blieb nicht nur ohne Punkte, sondern muss das Boot auch rechtzeitig zum Start am 21. Mai wieder fitmachen - eine logistische Herausforderung: Die Yacht und der neue Mast, der im französischen Lorient gelagert worden war, kommen per Frachter in die USA.
Herrmann geht fest davon aus, dass Holcim rechtzeitig startklar sein wird: "Sie würden nicht den ganzen Aufwand betreiben, den neuen Mast und das Boot nach Newport zu bringen, wenn es zu knapp geplant wäre."
Allerdings wäre es auch möglich, mit Verspätung den anderen Crews hinterherzusegeln. Und auch der Letzte bekommt zumindest noch zwei Punkte. Die Hoffnungen auf den Gesamtsieg müsste das Schweizer Team dann aber wohl begraben.