Ocean Race: 11th Hour feiert Heimsieg in Newport - Malizia auf Platz 2
11th Hour hat beim Ocean Race die vierte Etappe von Itajai (Brasilien) nach Newport in den USA gewonnen. Das Team entschied einen spannenden Zweikampf mit der Malizia für sich.
Er hatte Großes angekündigt und hielt Wort: "Ich und das Team kommen aus Newport und wir wollen diese Etappe wirklich gewinnen", hatte Skipper Charlie Enright von 11th Hour Racing kurz vor dem Start des vierten Teilstücks selbstbewusst gesagt.
Am Mittwoch um 14.41 Uhr Ortszeit (20.41 Uhr MESZ) überquerte das US-Team unter dem Jubel seiner Landsleute bei strahlend blauem Himmel die Ziellinie vor der Segel-Hochburg an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Mehrere kleine Segelboote begleiteten die Sieger auf ihrer Fahrt zum Anlegeplatz, Schiffshörner sorgten für die entsprechende Geräuschkulisse. Gut 17 Tage und zwei Stunden benötigte 11th Hour von Itajai nach Newport.
"Ich habe schon so lange von diesem Moment geträumt", freute sich Enright, der an Land von seiner Familie begrüßt wurde.
Malizia-Crew mit zweitem Platz zufrieden
In einem spannenden Zweikampf retteten die US-Amerikaner einen kleinen Vorsprung vor Team Malizia ins Ziel. Das deutsche Boot, das auf diesem Teilstück von Will Harris angeführt wurde, hielt am letzten Tag der Regatta bei erst schwachem und später auffrischendem Wind den Kontakt zu 11th Hour, konnte die Amerikaner aber nicht mehr überholen und kam mit einer guten halben Stunde Rückstand ins Ziel.
"Ich hatte Tränen in den Augen, als ich die glücklichen Gesichter gesehen habe. Die Emotionen, die dieser Sport hervorzurufen vermag, sind immer wieder großartig." Boris Herrmann
Enttäuscht war die Crew aber nicht. Co-Skipperin Rosalin Kuiper öffnete noch an Bord eine Flasche Champagner und nahm als Erste einen Schluck, ehe die Flasche die Runde machte. "Es war so ein enger Fight, wir waren zehn Tage Bug an Bug. Ein tolles Rennen", sagte Harris: "Wir haben ein, zwei Fehler gemacht, sind aber sehr gut gesegelt. Wir lernen immer dazu. Wir hätten nicht gedacht, dass wir so gut in leichtem Wind segeln können."
Auch Boris Herrmann war mit dem Abschneiden zufrieden. "Ich bin total stolz auf mein Team. Ob Erster oder Zweiter auf dieser Etappe - das ist kein Anzeichen dafür, wie das Rennen am Ende ausgeht", sagte der Team-Skipper, der eine Pause eingelegt und das Rennen in seiner Heimatstadt Hamburg verfolgt hatte: "Jetzt wird es erst richtig spannend, und wir werden ab 21. Mai wieder voll angreifen."
Die fünfte und doppelt gewertete Transatlantik-Etappe ins dänische Aarhus startet am 21. Mai.
Feld rückt in der Gesamtwertung zusammen
In der Gesamtwertung verbesserte sich 11th Hour mit 18 Punkten auf Rang zwei und liegt nur noch einen Zähler hinter Holcim. Malizia hat als Dritter ebenfalls 18 Punkte.
Für das bislang überragende Team Holcim hatte die Etappe ein bitteres Ende genommen: Vier Tage nach dem Start in Brasilien war beim Boot von Skipper Kevin Escoffier der Mast gebrochen. Ersatz konnte nicht rechtzeitig beschafft werden, sodass Holcim die Etappe aufgeben musste und ohne Punkte blieb.
Notrigg und Diesel für Guyot
Ein ähnliches Schicksal ereilte Team Guyot. Bei der ohnehin bislang vom Pech verfolgten Mannschaft um den Berliner Robert Stanjek brach am Dienstagmorgen ebenfalls der Mast.
Schon die dritte Etappe hatte Team Guyot, das mit dem ältesten Boot der fünf Teilnehmer im Rennen ist, mit einem Rumpfschaden aufgeben müssen.
Nun kämpft die Crew darum, noch irgendwie nach Newport zu kommen und so einen Zähler für die Gesamtwertung zu retten. Am Mittwoch gab es dabei zwei Erfolgserlebnisse: Der Notrigg aus den Überresten des gebrochenen Mastes steht und lässt die lädierte Rennyacht zumindest ein bisschen segeln.
Zudem half der Kapitän eines vorbeifahrenden Tankers dem Team mit sieben großen Kanistern Diesel aus. Nachdem die Guyot den Tanker angefunkt hatte, stoppte dieser, ließ die Kanister im Dunkeln mit einem Kran und samt rotem Warnlicht zu Wasser.
Stanjek und Co. fischten den Sprit aus dem Meer und dürfen sich jetzt über 150 zusätzliche Liter Treibstoff freuen. Der mitgeführte hätte nicht gereicht, um motorisiert die US-Küste zu erreichen.