Das Team Holcim beim Ocean Race © Holcim
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AUDIO: Mastbruch bei Holcim - Wie geht es weiter? (3 Min)

Drama beim Ocean Race: Mastbruch bei Team Holcim - Crew wohlauf

Stand: 27.04.2023 16:48 Uhr

Segel-Drama beim Ocean Race: Das führende Team Holcim - PRB hat auf der vierten Etappe nach Newport den Mast verloren. Die Crew sei wohlauf, berichtete der französische Skipper Kevin Escoffier. Susann Beucke und Boris Herrmann zeigten sich geschockt. Der Malizia-Skipper will Holcim helfen.

von Matthias Heidrich

Am Donnerstagmorgen um 7 Uhr deutscher Zeit war Holcim - PRB bei mäßigem Wind und moderatem Seegang etwa 20 Meilen vor der brasilianischen Küste der Mast gebrochen. Das Schweizer Team lag zum Zeitpunkt des Unglücks auf dem vierten Abschnitt der Weltumseglung in Führung, ist aber umgedreht und hat Kurs auf Brasilien genommen. Mit an Bord des Gesamtführenden sind Fabien Delahaye, Benjamin Schwartz, die Niederländerin Annemieke Bes und die Onbord-Reporterin Georgia Schofield.

"Es war ein großer Schock für uns, dass Kevin den Mast verloren hat. Das macht mich sehr traurig", sagte Herrmann, der aktuell pausiert und in Hamburg Zeit mit seiner Familie verbringt, dem NDR. "Das ist eine niederschmetternde Situation für eines der besten Teams. Wir wollen nicht den Favoriten auf diese Art und Weise aus dem Rennen scheiden sehen." Der 41-Jährige nahm direkt am Morgen Kontakt mit Escoffier auf: "Ich habe ihm gesagt, dass wir unsere volle Unterstützung anbieten und er den Kopf hochhalten soll.”

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Ersatzmast liegt in Lorient in Frankreich

Die genaue Ursache für den Mastbruch steht noch nicht fest. Sehr wohl aber das Etappen-Aus für Escoffier und seine Crew, das mit 19 Punkten auch in der Gesamtwertung des Ocean Race vorne liegt. "Das sind eigentlich keine Bedingungen, bei denen der Mast runterkommt, sondern eher durch überraschendes Materialversagen", erklärte Herrmann. "Wir sind ein mechanischer Sport, das ist einfach ein Teil davon, so etwas kann passieren. Es ist wirklich eine schwierige, unheimlich blöde Situation."

Der Riggverlust kann für Holcim sogar das Ende der gesamten Regatta bedeuten. Denn das Schweizer Team steht nun vor einer logistischen Herausforderung, ein Ersatzmast und die dazugehörige Technik liegen beim Hersteller in Lorient an der französischen Atlantik-Küste. "Für diese Fälle hat die Imoca-Klasse einen Mast in Lorient reserviert, der dem ersten Team zur Verfügung gestellt wird, das einen Mastbruch erleidet", erklärte Susann Beucke dem NDR. Die Kielerin war auf dem zweiten Teilstück von den Kapverden nach Kapstadt Crewmitglied an Bord von Holcim und hatte den Etappensieg gefeiert.

Beucke drückt die Daumen

Die vierte Etappe, auf der nun 11th Hour Racing die Führung übernommen hat, führt das Feld über 5.500 Seemeilen von Itajai/Brasilien ins amerikanische Segel-Mekka Newport. Die Ankunft wird rund um den 10. Mai erwartet, die fünfte Etappe nach Aarhus startet bereits am 21. Mai. Die Zeit drängt, denn das Teilstück nach Dänemark wird doppelt gewertet. Schafft es Holcim nicht rechtzeitig an die Startlinie, könnten am Ende bis zu 15 Wertungspunkte fehlen. Fünf für den Abschnitt nach Newport und weitere zehn für den nach Aarhus. 

"Es ist alles in allem ein Super-GAU für das Team und natürlich total schade, weil der hart erarbeitete Punktevorsprung schmilzt. Ich hoffe sehr, dass sie es schaffen, für Etappe fünf wieder ready zu sein", so Beucke.

"Alle Teams helfen mit voller Solidarität, um Holcim zurück ins Rennen zu kriegen. Insbesondere wir mit unserem Schifffahrtskontakten versuchen, jetzt Gas zu geben." Boris Herrmann

"Die Möglichkeiten sind jetzt, das Boot per Frachtschiff weiter zu transportieren oder einen Mast per Eilfracht nach Brasilien zu bringen", sagte Herrmann. Der Hamburger ist bereits aktiv geworden, um dem Konkurrenten zu helfen. "Ich habe gleich einige Querverbindungen hergestellt, da wir Kühne & Nagel als Partner haben, die so etwas transportieren können", so der Malizia-Skipper.

Holcim braucht logistische Meisterleistung

Beucke wiegelte ab. "Seefracht dauert sehr lange dauert, Luftfracht ist superteuer." So oder so stehe dem Team "eine logistische Meisterleistung" bevor. Die Nachricht am Morgen sei "ein totaler Schock" gewesen - und auch eine Überraschung. "Das kam vor allem auch gerade im Leg 4 so unerwartet. Man hatte ja davon geredet, dass es ein sehr taktisches Rennen wird, weil man eher leichte Winde zu erwarten hat. Deswegen hätte ich in diesem Leg gar nicht mit Materialschäden gerechnet", sagte die 31-Jährige dem NDR. Sie sei aber "hauptsächlich froh, dass es dem Team gutgeht und keinem etwas passiert ist. Das ist die Hauptsache".

Gutes Verhältnis zwischen Herrmann und Escoffier

Ob Holcim mit unter anderem der Unterstützung von Herrmann und Co. ein Comeback auf der fünften Etappe schaffen kann, ist offen. Der viermalige Weltumsegler aus Hamburg und Escoffier haben ein sehr gutes Verhältnis und schätzen sich. Der Hamburger war bei der Solo-Weltumrundung Vendée Globe 2020 in dunkler Nacht an der dramatischen Rettungsaktion für den französischen Skipper beteiligt gewesen. Dessen Boot war 840 Seemeilen südwestlich von Kapstadt durchgebrochen und gesunken. Escoffier hatte noch eine Kurznachricht absetzen können, bevor er in die Rettungsinsel floh: "Ich sinke. Das ist kein Witz. Mayday." Ganz so schlimm kam es diesmal glücklicherweise nicht.

Stanjek: "Es ist unglaublich schade"

"Zum Glück ist niemand verletzt, aber es ist unglaublich schade. Kevin ist eine so starke Regatta gesegelt. Es ist sehr schade, wie schnell so eine starke Kampagne in die Brüche geht. Das wünscht man niemandem", sagte Robert Stanjek, Co-Skipper an Bord von Guyot Environment - Team Europe. Der Berliner und sein Team hatten wegen eines Rumpfschadens die dritte Etappe abbrechen müssen - eine bittere Erfahrung.

 

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Sport aktuell | 27.04.2023 | 09:17 Uhr

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