Ocean Race: Herrmann glaubt an Malizia - und ist "heiß" auf Rückkehr
Der "Heimaturlaub" von Skipper Boris Herrmann neigt sich dem Ende zu. Am 14. Mai geht es zurück zum Ocean Race, zu seinem Team Malizia. Und der Hamburger Segler kann es kaum erwarten, in Newport wieder ins Renngeschehen einzugreifen.
Stündlich schaut Herrmann auf die Aktualisierung des Trackers. "Ich bin entspannter, wenn die Malizia führt. Dann kann ich es auch genießen, bei meiner Familie zu sein", sagt der 41-Jährige im NDR Interview. Er räumt aber auch ein: "In manchen Phasen denke ich die ganze Zeit ans Rennen. Ich bin emotional sehr involviert."
Herrmann pausiert auf der vierten Etappe vom brasilianischen Itajaí in die USA. Nach der Königsetappe habe er wirklich eine Auszeit gebraucht. "Die ersten zweieinhalb Wochen zu Hause war ich extrem erschöpft", blickt er zurück. Die Akkus aufladen konnte der Vollblutsegler bei seiner Frau und seiner Tochter: "Es war total wichtig für mich, nach vier Monaten mal wieder in Hamburg zu sein. Meine Tochter mal wieder in die Kita zu bringen, ein bisschen normales Familienleben zu haben."
Viele Termine im Norden für Herrmann
Von Urlaub zu sprechen, ist allerdings übertrieben. Herrmann hat viele Termine, trifft seine Unterstützer und Partner des Teams, arbeitet weiter an seinem Netzwerk. Dazu gehört die Medienarbeit - und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zusammen mit seiner Frau zur Aufklärung über den Klimawandel. Am Donnerstag war er deshalb an der Kieler Max-Planck-Schule.
"Es war total wichtig für mich, meine Tochter mal wieder in die Kita zu bringen, ein bisschen normales Familienleben zu haben." Boris Herrmann
"Mit dem Lehrer Stefan Junker arbeiten wir schon seit etlichen Jahren zusammen. Er verfolgt unser Rennen und arbeitet mit seinen Schülerinnen und Schülern zum Thema Klimawandel. Diese Themen liegen mir sehr am Herzen. Und deshalb war es auch so wichtig, jetzt ein paar Wochen in Hamburg und im Norden sein zu können", betont der gebürtige Oldenburger.
Kontakt zur Malizia ist streng geregelt
Herrmann macht aber keinen Hehl daraus, dass "ich wieder heiß bin zu starten". Neben den Blicken auf den Tracker verfolgt der Malizia-Skipper die Etappe sehr intensiv in den sozialen Medien und hat natürlich auch so Kontakt zu seinem Team. Der ist allerdings - besonders zu seinem Vertreter Will Harris - klar geregelt. "Wir dürfen nicht vom Land aus beratend tätig sein. Wir dürfen sie nicht zur Performance beraten, nicht zur Wetterroute und auch nicht zur Segel-Wahl oder wie das Schiff einzustellen ist", erklärt Herrmann. Für technische Probleme gebe es einen teaminternen Austausch. "Da lese ich aber eher mit. Unsere Techniker kümmern sich rund um die Uhr."
Anders als auf der Königsetappe von Kapstadt nach Itajaí ist die Malizia aktuell ohne größere Probleme unterwegs. "Das Schiff fährt sehr gut - auch bei leichten und mittleren Winden. Das ist sehr vielversprechend", betont der Skipper, der auch immer an seinen nächsten Start bei der Vendée Globe denkt. Die Crew lernt das Boot immer besser kennen und hatte zudem für die erwarteten Windbedingungen auch extra ein zusätzliches Segel mitgenommen. Herrmann fügt hinzu: "Durch so eine Etappe werden wir noch selbstbewusster. Ich höre nur Gutes vom Schiff. Wir können sehr gut mithalten und die Mannschaft macht einen super Job. Ich bin sehr stolz."
Gut 1.500 Seemeilen vor dem Etappenziel in Newport liefern sich die Malizia - Seaexplorer und das 11th Hour Racing Team weiter ein Kopf-an-Kopf-Rennen. "Das ist spannender Segelsport, so wie wir uns das wünschen." Und das gilt auch für die Gesamtwertung. Wenn es beim aktuellen Stand bleibt, haben die ersten drei Teams der Gesamtwertung ungefähr gleich viele Punkte. "Und das macht es für das Finale auch noch mal richtig spannend."
Herrmann glaubt an Holcim-Comeback in Newport
Herrmann geht fest davon aus, dass der bisherige Gesamtführende, das Team Hocim - PRB, rechtzeitig zur fünften Etappe wieder am Start sein wird: "Sie würden nicht den ganzen Aufwand betreiben, den neuen Mast und das Boot nach Newport zu bringen, wenn es zu knapp geplant wäre." Die Yacht hatte nach einem Mastbruch nach Brasilien zurückkehren und dann die aktuelle Etappe abbrechen müssen. Das Boot und der neue Mast, der im französischen Lorient gelagert worden war, kommen per Frachter in die USA. Das Schiff wird wohl erst ein paar Tage vor der dem Start des fünften Teilabschnitts von Newport ins dänische Aarhus eintreffen.
Herrmann erwartet, dass das Team Holcim rund um die Uhr arbeiten muss, um rechtzeitig mit allen Arbeiten fertig zu werden. "Ich glaube: Die schaffen das." Allerdings wäre es auch möglich, mit Verspätung den anderen Teams hinterherzusegeln. Und auch der Letzte bekommt zumindest noch zwei Punkte für die Gesamtwertung. Außerdem: "Sie müssen das Schiff sowieso nach Europa bringen. Und es ist der schnellste Weg rüberzusegeln. Ein Start ist auf jeden Fall sinnvoll."
Vorfreude auf die fünfte Etappe
Der Startschuss zur fünften Etappe fällt am 21. Mai. Es geht quer über den Atlantik und gibt doppelt Punkte. Herrmann erwartet einen "Sprint" in "acht bis zehn Tagen" und eine Etappe, die der Malizia liegt. Seine Vorfreude ist dabei nicht nur wegen der Pause groß: "Ich bin die Route in der Form noch nicht gesegelt." Es geht durch den Golfstrom, aber auch Eiszonen. Nördlich um die britischen Inseln herum. "Das ist klimatisch und auch geografisch eine super spannende Route." Die am Ende über Skagen in die Ostsee, Herrmanns Heimatrevier, führt. "Da wollen wir natürlich vorne mit dabei sein."