Ocean Race: 11th Hour träumt vom Heimsieg - Malizia kämpft
Noch rund 2.500 Seemeilen liegen auf der vierten Etappe des Ocean Race vor den Spitzenteams. 11th Hour Racing macht vorne Druck, führt vor dem Team Malizia - und will den Abschnitt von Itajai/Brasilien ins US-amerikanische Segel-Mekka Newport unbedingt gewinnen.
Wie sehr sich Charlie Enright den Etappensieg auf einer Skala von null bis hundert wünscht? "Tausend", antwortet der 11th-Hour-Skipper. Der 38-Jährige stammt selbst aus Rhode Island, zudem führt das 5.500 Seemeilen lange Teilstück in den Heimathafen Newport. Mit der triumphalen Zieleinfahrt würde sich der Mitfavorit vor eigenem Publikum nicht nur einen Traum erfüllen, sondern auch endlich den ersten Etappensieg bei der Weltumseglung verbuchen. Mit Platz drei im Gesamtklassement kann das Team nicht zufrieden sein.
11th Hour baut Führung nach und nach aus
Tagelang lieferte sich 11th Hour zuletzt ein Bug-an-Bug-Rennen mit der Malizia - Seaexplorer, die am Äquator die Nase vorn hatte. Doch seit die Yachten den stabilen Nordost-Wind erreicht haben, baut das US-Boot seinen Vorsprung nach und nach aus. Am frühen Mittwochmittag lag 11th Hour rund 20 Seemeilen vor der Malizia, die den Speed des Konkurrenten streckenweise nicht ganz halten kann.
Guyot schon wieder im Pech
Auf Rang drei hat Biotherm inzwischen gut 50 Seemeilen aufzuholen. Guyot environnement - Team Europe mit dem Berliner Co-Skipper Robert Stanjek hatte nach zunächst erfolgreicher Aufholjagd erneut Pech, als eine Trimmleine für das Foil gefixt werden musste. Bei fast 300 Seemeilen Rückstand dürfte die Crew, die von technischen Problemen und Schäden verfolgt zu sein scheint, kaum mehr in den Kampf um die Podiumsplätze eingreifen können.
An der Spitze aber kann noch viel passieren. Die Wettervorhersage ist unklar. Es gibt noch einige Übergänge, die taktische Möglichkeiten bieten. Gewinnt das Team Malizia die Etappe, würde es nicht nur nach Punkten mit dem Gesamtführenden Holcim - PRB gleichziehen, sondern sich aufgrund des besseren Rankings bei den Hafenrennen sogar an die Spitze setzen.
Holcim-Skipper Kevin Escoffier beurteilt die Lage allerdings anders: "Für mich bedeutet das bei Punktgleichheit immer noch die Führung. Es würde uns glücklich machen, in Newport punktgleich mit Malizia vorne zu liegen", sagte der Franzose.
Holcim per Frachter unterwegs nach Newport
Das Boot unter Schweizer Flagge ist nach dem Mastbruch und dem Abbruch der vierten Etappe am Dienstag in Rio de Janeiro auf ein Frachtschiff verladen worden. Nun heißt es, so schnell wie möglich nach Newport zu gelangen, wo am 21. Mai die fünfte Etappe ins dänische Aarhus startet. Parallel wird der Ersatzmast aus Frankreich ebenfalls per Schiff in die USA transportiert. Für den Gesamtführenden ist es ein Rennen gegen die Zeit. "Sagen wir, es sind 15 Tage bis Newport. Es wird sehr eng", sagte Escoffier. Das Team stecke alle Kraft ins Comeback und in den Kampf um den Gesamtsieg.
Die Zeit drängt, denn das Teilstück nach Dänemark wird doppelt gewertet. Schafft es Holcim nicht rechtzeitig an die Startlinie, könnten am Ende bis zu 15 Wertungspunkte fehlen. Fünf für den Abschnitt nach Newport und weitere zehn für den nach Aarhus.