Ocean Race: Team Malizia freut sich auf Rückkehr nach Europa
Am Sonntag (20.15 Uhr MESZ) startet die Ocean-Race-Flotte in die fünfte Etappe, die über 3.500 Seemeilen vom US-Segelmekka Newport ins dänische Aarhus führt. Sie dürfte dem Team Malizia liegen. Skipper Boris Herrmann ist nach seiner Auszeit zurück an Bord.
Der Hamburger freut sich riesig auf die Transatlantik-Etappe und die Rückkehr nach Europa. "Endlich kommen wir in meine Heimatgewässer, die Ostsee", sagte der 41-Jährige. "Es ist eine legendäre, aufregende Hochseeregatta-Etappe und es wird bis zum Ziel spannend sein."
Überhaupt geht es vor dem fünften von sieben Teilstücken, das doppelt gewertet wird, eng zu im Ocean Race. Malizia ist punktgleich mit 11th Hour Racing Dritter der Gesamtwertung, das US-Boot liegt nur aufgrund der besseren Wertung in den Hafenrennen vor dem deutschen Team.
Holcim kehrt ins Rennen zurück
Spitzenreiter Holcim - PRB hat nach einem Mastbruch auf der vierten Etappe nur noch einen Zähler Vorsprung auf die beiden ärgsten Konkurrenten.
Die Schweizer Yacht ist mittlerweile per Frachter in Newport eingetroffen, hat den neuen Mast bekommen und soll bereits beim In-Port-Race am Sonnabend (20.10 Uhr MESZ) wieder einsatzbereit sein. "Wir müssen die Segel, die Takelage und all die anderen Dinge anpassen. Dass das Boot pünktlich und sogar ein bisschen früher angekommen ist als erhofft, ist ein großer Pluspunkt", berichtete Skipper Kevin Escoffier.
Nicht am Start ist Schlusslicht Guyot environnement - Team Europe. Die Yacht, die ebenfalls Mastbruch erlitt, wird per Frachter nach Europa transportiert und hofft dort auf einen Wiedereinstieg.
"Wir sind fast punktgleich. Es kann alles passieren, wir müssen konzentriert bleiben und die gute Arbeit fortsetzen", sagte Herrmann. "Die nächste Etappe hat statistisch gesehen die höchste Wahrscheinlichkeit für starke Wellen und Winde, und da sind wir definitiv stärker als andere Teams." Und mit dem Blick auf die Gesamtwertung: "Es geht ins letzte Drittel und wir sind in der Lage zu gewinnen."
"Wir haben alles, um das Rennen zu gewinnen." Boris Herrmann
Eliès ersetzt "The Brain" Lunven als Navigator
Erstmals wird der 41-Jährige gemeinsam Yann Eliès segeln, der Nico "The Brain" Lunven als Navigator ablöst. Der französische Segler war bereits auf der zweiten Etappe dabei, als er für den am Fuß verletzten Herrmann einsprang. "Nico hat bisher hervorragende Arbeit geleistet, daher ist sicherlich ein bisschen Druck da", sagte Eliès. "Aber ich habe den Atlantik über 20 Mal überquert, seltener in Richtung Europa, aber trotzdem kenne ich den Kurs recht gut."
Komplettiert wird die Crew durch Co-Skipper Will Harris und Rosalin Kuiper sowie Bordreporter Antoine Auriol. Das Trio hat bislang alle Etappen gesegelt. Kuiper strotzt dennoch einmal mehr vor Energie: "Wir haben 80 Prozent der Meilen gesegelt, aber es sind immer noch 45 Prozent der Punkte zu vergeben. Wir sind superhungrig", betonte die Niederländerin: "Wir sind bereit, das Boot ist bereit."
Unterschiedliche Bedingungen warten
Gleich zu Beginn dürfte es unruhig werden für die Flotte - der warme Golfstrom sorgt für eine starke Strömung entlang der Küste, das Wetter neigt zu Kapriolen. "Hier bauen sich die Tiefdruckgebiete des Nordatlantiks auf. Im Idealfall würde man versuchen, einen dieser Stürme zu erwischen", erläuterte Harris. Herrmann ergänzte: "Direkt vor Newport sind die Bedingungen ein wenig tricky. Bei einem Wind von mehr als 20 Knoten müssen wir aufpassen mit unserem Boot."
Unterwegs passiert die Flotte Neufundland, wo es kalt und neblig sein wird. Dann folgt die Eisgrenze, eine von der Rennleitung eingerichtete virtuelle Sperrzone, in der wegen möglicher Kollisionen mit Eisbergen nicht navigiert werden darf.
Eliès: "Wir werden wahrscheinlich sehr weit nach Norden fahren, nicht weit von Island entfernt, wo es zu dieser Jahreszeit 20 Stunden oder länger hell ist. Sobald wir den Norden Schottlands hinter uns haben, werden wir mehr unter Land segeln und müssen einige Ölplattformen und Windparks umschiffen."
Sprint über den Atlantik
Vier Monate nach dem Start im spanischen Alicante kehrt die Flotte nach Europa zurück. Voraussichtlich zehn bis zwölf Tage werden die Schiffe unterwegs sein. "Diese Etappe ist sehr abwechslungsreich und wird ein Sprint im schnellen Rhythmus über den Atlantik sein", sagte Herrmann. "Wir können schneller fahren als im Südpolarmeer, weil die Welle nicht so hoch sind", betonte Harris.
Auch Kuiper freut sich auf vertrautes Terrain: "Es war ein großes Abenteuer auf der ganzen Welt. Aber die europäischen Gewässer kenne ich am besten und ich freue mich darauf, bald nach Hause zu segeln."