Ocean Race: "Ein Desaster" - Mastbruch bei Guyot in stürmischer See
Bei der Weltumseglung The Ocean Race hat es den zweiten Mastbruch auf der vierten Etappe gegeben. Die Crew der Guyot environnement - Team Europe hat das Unglück auf den letzten Seemeilen des Abschnitts von Brasilien nach Newport unbeschadet überstanden und arbeitet an Lösungen, um den Zielhafen zu erreichen.
Am frühen Dienstagmorgen gegen 5 Uhr rund 600 Seemeilen östlich des Zielhafens versagte das Rigg der Guyot bei Orkanböen von bis zu 40 Knoten. Die Crew mit dem französischen Skipper Benjamin Dutreux, dem Berliner Co-Skipper Robert Stanjek, Annie Lush, Sébastien Simon und Onboard-Reporter Gauthier Lebec blieb dabei unverletzt, wie das Team mitteilte. Sie arbeite daran, das Boot zu sichern. Guyot hatte schon die dritte Etappe mit einem Rumpfschaden aufgeben müssen.
"Die Nummer mit dem Mast ist ein Desaster. Alle sind gerade sehr erschöpft und enttäuscht." Guyot-Co-Skipper Robert Stanjek
Das Zusammenspiel aus heftigem Wind und wilder See soll der Grund für den Mastbruch gewesen sein, erklärte Ralf Abratis, Pressesprecher des Offshore Team Germany, im Gespräch mit dem NDR.
"Das ist ein Desaster", sagte Co-Skipper Stanjek "yacht.de" und schilderte den Schock aus der vergangenen Nacht: "Ich habe zum Zeitpunkt des Mastbruchs geschlafen. Ich bin wach geworden, weil es zwei echt krasse Stampfer gab. Das Boot ist zweimal heftig in die Welle eingeschlagen und dann wurde es hektisch an Bord."
Etwas Glück im Unglück hatte das Team allerdings: "Der Mast ist nur einmal gebrochen", berichtete Stanjek. "Wir haben ein etwa vier Meter langes Mastfußstück an Bord stehen und den Rest leider kappen müssen." Die Crew werde nun versuchen, aus den Resten eine Art Not-Rigg aufzubauen, um "unter Segel" nach Newport zu kommen. Dafür müssten die Wetterbedingungen allerdings besser werden: "Die Wellen sind immer noch zu hoch und es ist zu windig, um sich überhaupt an Deck zu bewegen", erklärte der Berliner.
Not-Rigg oder "Sprit-Lieferung" für die Guyot
Unter Motor konnte die Imoca-Rennyacht von Skipper Dutreux zuletzt nur rund drei Knoten fahren. Das Problem: Es ist nicht genug Sprit an Bord, um die US-Küste zu erreichen. Klappt die Lösung mit dem provisorischen Mast nicht, müsste aus Newport eine "Sprit-Lieferung" auf den Weg gebracht werden. So oder so wird die Guyot wohl fünf bis sieben Tage brauchen, um in den Zielhafen der vierten Etappe zu gelangen.
Eine Alternative wäre der kanadische Hafen Halifax, weil die Distanz dorthin kürzer ist und der Golfstrom helfen könnte: Wie es danach für Guyot weitergeht, konnte Dutreux nicht sagen: "Wichtig ist erst einmal, dass wir einen Hafen erreichen. Dann können wir planen."
Einziger Ersatzmast von Holcim - PRB angefordert
Für die Mannschaft um Co-Skipper Stanjek, die im Gesamtranking mit zwei Punkten abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt, könnte es das endgültige Aus für das Ocean Race bedeuten. Es gibt für die gesamte Flotte nur einen Ersatzmast, der auf dem Weg von Frankreich nach Newport ist und von Holcim - PRB angefordert wurde. Auch der Gesamt-Spitzenreiter hatte auf der laufenden Etappe Mastbruch erlitten. Das neue Rigg steht dem Team zur Verfügung, das als erstes Bedarf angemeldet hat - also Holcim.
"Ich will nichts vorwegnehmen, die Entscheidungen trifft das Management. Aber es sieht alles andere als cool aus." Robert Stanjek
Stanjek hat keine Hoffnung, dass die Guyot am 21. Mai, wenn in Newport die fünfte Etappe ins dänische Aarhus startet, mit dabei sein kann. "Bis dahin wird auf keinen Fall etwas möglich sein. Das Schiff hat auch im Bugbereich etwas abbekommen. Das muss repariert werden", sagte der Berliner. "Vor allem aber kriegen wir als Low-Budget-Kampagne hier keinen Mast zum Start in die Transatlantik-Etappe hin. Das ist völlig utopisch."
"Es ist verrückt hier draußen"
Bereits am Vorabend hatte auf See der Sturm für Spitzenreiter 11th Hour Racing und Verfolger Malizia - Seaexplorer eingesetzt. Amory Ross vom US-Team 11th Hour Racing hatte berichtet: "Es ist verrückt hier draußen. Es steht außer Frage, dass es Bedingungen sind, die Boote kaputt machen können. Um ehrlich zu sein, ist es etwas beängstigend." Kurz vor dem Unglück hatte das Team Guyot noch ein Video hochgeladen, dass die schwierigen Bedingungen zeigt:
Als die Verfolger Biotherm und Guyot später in den Sturm segelten, hatte er sich noch verschärft, wie Ross vorhergesagt hatte: "Als Nächstes sind Biotherm und das Guyot Environnement - Team Europe an der Reihe, denen es wahrscheinlich noch schlechter gehen wird als uns. Die Etappe hat sich das Schlimmste für zuletzt aufgehoben."
Die Etappe führt weiter 11th Hour Racing mit gut 40 Seemeilen Vorsprung vor dem Team Malizia an. Beide Boote werden am Mittwoch oder Donnerstag im Ziel erwartet.