Ocean Race: Malizia passiert Kap Hoorn als Spitzenreiter
Das Team Malizia um den Hamburger Skipper Boris Herrmann hat beim Ocean Race den Wettlauf zum Kap Hoorn gewonnen. Die deutsche Rennyacht passierte die legendäre chilenische Landmarke am Montagabend nach 29 Tagen, vier Stunden und acht Minuten.
Herrmann war anschließend überwältigt. "Kap Hoorn hält für mich viele Erinnerungen bereit. Diese Linie als Erster zu erreichen, bedeutet fast mehr als der Etappensieg. Ich bin stolz auf das Team und auf dieses Boot", sagte der 41-Jährige nach seiner sechsten Passage der berühmtesten Landmarke des internationalen Segelsports.
Er und seine Crew hatten die Landspitze auf der chilenischen Felseninsel Isla Hornos mit 18 Seemeilen Vorsprung vor dem zuletzt wieder stark aufkommenden Schweizer Team Holcim - PRB erreicht.
Herrmann: "Das Horn sah wunderschön aus"
"Der Moment, in dem wir Arm in Arm mit diesem ikonischen Felsen im Rücken in die Kamera jubeln, löst bei mir und uns allen eine Reihe von Emotionen aus", sagte Herrmann und gönnte sich, dem Meer und seinem Boot einen Schluck aus einer Buddel Rum: "Das Horn sah heute wunderschön aus, und nach ein paar Minuten verschwand es wieder im grauen Nebel."
Malizia auf den Spuren der legendären Illbruck
Herrmann und Co. schrieben damit Geschichte: Die Malizia ist das erste deutsche Schiff seit der Illbruck im Jahr 2002, das bei einer internationalen Offshore-Regatta das Kap Hoorn in der Führungsposition rundete. Das Team um den Deutschen Tony Kolb gewann das Ocean Race anschließend auch - vielleicht ja ein gutes Omen für die Malizia.
"Diese Linie als Erster zu erreichen, bedeutet fast mehr als der Etappensieg. Ich bin stolz auf das Team und auf dieses Boot." Boris Herrmann
"Das Boot hat sich im Südpolarmeer wirklich bewährt und gezeigt, wie robust es ist", erklärte Herrmann. Sein Co-Skipper Will Harris ergänzte: "Wenn wir an den Beginn der Etappe mit den Problemen am Mast und die starken Winde der vergangenen Tage zurückdenken, denke ich, dass wir einen tollen Job gemacht haben."
Mit dem gelungenen Gipfelsturm sind die letzten 2.000 Seemeilen der längsten Königsetappe in der Geschichte des Ocean Race eingeläutet. Die Flotte verlässt den Südpazifik und segelt nun im Atlantik weiter. Dort geht es für die Weltumsegler in der finalen Phase von Etappe drei die südamerikanische Ostküste hinauf nach Itajai. Im brasilianischen Hafen wird die zweite Runde Punkte der doppelt gewerteten Etappe über insgesamt fast 15.000 Seemeilen verteilt.
Biotherm und 11th Hour Racing liegen aktuell etwa 250 Seemeilen hinter dem Spitzenpaar zurück. Harris, der Herrmann auf der vierten Etappe von Itajai in die amerikanische Hafenstadt Newport wieder als Skipper ablösen wird, prophezeite für das ausstehende Etappenfinale: "Es wird ein enges Rennen bis Itajai, Holcim macht richtig Druck und liegt nur knapp 20 Seemeilen hinter uns. Also müssen wir hart arbeiten, um diese Etappe als Erste zu beenden." Im Zwischen-Gesamtklassement ist die Malizia Dritter hinter den Holcim - PRB und 11th Hour Racing.
Malizia gewinnt Roaring Forties Trophy
Der Gesamtsieg bei der Segelregatta ist für Herrmann und Co. noch weit entfernt. Einen Titel hat das Team des gebürtigen Oldenburgers nun aber schon gewonnen: Es sicherte sich die Roaring Forties Trophy für das Boot, das die Passage zwischen dem Kap der Guten Hoffnung in Afrika und dem Kap Hoorn in Südamerika am schnellsten meisterte. Die Roaring Forties Trophy wurde in der Historie des Ocean Race erstmals für eine Nonstop-Passage zwischen beiden Kaps vergeben, da die dritte Etappe auch die historisch längste des Rennens ist.
Kuiper erholt sich in "filmreifem Krankenhaus"
Rosalin Kuiper kann die Malizia-Crew derzeit nicht unterstützen. Die Niederländern hatte sich beim Sturz aus der Koje in Folge der Begegnung zwischen Boot und großer Welle am Sonntag eine Gehirnerschütterung, eine Platzwunde und Prellungen zugezogen. Die 27-Jährige ruht auf Anraten der Ärzte an Bord, um schnellstmöglich wieder einsatzfähig zu sein, feierte aber kurz ihre erste Kap-Hoorn-Umrundung mit ihren Teamkollegen an Deck.
"Es ist ein filmreifes Krankenhaus, in dem ich liege und die wunderbare Passage von Kap Hoorn beobachte. So habe ich mir die Kap-Hoorn-Passage nicht vorgestellt. Aber ich könnte mir auch nicht wünschen, besser betreut zu werden. Ich bin den Jungs wirklich dankbar", so Kuiper, viel schläft und von den Teamkollegen umsorgt wird. "Ich fühle mich wie eine Prinzessin."
Die Niederländerin will so schnell wie möglich die Crew wieder unterstützen. Der Endspurt der dritten Etappe läuft und es geht für die Rennyachten gen Norden in Richtung Itajai. Ende der Woche werden die Malizia und Co. vermutlich im brasilianischen Zielhafen ankommen. "Es wird ein enges Rennen bis Itajai", sagte Co-Skipper Will Harris: "Wir müssen hart arbeiten, um diese Etappe als Erste zu beenden."