Malizia-Co-Skipperin Rosalin Kuiper: Mit Superkräften um die Welt
Sie ist Sportlerin aus Leidenschaft, hat Psychologie studiert, ist fleißig und mutig: Rosalin Kuiper segelt beim Ocean Race mit dem Team Malizia um die Welt - und scheut keine Herausforderung.
Boris Herrmann leidet unter Höhenangst. Und macht kein Geheimnis daraus. Nach oben in den Mast steigt er nur, wenn es nicht anders geht. Rosalin Kuiper ist in dieser Hinsicht aus anderem Holz geschnitzt. Mehrere Stunden verbrachte sie zuletzt in 28 Meter Höhe und hat riesigen Anteil daran, dass die Malizia auf der dritten Etappe des Ocean Race noch voll im Rennen ist. Eine Überwindung. Sicher. Doch was für den Wahl-Hamburger ein Albtraum ist, lässt das Herz der Niederländerin auch im besten Sinne höher schlagen.
"Ein krasser Moment"
"Da oben im Mast, das war einer des tollsten Momente, die ich mir vorstellen kann", berichtete die 27-Jährige, die im Alter von sechs Jahren mit dem Segeln begann. "Es ist gefährlich und du musst sehr vorsichtig sein. Aber der Körper ist voller Adrenalin. Alle Sinne sind geschärft, du hast menschliche Superkräfte und kannst alles schaffen. Viele Menschen würden Angst bekommen, aber ich liebe das Gefühl."
"Die Tage danach merkst du, was du getan hast. Aber oben im Mast war einer des tollsten Momente überhaupt. Ich habe mich so lebendig gefühlt." Rosalin Kuiper
Und sie liebt auch die Höhe. "Den Helikopter-Blick von oben. Um dich herum ist nur der Ozean und du realisierst, wo du bist - mitten auf dem Südpolarmeer, mitten im Nirgendwo. Wenn ich darüber rede, wird mir schon anders. Ich habe mich so lebendig gefühlt - es war ein krasser Moment."
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Boris Herrmann: "Allen Herausforderungen gewachsen"
Die Co-Skipperin hatte einen rund 30 Zentimeter langen Riss im oberen Mast in bewegter See zunächst angeschliffen, bevor ihr Teamkollege Will Harris die vorbereiteten Carbon-Flicken anbrachte. Am nächsten Tag verbrachte sie erneut Stunden in luftiger Höhe, um die Arbeiten abzuschließen und das Laminat zu testen.
Die Reparatur verlangte dem Team alles ab. Flößte der Crew aber auch jede Menge Selbstvertrauen ein, wie Skipper Herrmann am Donnerstag betonte: "Das hat uns Stärke gegeben. Wir haben jetzt das Gefühl, dass wir allen Herausforderungen gewachsen sind."
Geflickter Mast bleibt vielleicht
Am Mittwoch ergab ein weiterer Check durch Kuiper: Der geflickte Mast hält. Und muss vielleicht bei der Ankunft im Etappenzielhafen Itajai/Brasilien noch nicht einmal ausgetauscht werden. "Wir können einen neuen Mast kriegen, aber vielleicht lassen wir es auch, wie es ist. Ich habe noch nicht mit dem Team an Land gesprochen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir den Mast für den Rest des Rennens behalten", so Herrmann. "Im Moment segeln wir mit 100 Prozent."
Kuiper vermisst Musik und Tanzen
Noch liegen über 9.400 Seemeilen auf der dritten und mit insgesamt 12.750 Seemeilen längsten Etappe der Weltumrundung vor der Malizia, die sich nach der Zwangs-Reparaturpause auf den dritten Rang vorgekämpft hat. Und so schön und abenteuerlich es bei ihrer Ocean-Race-Premiere auf See auch ist - Rosalin Kuiper hat schon jetzt richtig Lust auf Brasilien. Auf die Menschen, den "Vibe". Die Musik. Und den Platz, sich so richtig zu bewegen. Herumzutanzen. "Darauf freue ich mich in Brasilien am meisten."