Collage: Christian Titz als Trainer beim HSV (l.) und beim 1. FC Magdeburg (r.) © picture alliance / dpa/Sudheimer Foto: Christian Modla/Selim Sudheimer

HSV gegen Magdeburg gefordert - erstes Duell mit Ex-Coach Titz

Stand: 23.10.2022 10:16 Uhr

Für den Hamburger SV gibt es heute im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg ein besonderes Wiedersehen: Beim FCM sitzt in Christian Titz der Trainer auf der Bank, mit dem der HSV seinerzeit in die Zweite Liga abgestiegen war.

von Florian Neuhauss

Es ist nicht so, dass Christian Titz an allem die Schuld trägt - vor ihm haben schon einige andere die Misere eingeleitet. Aber der 51-Jährige ist für immer mit der Geschichte des HSV verbunden: Titz ist der Trainer, mit dem die Hamburger zum bisher einzigen Mal abgestiegen sind. Nun kehrt der gebürtige Mannheimer, der von 2015 an in der Nachwuchsabteilung der Hanseaten arbeitete und im März 2018 die letztplatzierte Profimannschaft von Bernd Hollerbach übernahm, zum ersten Mal als Gegner ins Volksparkstadion zurück.

"Freue mich, die Menschen dort zu sehen"

"Klar, ich habe dort einige Jahre gearbeitet und gelebt, ich freue mich, die Menschen dort zu sehen, ich freue mich auf das Stadion, aber ich komme als Trainer des 1. FC Magdeburg. Wir haben eine Aufgabe gegen einen starken Gegner und die wollen wir positiv gestalten", setzte Titz vor dem Duell heute (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) das Pokerface auf. Die Erwähnung alter Schützlinge wie Jonas David oder Anssi Suhonen, die gegen Magdeburg in der Startformation stehen dürften, entlockten dem Fußball-Lehrer immerhin ein Lächeln. "Das sind gute Jungs, gute Spieler - aber jetzt geht es in den Wettbewerb und wir wollen das Spiel für uns entscheiden."

Titz musste beim HSV nach zehn Zweitliga-Spielen gehen

Ganz so emotionslos dürfte Titz beim Treffen mit seinem "Ex" allerdings nicht sein. Als Chefcoach hatte er beim HSV eigentlich von Beginn an auf verlorenem Posten gestanden. Am Saisonende wurde es noch mal knapp, nach acht Spielen unter Titz stand jedoch der Bundesliga-Abstieg. Ihm war es allerdings in der kurzen Zeit gelungen, den Club wieder aufzuwecken - und den Fans Freude zu bereiten. Unter ihm sollte der direkte Wiederaufstieg gelingen - doch der Vorstand beurlaubte Titz schon nach zehn Spielen in der Zweiten Liga. Dabei hatte das Team als Tabellenfünfter damals nur einen Punkt Rückstand auf die Aufstiegsplätze.

"Das ist ein Stachel, der bei Christian noch sehr tief sitzt." Titz' ehemaliger Co-Trainer Maik Göbbels im "Hamburger Abendblatt"

Über Rot-Weiss Essen landete Titz dann im vergangenen Jahr in Magdeburg - und führte den ehemaligen Europapokal-Sieger prompt souverän zur Drittliga-Meisterschaft und damit in dieselbe Liga, in der sein Ex-Club auch vier Jahre nach dem Abstieg unter seine Ägide nach wie vor kickt. Als Tabellenvorletzter kommt der FCM als klarer Außenseiter zum HSV, der auf dem Relegationsaufstiegsplatz steht.

"Der HSV spielt zu Hause, will das Spiel gestalten. Da könnten sich durchaus mehr Räume für uns ergeben, die Umschaltmomente für uns zulassen. Wir wollen versuchen, dass wir dort punkten können", sagte Titz, dessen Mannschaft allerdings im bisherigen Saisonverlauf - im Abstiegskampf höchst ungewöhnlich - durchschnittlich sogar noch mehr Ballbesitz hat als der HSV.

Walter: "Titz macht in Magdeburg guten Job"

Das zu verhindern ist natürlich Ziel des HSV mit Trainer Tim Walter, der bereits der fünfte Coach nach der Beurlaubung von Titz bei den Hamburgern ist. "Christian Titz macht einen guten Job in Magdeburg und ist zu Recht mit ihnen aufgestiegen. Er hat ihnen einen Stil und eine Identität gegeben. Daher wird es eine interessante Partie werden", ist Walter überzeugt.

Dass der HSV gerade "nur" Dritter ist, liegt neben der jüngsten Derby-Schlappe beim FC St. Pauli (0:3) vor allem an seiner Heimschwäche: Zehn Punkten aus sechs Spielen bedeuten aktuell nur Platz neun im Ranking. Auswärts (15/6) ist hingegen niemand so stark wie die Walter-Elf.

Einsatz von HSV-Stürmer Glatzel weiter fraglich

Personell könnte die Lage bei den Hamburgern vor dem Wiedersehen mit ihrem Ex-Coach deutlich besser sein. Auch wenn es zwischendurch schon einmal nach Entwarnung aussah, könnte wie schon im Pokal erneut Robert Glatzel ausfallen. "Er hat immer noch Rückenprobleme. Es ist etwas komplizierter und wir warten noch ab", erläuterte Walter. "Wenn sich Robert bis Sonntag gut fühlt, dann steht er auch zur Verfügung." Und wenn nicht, fehlt er dem Team genauso wie Bakery Jatta und Moritz Heyer, die sich beide im DFB-Pokalspiel bei RB Leipzig (0:4) Bänderrisse im Sprunggelenk zugezogen haben.

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Immerhin steht Laszlo Benes gegen Magdeburg wieder zur Verfügung. Der Mittelfeldmann ist nach einem grippalen Infekt ins Mannschaftstraining zurückgekehrt.

Springt HSV wieder auf Rang eins?

Durch die Personalprobleme könnte Sommerzugang William Mikelbrencis nach je einem Kurzeinsatz in Liga und Pokal sein Startelfdebüt feiern. "Er hatte zu Beginn ein paar Probleme mit der Sprache und dem neuen Spielstil, aber er bringt mittlerweile alles mit. Es kann gut sein, dass er spielt", sagte Walter.

Für den 46-Jährigen ist vor dem Duell - mit mehr als 52.000 Fans, darunter rund 7.000 aus Magdeburg - klar: "Wir wollen dem Spiel unseren Stempel aufdrücken. Der Schlüssel für uns ist, über den Ballbesitz zu kommen. Allerdings müssen wir auch unsere Konter besser ausspielen." Mit einem Sieg würden die Hamburger wieder auf die direkten Aufstiegsplätze springen. Nachdem Darmstadt (1:1 gegen Kiel) und Paderborn (0:0 in Braunschweig) gepatzt haben, ist sogar die Rückkehr an die Tabellenspitze möglich.

Mögliche Aufstellungen

HSV: Heuer Fernandes - Mikelbrencis, David, Vuskovic, Muheim - Meffert - Suhonen, Benes - Königsdörffer, Glatzel, Dompé
Magdeburg: Reimann - Bockhorn, Piccini, Gnaka, Bell Bell - Müller, Elfadli, Kwarteng - Ceka, Atik, El Hankouri

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: Pressmaster

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 23.10.2022 | 22:50 Uhr

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