Einigung bei Hannover 96: Mann und Bindzus künftig Geschäftsführer
Einen Tag vor Ablauf der Frist für den Lizenzantrag bei der DFL haben sich der Mutterverein und die Kapitalseite bei Hannover 96 gerade noch rechtzeitig geeinigt. Sportchef Marcus Mann und Finanzmann Henning Bindzus werden künftig in einer Doppelspitze als Geschäftsführer fungieren. Doch Zweifel an der dauerhaften Beilegung des Zwists bleiben.
Der nun zum Sport-Geschäftsführer beförderte Mann wird demnach bis zum 30. Juni 2029, Bindzus - früher Direktor für Marketing und Geschäftsbeziehungen beim HSV - als Finanzexperte bis mindestens 30. Juni 2027 bestellt. Beide übernehmen ihre neuen Aufgaben mit sofortiger Wirkung. Das teilte der Fußball-Zweitligist am Sonntagnachmittag mit.
"Ab jetzt steht wieder ausschließlich der Fußball im Vordergrund." Aufsichtsratsmitglied Hauke Jagau
Ihr erster Job wird die fristgerechte Unterzeichnung und Einreichung der Lizenzierungsunterlagen für die Saison 2025/26 sein, die bis Montag bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) vorliegen müssen. Den Lizenzantrag darf nur ein Geschäftsführer unterschreiben. Den dazugehörigen Lizenzhaushalt hatte der Aufsichtsrat der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA bereits am 5. März einstimmig beschlossen.
Tiefpunkt im ewigen Zwist
Seit im vergangenen Jahr der langjährige Investor Martin Kind vom Bundesgerichtshof als Clubboss abberufen worden war, hatten sich die Führung des e.V. und die Gesellschafter der ausgegliederten Profifußball-Abteilung nicht auf einen Nachfolger einigen können, da im Aufsichtsrat eine Pattsituation herrscht.
Der ewige Machtkampf und die monatelange Hängepartie bedrohten nun sogar die sportliche Zukunft des Aufstiegskandidaten. Zwar hatten die beiden designierten Bosse eigentlich schon längst festgestanden, doch bei den Details der Verträge gab es immer wieder Konflikte. Unter der Woche war der Dauerstreit beinahe eskaliert und das Einhalten der DFL-Frist damit scheinbar utopisch. Zumal zwei Gerichte zuletzt einen Antrag auf Berufung eines Not-Geschäftsführers abgelehnt hatten. Nun also endlich die Lösung im Krimi um den Geschäftsführerposten.
"Auf lange Sicht Themen abräumen"
"Ich glaube, dieser Zeitdruck ist notwendig dafür gewesen, dass wir es hinbekommen. Heute waren wir so weit, dass wir wussten, wenn es bis 13 Uhr intern nicht steht, geht's nicht mehr. Das muss ja auch umgesetzt werden", sagte Aufsichtsratsmitglied Hauke Jagau dem NDR. "Am Ende steht die Frage: Kann ich das mittragen oder es ist vorbei. Und an der Stelle kommen Sie vielleicht zu anderen Ergebnissen als vor vier Wochen." Er danke allen Seiten. "Der Kapitalseite, die sich richtig bewegt hat und auch dem Verein, der Zugeständnisse gemacht hat."
"Am Ende sind wahrscheinlich beide Seiten nicht wirklich zufrieden. Das ist ein Zeichen, dass es ein Geben und Nehmen ist." Hauke Jagau
Er wünsche sich, "dass das der Startschuss dafür ist, auf lange Sicht Themen abzuräumen, damit wir aus den Schlagzeilen rauskommen und den Fußball im Vordergrund haben. Hannover 96 gehört in die Bundesliga. Ich bin sicher, dass die da auch wieder spielen werden, wenn wir die Ruhe und Sicherheit wieder bringen können."
Einstimmiger Beschluss
Auch Ralf Nestler zeigte sich am Sonntag zufrieden: "Das einstimmige Votum im Aufsichtsrat der Management GmbH belegt, dass wir gemeinsam eine zukunftsfähige Lösung für Hannover 96 gefunden haben."
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Management GmbH betonte, dass nicht etwa eine finanzielle Abhängigkeit des e.V. den Ausschlag gegeben hätte.
"Um das klarzustellen: Der Verein kann auf eigenen Beinen stehen und ist so aufgestellt inzwischen, dass wir diese Gelder nicht benötigen. Insofern war das jetzt kein Druckmittel für die Kapitalseite zu sagen, wir entziehen euch die Gelder."
"Das Thema Macht jetzt mal beiseitelegen"
Jagau sprach von "anstrengenden und intensiven Verhandlungen. Am Ende zählt das Ergebnis, wir haben es hinbekommen und das ist gut für Hannover 96." So sieht es auch Nestler: "Wir haben immer noch die Chance, in die Fußball-Bundesliga aufzusteigen. Wir haben Themen vor der Brust, die wir angehen sollten und das Thema Macht jetzt mal beiseitelegen."
Aber ob der Burgfrieden dauerhaft hält? "Wir haben noch genug andere Baustellen, die wir hoffentlich in den nächsten Monaten bearbeiten können. Da ist zu Recht von beiden Seiten eine Skepsis und da braucht es länger, bis man sich verständigt hat", erklärte Jagau. "Es liegt jetzt an beiden Seiten, für die Zukunft etwas Vernünftiges zu machen."
