Desaster gegen Hertha BSC: Eintracht Braunschweig wie ein Absteiger
Eintracht Braunschweig hat im Kellerduell der 2. Liga gegen Hertha BSC eine empfindliche Schlappe hinnehmen müssen. Die Mannschaft von Coach Daniel Scherning unterlag den Berlinern am Sonntag mit 1:5 (0:3) und zeigte dabei am Ende Auflösungerscheinungen. Für den Trainer könnte es nun eng werden.
"Es ist normal, dass in so einem Moment wie jetzt kritische Stimmen aufkommen. Dass da auch Stimmen aufkommen, die einen Trainerwechsel fordern", sagte Scherning selbst offen. "Die Leistung war für ein Heimspiel in der Situation, in der wir stecken, viel zu schlecht. Da ist es doch klar, dass es eine Diskussion um den Trainer gibt." Sport-Geschäftsführer Benjamin Kessel lehnte eine Stellungnahme zum Spiel und zur Zukunft des 41-Jährigen ab.
"Heute war es ein Rückschritt, der so nicht zu akzeptieren ist." BTSV-Trainer Daniel Scherning
Scherning hatte die Braunschweiger in der vergangenen Saison vor dem Abstieg gerettet. Bereits kurz vor Weihnachten diskutierten Aufsichtsrat und Geschäftsführung über eine Ablösung des Trainers. In der Winterpause sprach man ihm aber noch einmal das Vertrauen aus und verstärkte die Mannschaft stattdessen mit fünf neuen Spielern für den Abstiegskampf.
Pfiffe von den Rängen
Die klare Niederlage gegen die Berliner ist nun ein herber Rückschlag für den Tabellen-16 und Scherning. "Ich bin sehr sauer und sehr enttäuscht von unserer Leistung. Wir können uns nur entschuldigen bei allen, die heute im Stadion waren", so der "Löwen"-Trainer.
Der BTSV hatte nur phasenweise Zweitliga-Format. Ein Potpourri von vielen kleinen Fehlern führte zu einer bedenklich schwachen Mannschaftsleistung. Keeper Ron-Thorben Hoffmann bewahrte die Niedersachsen, vor einer noch höheren Pleite. Von den Rängen gab es Pfiffe.
Treffer von Fabian Reese (8.) sowie Derry Scherhant (42.) und ein Eigentor von Jannis Nikolaou (44., Eigentor) sorgten für den 0:3-Pausenrückstand. In der zweiten Hälfte erhöhte Reese zum 4:0 (69.) für das Team von Neu-Coach Stefan Leitl. In der Nachspielzeit verkürzte Lino Tempelmann zunächst (90.+1), bevor Marten Winkler zum Endstand traf (90.+3).
"Die Tore fallen insgesamt viel zu einfach. In der zweiten Halbzeit sind wir ins offene Messer gelaufen. Das darf uns so zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht passieren. Heute war es unter dem Strich leider nichts", erklärte Verteidiger Nikolaou im NDR Interview.
Nach Länderspiel-Pause Kellerduell in Münster
Während Hertha nun etwas durchatmen kann, ist die Lage für den BTSV noch brenzliger geworden. Nach der Länderspiel-Pause steht am 30. März (13.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) die Auswärtspartie beim Tabellen-15. Preußen Münster für die "Löwen" an. Im Falle einer Pleite beim Aufsteiger würde der Rückstand auf den ersten sicheren Nichtabstiegsplatz auf sechs Zähler anwachsen.
Braunschweig zu harm- und körperlos
Scherning war am Sonntagmorgen nach einer Nacht mit wenig Schlaf und viel Schüttelfrost ins Eintracht-Stadion gefahren, um sich dort von den Mannschaftsärzten versorgen zu lassen. Der Coach wollte im wichtigen Kellerduell mit dem tief gefallenen einstigen "Big City Club" von der Spree unbedingt an der Seitenlinie stehen. Was der 41-Jährige von dort aus dann im ersten Abschnitt von seinen Schützlingen sah, dürfte für seine Genesung nicht sonderlich förderlich gewesen sein.
Neben den altbekannten Defiziten in der Vorwärtsbewegung - nur Tabellenschlusslicht Jahn Regensburg hat in Liga zwei weniger Treffer erzielt als der BTSV - zeigten die Niedersachsen gegen Berlin auch in der Arbeit gegen den Ball große Schwächen. Zu passiv, zu körperlos und zu unsortiert präsentierte sich die Eintracht-Defensive bei den Hertha-Angriffen, die zu den Gegentoren führten.
Eintracht-Abwehr macht es Hertha leicht
Reese eröffnete die Berliner Fest-Spiele in der Löwenstadt mit einem satten Rechtsschuss in den Giebel. Um ihn herum standen drei Braunschweiger. Kurz vor der Pause erhöhte Scherhant nach einem Konter über wenige Stationen zum 2:0. Das Rückzugsverhalten des BTSV hatte dabei ungefähr Kreisliga-Format. Es folgte als "Krönung" eines misslungenen Eintracht-Auftritts in Hälfte eins das Eigentor von Nikolaou, der eine Scherhant-Hereingabe ins eigene Netz bugsierte.
Das 0:3 zur Pause entsprach durchaus dem Spielverlauf. Denn während die Scherning-Elf kein einziges Mal richtig gefährlich geworden war, hatten die Gäste weitere Tormöglichkeiten ausgelassen.
BTSV besser, aber immer noch nicht gut
Nach dem Seitenwechsel und der Hereinnahme der Angreifer Richmond Tachie und Sebastian Polter entwickelten die Hausherren mehr Druck und kamen endlich zu Abschlüssen aus aussichtsreichen Positionen. Ein rascher Anschlusstreffer hätte die Statik der Partie vielleicht noch einmal entscheidend ändern können. Doch er fiel nicht. Und weil die Arbeit gegen den Ball bei den Braunschweigern weiter mangelhaft war, besaß Berlin weiter beste Chancen. Eine davon nutzte der freigespielte Reese mit einem Lupfer zum 4:0.
Damit war die endgültige Entscheidung im Stadion an der Hamburger Straße gefallen, der Torhunger der Gäste aber noch nicht gestillt. Keeper Hoffmann verhinderte zunächst weitere Gegentreffer, musste mit dem Schlusspfiff aber ein weiteres Mal hinter sich greifen. Torschütze Winkler war völlig frei vor ihm aufgetaucht. Zuvor hatte Tempelmann den Anschlusstreffer erzielt.
