Warum Maurides zum FC St. Pauli passt
Brasilianer beim FC St. Pauli - sportlich gesehen nur selten eine Erfolgsgeschichte, vor allem, wenn es sich um Stürmer handelte. Warum sich Neuzugang Maurides dennoch als guter Griff für den Fußball-Zweitligisten erweisen könnte, zeigt ein Blick in die Daten.
Dass Brasilianer am Millerntor gern gesehen sind, verdeutlicht ein Comic-Strip von Guido Schröter aus den 1990er-Jahren: Man sieht Leonardo Manzi auf den Schultern der Fans, die ihn mit "Leo Leo"-Rufen als besten Spieler eines Spiels feiern. Seinen Hinweis, er sei doch erst in der Nachspielzeit eingewechselt worden und keinmal am Ball gewesen, lässt die Anhänger nur kurz stutzen. Sie tragen ihn grölend und jubelnd weiter.
Der stets strahlende Manzi war Publikumsliebling, unter anderem wegen seines Siegtreffers am letzten Spieltag der Saison 1992/1993 gegen Hannover 96, der St. Pauli den Klassenerhalt bescherte. Ein Leistungsträger war der Brasilianer jedoch nicht: In 122 Einsätzen erzielte der Stürmer lediglich 16 Tore.
Auch die Angreifer Emerson (26 Spiele, zwei Tore), Marcao (24/2) oder Franco (9/0) brachten die Kiezkicker sportlich nur bedingt voran.
Maurides mit wertvollen "Skills"
Das könnte bei der jüngsten brasilianischen Neuverpflichtung Maurides anders aussehen. Der 1,89 Meter große und 86 Kilogramm schwere Angreifer, der vom polnischen Erstligisten Radomiak Radom kommt, weist einen GSN-Index von 54,35 aus - das ist durchschnittliches Zweitliga-Niveau.
Maurides hat eine nicht gerade herausragende Torquote (zuletzt zehn Treffer in 50 Spielen), als Zielspieler aber andere "Skills", die ihn für die Hamburger wertvoll machen können: Er ist ein körperlich robuster Stürmer mit sehr gutem Kopfballspiel und besitzt eine starke Sprungkraft in Kombination mit gutem Timing.
Abnehmer für die Flanken von außen
Der FC St. Pauli hat mit Leart Paqarada (5,5 Flanken pro 90 Minuten) und Manolis Saliakas (4,7 Flanken pro 90) die Außenverteidiger im Kader, die im Ligavergleich die meisten Flanken schlagen. Bisher fehlte dafür aber der richtige Abnehmer. Diese Lücke könnte Maurides schließen, wenn er sich fast ausschließlich auf die Offensive konzentrieren kann.
"Maurides erfüllt das Profil, nach dem wir gesucht haben: Ein körperlich robuster Stürmer, der Bälle festmachen kann und Torgefahr mitbringt." St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann
Zudem fällt der Brasilianer durch eine mutige Spielweise auf, antizipiert gut und kann offensiv Räume finden. Sein erster Kontakt ist ordentlich bei einer sauberen Ballverarbeitung, sein Passspiel sogar leicht überdurchschnittlich.
Hürzeler: "Weitere Option für die Offensive"
Als alleinige Sturmspitze ist Maurides wohl eher keine Hilfe für St. Pauli, im Verbund mit einem zweiten Stürmer könnte aber das gute Kopfballspiel des 28-Jährigen das Angriffsspiel der Braun-Weißen entscheidend verstärken: Sei es durch eigene Abschlüsse oder durch Ablagen auf die Mitspieler.
Darauf setzt auch Interimscoach Fabian Hürzeler. "Maurides kann den Ball nicht nur behaupten, sondern er zieht auch in den Strafraum. Er sprintet die gegnerischen Spieler stark an, setzt die Abwehr unter Druck, hat Ideen beim Torabschluss - sieht aber auch Mitspieler, wenn sie besser positioniert sind."
Wenn Maurides das alles am 29. Januar beim Rückrundenstart in Nürnberg so umsetzt, könnte das tatsächlich der Beginn einer brasilianischen Erfolgsgeschichte bei den Kiezkickern werden.