Tom Weilandt im Trikot des Greifswalder FC (Foto aus dem Oktober 2023) © IMAGO / Andy Bünning

Tom Weilandts Kampf gegen den Blutkrebs: "Bin froh, noch da zu sein"

Stand: 30.12.2024 10:35 Uhr

Der langjährige Fußball-Profi Tom Weilandt war an Blutkrebs erkrankt. Die Ärzte machten dem vormaligen Kapitän des Greifswalder FC kaum Hoffnung auf Heilung. Der Familienvater musste sich mit gerade einmal Anfang 30 mit dem Gedanken an den eigenen Tod beschäftigen. Doch der gebürtige Rostocker überwand den Krebs - und sieht das Leben nun mit anderen Augen.

Das Unbegreifliche begreifen - Tom Weilandt konnte es nicht. Er wollte es auch nicht. Zumindest zunächst nicht. Als der Offensivspieler vor rund einem Jahr nach einem Bluttest die niederschmetternde Diagnose "dringender Verdacht auf Leukämie" erhielt, tat er erst einmal nichts. "Ich war geschockt. Ich fühlte mich wie paralysiert und hatte die Hoffnung, eine zweite Meinung könnte den Befund in Luft auflösen", erklärte der 32-Jährige nun in einem Interview mit der "Ostsee-Zeitung" ("OZ").

Dass er sich nicht sofort in ärztliche Behandlung begab, hätte Weilandt, der beim FC Hansa Rostock ausgebildet wurde und dort seine Profilaufbahn begann, beinahe das Leben gekostet.

"Ich bin jeden Tag froh, noch da zu sein. Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen." Ex-Fußball-Profi Tom Weilandt

Denn nur Wochen nach der Diagnose fiel er zu Hause in Ohnmacht, der Notarzt lieferte ihn in die Rostocker Universitätsklinik ein. Dort wurde der Blutkrebs-Befund bestätigt. Zudem musste der Fußball-Profi am Kopf operiert werden, da der Druck auf sein Gehirn zu groß war. Nach dem schweren Eingriff war Weilandt, der einen Monat zuvor noch für den Regionalligisten Greifswalder FC auf dem Platz gestanden hatte, bei jedem Schritt auf Unterstützung angewiesen.

"Wenn ich gespielt habe, bin ich elf Kilometer gelaufen. Im Krankenhaus waren für mich die vier Meter zur Toilette ohne Hilfe unüberwindbar", sagte er der "OZ". Die Ärzte hätten ihm damals prognostiziert, entweder sterben zu müssen oder ein Pflegefall zu werden, so der 32-Jährige weiter.

Tränen bei Greifswalder Teamkameraden

Während Weilandt in Rostock um sein Leben kämpfte, absolvierten seine Teamkameraden vom GFC in der Türkei ein Trainingslager. Dort erfuhren die Spieler des Aufstiegsanwärters vom Schicksal ihres Kapitäns. Die Betroffenheit war groß. Es flossen Tränen, einige Akteure wollten abreisen. Nach außen drang nichts. Der Regionalligist machte die schwere Erkrankung seines Mannschaftsführers, der nach Profistationen beim FC Hansa, der SpVgg Greuther Fürth, Holstein Kiel und dem VfL Bochum 2022 zu den Vorpommern gewechselt war, nicht öffentlich.

Auf Nachfrage hieß es von Vereinsseite stets nur, Weilandt fehle krankheitsbedingt. Bis heute wird der 32-Jährige auf der Website des Viertligisten im Kader geführt. Ein Comeback für den GFC wird es jedoch nicht mehr geben. Weilandt hat seine Laufbahn beendet. "Ich bin nicht traurig, denn ich hatte eine gute Zeit", sagt er.

Auch Infektion mit Krankenhauskeim entmutigt Weilandt nicht

Die Prioritäten im Leben des Sohnes von Hansa-Legende Hilmar Weilandt haben sich nach der schweren Zeit komplett verschoben. Selbst Alltägliches wie ein Spaziergang, eine Fahrrad-Tour oder ein Treffen mit Freunden hat für den 32-Jährigen einen hohen Stellenwert. "Ich bin jeden Tag froh, noch da zu sein. Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen", so Weilandt.

"Nach allem, was ich durchgemacht habe, werde ich nie wieder Angst haben." Tom Weilandt

Zwischenzeitlich hatte der vormals austrainierte Fußballer nur noch 55 Kilogramm gewogen, seine Haare waren infolge der Chemotherapien ausgefallen. Ohne die Unterstützung von Familie und Freunden hatte er während der Krebs-Behandlung phasenweise kaum einen Schritt gehen können. Zu allem Überfluss infizierte sich der langjährige Zweitliga-Spieler auch noch mit einem Krankenhauskeim. Doch er ließ sich auch davon nicht entmutigen.

Woher er die Kraft dafür nahm, kann sich der 32-Jährige selbst nicht so richtig erklären. Er ist sich sicher, Beistand von oben gehabt zu haben: "Ich war beschützt. Jesus war Teil meiner Heilung. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich wieder gesund geworden bin."

Ehefrau Laura dankt Gott für Heilung

Zu Ostern hatte er die Klink verlassen dürfen. Anschließend rappelte er sich langsam wieder auf. Weilandt fand sein Lachen zurück. Davon konnte ab September auch die Öffentlichkeit wieder Kenntnis nehmen. Seine Frau Laura postete auf ihrem Instagram-Account Videos, die sie glücklich mit ihrem Mann und den Kindern an der Ostsee oder im Garten zeigen.

Am 5. Dezember feierte das Paar seinen vierten Hochzeitstag. "Ich danke Gott, dass wir diesen Tag gemeinsam feiern können", schrieb Weilandts Frau am Ende eines emotionalen Posts, in dem sie auch aus der Bibel zitierte.

Regelmäßige Blutkontrollen nötig

Nach einem Jahr zwischen Hoffen und Bangen ist nun Ruhe eingekehrt bei der in Rostock lebenden Familie. Das Weihnachtsfest verbrachte das Ehepaar gemeinsam mit den beiden Töchtern, den Eltern und Großeltern im Eigenheim in Rostock. "Gemütlich und emotional" werde die Zusammenkunft werden, hatte Tom Weilandt angekündigt. Denn: "Ich bin wieder da. Wir haben viel nachzuholen."

Der 32-Jährige ist voller Lebensfreude. Wohl wissend, dass die tückische Krankheit im schlimmsten Fall wieder zurückkommen kann. In regelmäßigen Abständen muss er sein Blut kontrollieren lassen. Stets verbunden mit der Hoffnung, dass die Zahl der Thrombozyten (Blutplättchen) wie aktuell im Normbereich liegt.

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