Scheitern verboten! VfL Wolfsburg vor Champions-League-Qualifikation
Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg treffen in der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League auf die AC Florenz. Heute tritt das Team von Trainer Tommy Stroot in Italien an, das Rückspiel folgt eine Woche später in Wolfsburg. Die Duelle haben enorme Bedeutung für den Verein.
Es geht ums Prestige, um den Ruf, man könnte auch sagen: Der VfL kämpft um seinen Platz auf der europäischen Fußball-Landkarte der Topvereine. Fände Wolfsburg zum zweiten Mal in Folge international nicht statt, würde der Club auf dieser Karte verschwinden, mindestens verblassen. Zwei Jahre ohne internationalen Wettbewerb? Undenkbar für den zweimaligen Champions-League-Sieger (2013 und 2014).
Bitteres Aus gegen Paris in der vergangenen Saison
Im vergangenen Jahr war das VfL-Team in der Qualifikation in den Duellen gegen Paris FC gescheitert, dem 3:3 in Frankreich folgte eine 0:2-Niederlage in Wolfsburg - die bitterste der Saison. Als "unverhandelbar" hatte Trainer Tommy Stroot das Erreichen der Gruppenphase der Champions League zuvor bezeichnet. Aber der "worst case" trat ein.
"Die Qualifikation ist unverhandelbar, dieses Wort würde ich auch wieder benutzen." VfL-Trainer Tommy Stroot
"Wir werden alles daran setzen, es dieses Mal zu schaffen. Wir haben die Qualität dazu. Die Qualifikation ist unverhandelbar, dieses Wort würde ich auch wieder benutzen", sagte Stroot vor dem Play-off-Hinspiel heute (20 Uhr) in Florenz. "Die Champions League ist das größte Podium, um sich zu messen. Wir wissen, wie bedeutend dieser Wettbewerb ist. Wir wissen, was wir können und dass unser Club minimal in diese Gruppenphase gehört."
Champions League finanziell kein großer Faktor
Finanziell ist die Teilnahme an der Champions League zwar kein großer Gewinn - in der vergangenen Saison zahlte die UEFA 400.000 Euro Startgeld an jeden Teilnehmer der Gruppenphase (in der "Königsklasse" der Männer liegt der Betrag aktuell bei 18,6 Millionen Euro). Rechnet man Reisekosten und sonstige Aufwendungen dagegen, ist selbst der Finaleinzug eines Frauenteams nicht wirklich lukrativ.
"Wir wollen Englische Wochen"
Aber: Für Profis, die der VfL verpflichten möchte, würde sich die Strahlkraft des Clubs verringern, wenn die "Königsklasse" verpasst würde. Und für die, die schon da sind - wieder eine Saison mit nur wenigen Highlight-Spielen in der Liga sowie dem Pokal? Dafür ist der Kader zu breit und zu prominent aufgestellt, zumindest, wenn die Spielerinnen weitgehend von Verletzungen verschont bleiben. "Wir wollen Englische Wochen, wir würden uns freuen, wieder alle drei Tage Fußball zu spielen", so Stroot.
Stroot-Verlängerung kurz vor den entscheidenden Spielen
Vergangene Woche erst hat der Verein den Vertrag des Trainers vorzeitig bis 2027 verlängert. Stroot hatte eigentlich seinen Abschied zum Ende dieser Saison verkündet, dachte an einen Wechsel ins Ausland, aber der neue Geschäftsführer Peter Christiansen sowie der neue VfL-Aufsichtsratschef Sebastian Rudolph haben den Meistertrainer von 2022 überzeugt, zu bleiben. Wesentlich sind die gezeigte Wertschätzung für die Frauenfußballabteilung samt in Aussicht gestellter Verbesserungen der Infrastruktur.
Der Zeitpunkt für die Vertragsverlängerung: mutig. Denn sollte die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb erneut misslingen, zum zweiten Mal unter Stroot, dürfte diese Entscheidung deutlich hinterfragt werden.
In der Liga hat der VfL in den ersten beiden Partien noch nicht überzeugt. Einem 3:3 zu Hause gegen Werder Bremen samt eines "Phantomtors" von Alexandra Popp, das nicht hätte zählen dürfen, folgte ein 1:0-Sieg bei Aufsteiger Jena. 34 Mal schossen die VfL-Spielerinnen auf und neben das Tor, aber nur Popp traf, überaus sehenswert mit der Hacke ins kurze Eck.
Umbruch im Team
Für die abgewanderten Leistungsträgerinnen Lena Oberdorf, Ewa Pajor und Dominique Janssen wurden vielversprechende Spielerinnen wie die Olympia-Bronzemedaillengewinnerinnen Janina Minge und Sarai Linder verpflichtet. Der Umbau eines Teams braucht aber normalerweise Zeit, darauf weist auch Stroot hin: "Es ist geht um einen Mix, auf der einen Seite: Was wollen wir spielerisch zeigen? Auf der anderen: Was brauchen wir für saubere Ergebnisse? Gegen Florenz wird der Fokus klar auf das Ergebnis gehen."
Florenz mit Vero Boquete
Die Gegnerinnen aus Florenz haben die vergangene Saison in der Liga als Tabellendritte beendet, daher mussten sie früher als die deutschen Vize-Meisterinnen in die Qualifikation einsteigen. Die zweite Runde erreichten die Italienerinnen durch Siege gegen Ajax Amsterdam und Brondby IF aus Kopenhagen. Bekannteste Spielerin ist Vero Boquete, die 2014 mit Tyresö aus Schweden im Champions-League-Finale gegen den VfL unter anderem durch ein Tor von Popp verlor. Ein Jahr später gewann sie den Titel mit dem 1. FFC Frankfurt. Vero zählt zu den bekanntesten Gesichtern im Fußball der Frauen, ist allerdings mittlerweile 37 Jahre alt.
VfL Wolfsburg favorisiert
Die Wolfsburgerinnen, 2023 im Finale gegen Barcelona unterlegen, gehen favorisiert in die Duelle mit dem Club aus der Toskana. Damit kann sein Team umgehen, ist Trainer Stroot sich sicher: "Die Bedeutung dieser Partien ist jeder Spielerin klar. Wir alle wollen in die Gruppenphase der Champions League, das ist unser Anspruch."
Die Entscheidung darüber fällt dann am kommenden Mittwoch (25.9., 18.30 Uhr) beim Rückspiel in Wolfsburg. Die Auslosung der Gruppenphase mit 16 Clubs ist für den 27. September vorgesehen. Die ersten Partien finden am 8. Oktober statt.