Spektakuläre Wende: Darum bleibt Stroot Trainer der Wolfsburger Frauen
Im Mai hatte VfL-Trainer Tommy Stroot verkündet, den Verein zum Ende der Saison 2024/25 verlassen und ins Ausland wechseln zu wollen. Nun die Wende: Stroot bleibt Coach der Bundesliga-Fußballerinnen. Grund dafür ist die Perspektive auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in Wolfsburg - in Aussicht gestellt durch die neue Clubführung.
Zur überraschenden Vertragsverlängerung hat der VfL ein Video produziert. Trainer Stroot sitzt im Büro, nacheinander schauen Spielerinnen vorbei und stellen ihm Fragen. "Hey Tommy, weißt Du eigentlich schon, was Du nächste Saison machst?", möchte Verteidigerin Joelle Wedemeyer wissen. Die Antwort: "Jo, ich werde wieder eine geile Mannschaft trainieren!" Es ist seine eigene.
Vor vier Monaten hatte Stroot seinen Wunsch, den VfL zu verlassen, mit seiner familiären Situation begründet - er wolle umziehen, bevor sein Sohn eingeschult werde, zudem wurde damals deutlich, dass der 35-Jährige einen Job im Ausland für reizvoll hielte. In derselben Pressekonferenz, in der er seine Beweggründe für den Weggang erläuterte, mahnte der Trainer mehrfach an, dass der VfL drohe, weiter an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.
Bei den Trainingsmöglichkeiten und der Infrastruktur sind Topvereine wie der FC Bayern sowie Clubs aus England und Spanien mittlerweile deutlich besser aufgestellt, auch deshalb verliert der VfL regelmäßig das Rennen um Wunschspielerinnen.
Neue Clubführung will Abteilung offenbar voranbringen
Seit Mai hat sich beim VfL einiges verändert. Stand der Club nach der Freistellung von Geschäftsführer Marcel Schäfer zunächst ohne hauptverantwortliche sportliche Leitung da, ist nun seit Juli Peter Christiansen als Geschäftsführer im Amt. Zudem gab es einen Wechsel im Aufsichtsrat, in dem jetzt Sebastian Rudolph den Vorsitz hat.
"Die beiden haben konkrete Vorstellungen davon, welche Maßnahmen es braucht, um den Frauenfußball beim VfL in eine erfolgreiche Zukunft zu führen und international wie national auf hohem Niveau wettbewerbsfähig zu bleiben", sagt Stroot. "Wohl wissend, wie groß die Herausforderungen sind. Das war der Türöffner um zu sagen, ich höre mir das an."
Wie viel Wertschätzung die neuen Verantwortlichen dem Frauenfußball beim VfL entgegenbringen, war bereits in den vergangenen Monaten zu spüren. Christiansen beispielsweise war im Trainingslager des Teams im August dabei und signalisierte die Bereitschaft, die Abteilung durch Investitionen voranbringen zu wollen. Zwar wurden noch keine konkreten Pläne etwa für den Bau eines neuen Trainingszentrums oder gar einer Akademie für den Frauenfußball bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass der Club es ernst meint - sonst hätte Stroot nicht verlängert.
Stroot unterschreibt bis 2027
Sowohl Clubs aus England als aus der niederländische Verband sollen Interesse am Meistertrainer von 2022 gehabt haben. Aber: "In den vergangenen Wochen ist bei mir der Entschluss gereift, dass mein Weg beim VfL noch nicht zu Ende ist und dass ich für eine neue Herausforderung keinen neuen Verein brauche. Ich freue mich darauf, den vor uns liegenden Prozess der personellen und strukturellen Neuausrichtung auf der sportlichen Kommandobrücke mitzugestalten", so Stroot.
"Die Überzeugung, die Leidenschaft, die Transparenz, die mir aufgezeigt wurde, haben mich dazu bewegt, am Ende hier zu bleiben." Tommy Stroot
Die Funktionäre des Clubs sind überzeugt davon, dass die Verlängerung des Vertrags mit Stroot bis 2027 richtig ist. "Ich habe mich persönlich davon überzeugen können, wie professionell und auf welch hohem Niveau bei den VfL-Frauen gearbeitet wird und dass es keinen besseren Cheftrainer für dieses Team geben kann", sagte Geschäftsführer Christiansen. "Von daher war es für mich alternativlos, Tommys Entscheidung, den VfL im nächsten Sommer zu verlassen, nicht einfach zu akzeptieren, sondern noch einmal in Gespräche zu gehen."
Großer Umbruch - mit Stroot
Für den VfL ist es enorm wichtig, nun Klarheit auf dieser Position zu haben. Zum Ende der Saison laufen 14 Verträge mit Spielerinnen aus, darunter die von Kapitänin Alexandra Popp, Torhüterin Merle Frohms, den Nationalspielerinnen Jule Brand, Kathrin Hendrich und Marina Hegering, die in den Trainerstab wechseln wird. Es steht ein großer Umbruch bevor. Die Verpflichtung neuer Spielerinnen wird wesentlich leichter, wenn die anvisierten Neuzugänge wissen, auf wen sie in Wolfsburg treffen - und das ist dann immer noch Tommy Stroot.
"Ich bin überzeugt, dass nicht alle 14 uns verlassen werden. Und wir werden natürlich auch Gas geben, um den Markt zu sondieren", sagte der Coach am Freitagmorgen. "Ich habe jetzt die Möglichkeit, die Themen kritisch zu platzieren und anzusprechen. Auch Peter Christiansen hat gesehen, dass wir top aufgestellt sind, aber auch, dass wir uns in einigen Dingen besser aufstellen möchten. Das ist die Dynamik, die uns überzeugt hat."