Jährlich grüßt das Murmeltier: Diesmal steigt der HSV auf! Oder?

Stand: 27.07.2024 10:27 Uhr

Wenn der HSV am 2. August beim 1. FC Köln in die neue Zweitliga-Saison startet, nimmt der ehemalige Bundesliga-Dino seinen siebten Anlauf zur Rückkehr in die Erste Liga. Länger spielt kein anderer Club am Stück im Unterhaus.

von Florian Neuhauss

Vierter, Vierter, Vierter, Dritter, Dritter, Vierter - böse Zungen könnten sagen: An Konstanz mangelte es beim Hamburger SV in Sachen Zweitliga-Platzierungen in der Abschlusstabelle nicht. Für den so stolzen Traditionsverein war jede Saison jedoch ein weiterer Tiefschlag.

Steffen Baumgart, der im Februar als Trainer auf Tim Walter folgte, ist bisher den Beweis schuldig geblieben, dass er zum Aufstiegshelden an der Elbe taugt. Doch zusammen mit Stefan Kuntz, der Jonas Boldt als Sportchef ersetzt hat, soll der Trainer für Aufbruchstimmung sorgen.

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So lief die vergangene Saison

Der HSV legte einen fast perfekten Saisonstart hin: 13 Punkte holte die Mannschaft unter Walter aus den ersten fünf Spielen. Darunter waren Gegner mit so großen Namen wie Schalke, Hertha und Hannover. Doch wie sich im weiteren Saisonverlauf zeigen sollte, waren das nicht die Aufstiegskonkurrenten. Und ausgerechnet gegen die Kleinen Elversberg (1:2) und Osnabrück (1:2) patzte das Team auch in dieser Spielzeit.

Aber die Hamburger spielten trotzdem lange oben mit. Das Abrutschen auf Platz drei durch eine 3:4-Niederlage gegen Hannover kostete Walter dann den Job. Mit der Übernahme von Baumgart änderte sich - nichts.

Es blieb ein Auf (1:0 gegen St. Pauli) und Ab (erneut 1:2 gegen Osnabrück). Der HSV musste erst den Hamburger Stadtrivalen, dann Holstein Kiel und schließlich auch Fortuna Düsseldorf ziehen lassen.

Wer kam, wer ging?

Für große Aufregung an der Elbe sorgte die Verpflichtung von Angreifer Davie Selke. Nicht nur, weil der 29-Jährige, der nach seinem Mittelfußbruch noch im Aufbau-Training steckt, bei manchem Fan kritisch gesehen wird. Fraglich erscheint auch, ob der Club noch einen weiteren Mittelstürmer neben Robert Glatzel braucht, dem er in seiner Spielweise auch noch sehr ähnlich ist. Der 30-jährige Glatzel ist in Hamburg geblieben - trotz des verpassten Aufstiegs und trotz einer Ausstiegsklausel.

Verteidiger Dennis Hadzikadunic wurde noch einmal aus Rostow ausgeliehen. Lukasz Poreba, der nun aus Lens fest verpflichtet wurde, und Daniel Elfadli (1. FC Magdeburg) sollen im Mittelfeld für mehr Ordnung sorgen. Dem torgefährlichen Adam Karabec (von Sparta Prag ausgeliehen) wird mittelfristig zugetraut, den einzigen schwerwiegenden Abgang zu kompensieren.

Laszlo Benes ist zu Bundesligist Union Berlin weitergezogen und hat große Fußstapfen hinterlassen. Der slowakische EM-Teilnehmer war mit 13 Toren und 12 Vorlagen ungemein wichtig. Zumal in der internen Torjägerliste hinter Glatzel (22 Tore) und Benes zu Bakery Jatta und Miro Muheim (je fünf Treffer) eine große Lücke klaffte.

Offen ist weiter die Zukunft von Innenverteidiger Mario Vuskovic. Der 22-Jährige ist seit bald zwei Jahren wegen eines Dopingvergehens gesperrt, der HSV hofft weiter auf eine Aufhebung des Urteils durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS. Dann hätte Baumgart einen weiteren "Neuzugang", andernfalls will Kuntz nochmal auf dem Transfermarkt tätig werden.

Ziele in der neuen Saison

Eine Saison, ohne den Aufstieg als Ziel auszugeben, ist im Volksparkstadion nicht vorstellbar. Auch Sportvorstand Kuntz sagte schon bei seiner Antrittsrede im Mai, den HSV möglichst schnell wieder in der Bundesliga sehen zu wollen. Der Europameister von 1996 überzeugte den Aufsichtsrat und Chef Michael Papenfuß jedenfalls mit "seiner Analyse und seinen Vorstellungen".

Kuntz erklärte nun im Trainingslager in Österreich, dass es gelte, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Baumgart und er "können vielleicht etwas reinbringen, was zuletzt ein bisschen gefehlt hat".

Das sagt der Trainer

23 Punkte aus den ersten zwölf Partien unter Baumgart sind so schlecht nicht, wenn man den Schnitt von 1,92 mit dem von Zweitliga-Meister St. Pauli vergleicht (2,03). Aber: Wie vor ihm Hannes Wolf, Dieter Hecking, Daniel Thioune und Walter, mit dem der HSV sogar drei Anläufe genommen hat, reichte es nicht zum Bundesliga-Aufstieg.

Baumgart durfte auch deshalb weitermachen, weil er bisher nur wenig Zeit hatte, Einfluss auf die Mannschaft zu nehmen. Sei es in einer Vorbereitung oder mittels Spieler-Wünschen auf dem Transfermarkt. Nun ist der 52-Jährige überzeugt: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Für jeden Beteiligten müsse das Ziel Aufstieg der klare Anspruch sein. Allerdings klang das in den vergangenen Jahren - vor Baumgart - auch nicht anders.

Der Coach sieht den Kader breiter aufgestellt - im Mittelfeld und besonders im Angriff. 30 Tore erwartet der Coach von seinem neuen Sturmduo Glatzel/Selke. Aber: Im Trainingslager war davon noch gar nichts zu sehen. Selke arbeitete nur teilweise mit dem Team, Glatzel wurde von einer Sehnenreizung zum Zuschauen verdammt. Und so steht wohl schon jetzt fest: Einfacher wird es für HSV in der neuen Saison nicht, zu alter Größe zurückzufinden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 02.08.2024 | 20:30 Uhr

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