HSV obenauf: Reifeprüfung bestanden
Der HSV ist in der 2. Fußball-Bundesliga derzeit das Maß aller Dinge. Zwar war der 1:0-Sieg in Hannover nicht so glanzvoll wie das 5:3 gegen Schalke 04 oder das 3:0 gegen Hertha BSC, dafür zeigte das Team in Unterzahl eine reife Leistung mit Moral und Biss.
"Das Ergebnis lässt mein Grinsen noch mal sehr viel breiter werden als vor dem Spiel", sprach HSV-Vorstand Jonas Boldt nach der Partie selbstbewusst ins "Sport1"-Mikrofon. Der Auftritt sei ein "Fingerzeig an alle. Wir werden noch resistenter. Wir haben noch mal ein paar Punkte verbessert, bei denen wir in den letzten Jahren noch Schwierigkeiten hatten."
Die Liga sei "unheimlich ausgeglichen", deswegen das Ergebnis umso wichtiger: "Mir hat gefallen, dass wir uns heute von strittigen Situationen nicht aus dem Konzept bringen lassen haben. Da sind wir heute wieder ein Stückchen weitergekommen. Dass uns nach der Roten Karte noch der Lucky Punch gelungen ist, zeichnet die Moral der Mannschaft aus."
Heuer Fernandes lobt "Geilheit" in der Defensive
Ein entscheidender Punkt: die Defensivarbeit. Die in der Vergangenheit so häufig kritisierte HSV-Abwehr ließ in Unterzahl nur noch eine Torchance zu. Torwart Daniel Heuer Fernandes war vom Spiel seiner Vorderleute begeistert: "Die letzte halbe Stunde war brutal: Viele Flankenbälle von Hannover - und da geht's dann einfach nur ums Verteidigen. Wir wir das angenommen haben, mit der Konsequenz und einer Geilheit dann auch, das war einfach schön", sagte der Keeper dem NDR.
Auch Trainer Tim Walter war zufrieden: "Wir haben mittlerweile eine sehr gute Qualität hinten, die machen wenig individuelle Fehler. So kann man dann auch Spiele gewinnen."
HSV-Fans ein Faktor
Ein weiteres Pfund, mit dem die Hamburger wuchern können, ist die große Fan-Unterstützung. 49.000 Zuschauer waren in der ausverkauften Arena, etwa 20.000 von ihnen waren Anhänger des HSV. "Das ist einfach Wahnsinn, und auch nichts Normales. Das ist einfach eine brutale Unterstützung, die wir dann auch auf dem Platz spüren", sagte Heuer Fernandes. Boldt behauptete mit Blick auf die Rote Karte für Guilherme Ramos sogar: "Die Unterstützung hier hat den Ausfall kompensiert."
"Unsere Fans? Unfassbar!", meinte auch Trainer Walter. "Wir sind eine Mannschaft, in der jeder für jeden einsteht. Und dann noch die vielen Zuschauer im Rücken - das ist einfach eine Wucht."
Jatta als Sinnbild für das Team
Der HSV-Coach, der ansonsten meist nur das Kollektiv lobt ("meine Jungs"), hob diesmal Siegtorschütze Bakery Jatta heraus: Der Gambier, der im zweiten Spiel in Folge traf, sei mit seinem Fleiß und seinem Ehrgeiz ein Sinnbild für das gesamte Team.
"Bei Baka ist es so: Manchmal schießt er den Ball in die Maschen. Manchmal aber auch hier in den Maschsee. Heute hat es gepasst." HSV-Trainer Tim Walter über Bakery Jatta
"Das ist einfach ein großartiger Junge, der besser werden will, aber manchmal vielleicht nicht besser werden kann. Trotzdem probiert er es immer weiter", sagte der 47-Jährige. "Er hat Fähigkeiten, die haben andere nicht. Dafür haben andere Fähigkeiten, die er vielleicht nicht hat. Daran arbeitet er. Das ist das Team allgemein: Sie arbeiten und haben Freude daran, zu arbeiten."
Walter: "Wir sind gereift"
In seinem sechsten Zweitligajahr ist der HSV nun zum dritten Mal nach vier Spieltagen Tabellenführer. "Das ist unser Anspruch. Das macht etwas mit einem und gibt Energie und Selbstbewusstsein", erklärte Heuer Fernandes. Trainer Walter mahnte trotz der schon sieben Punkte Vorsprung auf die vermeintlichen Hauptrivalen Schalke 04 und Hertha BSC : "Wir sind über die Jahre gereift, aber das ist nach vier Spielen noch nicht valide. Die Momentaufnahme ist schön, aber in der 2. Liga musst du dich jede Woche neu beweisen."
In der Tat: Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) kommt Hansa Rostock, ebenfalls schon mit drei Saisonsiegen im Gepäck, ins vermutlich wieder ausverkaufte Volksparkstadion. Die Mecklenburger fügten dem HSV in der vergangenen Saison eine bittere 0:1-Heimniederlage zu ...