Hannovers Spieler bejubeln einen Treffer © Imago Images
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AUDIO: Data-Talk: Warum ist Hannover 96 noch kein Aufstiegskandidat? (3 Min)

Hannover 96: Aufstieg früh in Gefahr? Daran muss das Leitl-Team arbeiten

Stand: 19.10.2024 09:58 Uhr

Fußball-Zweitligist Hannover 96 spielt bisher eine makellose Saison - zu Hause. Auswärts aber läuft es beim Team von Trainer Stefan Leitl gar nicht. Gerät deshalb das Ziel Bundesliga-Aufstieg in Gefahr? Die Daten zeigen vor der Partie gegen Schalke 04, woran die Niedersachsen arbeiten müssen.

von Tobias Knaack

Die Diskrepanz zwischen den Auftritten in der heimischen Arena und auf fremden Plätzen ist ergebnistechnisch betrachtet riesig. Vier Heimsiegen aus vier Partien steht ein magerer Punkt aus vier Auswärtspartien gegenüber, der aus einem glücklichen 0:0 bei Aufsteiger Preußen Münster resultiert.

Es ist Jahr drei von Hannovers Dreijahres-Plan für den Bundesliga-Aufstieg - und der Raum für Fehltritte scheint nach einem knappen Viertel der Saison angesichts der engen Tabellensituation extrem klein. Zwar beträgt der Rückstand auf die Spitze lediglich vier Zähler, allein: Wären die Leistungsschwankungen nicht so groß, die "Roten" könnten auch auf einem der avisierten Aufstiegsplätze stehen.

Torwart und Kapitän Ron-Robert Zieler hatte nach dem verlorenen Niedersachsenderby in Braunschweig (0:2) ernüchtert festgestellt, man habe "wirklich geglaubt, wir wären weiter als Mannschaft".

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Hannover-Coach Leitl fordert mehr Konstanz

Kein gutes Zwischenzeugnis für das Team, vor allem aber auch für Trainer Leitl, der vor der Begegnung so offensiv wie selten zuvor vom Aufstieg gesprochen hatte. Der 47-Jährige weiß um die im notorisch unruhigen Hannover kribbelige Situation. Vor dem Duell mit dem FC Schalke 04 heute (13 Uhr, im NDR Livecenter) mahnte er an, es müsse nun der "nächste Schritt erfolgen und Konstanz in die Leistungen auf dem Feld gebracht werden".

Denn tatsächlich ist es nicht nur die bislang eklatante Auswärtsschwäche der Niedersachsen, die eine höhere Punkteausbeute und Platzierung verhindert. Es sind tieferliegende Probleme, wie auch die Daten des Global Soccer Networks (GSN) zeigen. Beim Vergleich mit den vor ihnen stehenden Teams aus Düsseldorf, Magdeburg, Paderborn, Karlsruhe und Hamburg sticht zunächst einmal die Zahl der erzielten Tore ins Auge.

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96 mit nur neun Treffern in acht Partien

Während die anderen fünf Teams zumindest zweistellig getroffen haben - im Falle des KSC und des HSV sogar 19 Mal -, kommt das Leitl-Team auf lediglich neun eigene Treffer. Damit bewegt sich die Mannschaft auf dem Niveau der "Kellerkinder" Ulm und Braunschweig, nur Regensburg ist schlechter.

Laut GSN muss insbesondere die Effizienz vor dem gegnerischen Tor verbessert werden. Mit einer Verwertungsquote von gerade einmal 6,7 Prozent (Rang 17 - Durchschnitt 14,9 Prozent) gehört Hannover "zu den ineffizientesten Teams der Liga". Zudem ist das Offensivspiel der Niedersachsen generell zu leicht ausrechenbar und definiert sich vor allem über Standardsituationen und Flügelspiel.

Konterspiel mangelt es an Tempo und Präzision

In beiden Dimensionen ist man zwar im Ligavergleich vorne mit dabei, damit endet die offensive Gefahr der "Roten" aber auch, weil sie aus dem Spiel heraus ansonsten kaum zu Chancen kommen. Ein Grund dafür aus Sicht der GSN-Analysten: die "mangelnde Geschwindigkeit und Präzision" im Umschaltspiel.

Zudem geht dem Team die nötige Kreativität ab, um zum Beispiel mit "Steckpässen" die gegnerische Abwehr auszuhebeln und Stürmer in Szene zu setzen.

Neuzugänge liefern noch nicht

Anders ausgedrückt: Es fehlen Impulse, die sich die Verantwortlichen um Leitl und Sportchef Marcus Mann unter anderem von ihren offensiven Neuzugängen Jannik Rochelt und Hyun-ju Lee erhofft hatten. Beide spielen auf ihren jeweiligen Positionen als Links- und Rechtsaußen im Ligavergleich aber eine unterdurchschnittliche Saison mit Performance Scores von 56,35 und 57,25.

Auch Stürmer Jessic Ngankam (57,75) bleibt bis auf seine starke Leistung beim Heimsieg gegen den HSV (1:0), als er mit seinem Elfmetertor zum Matchwinner avancierte, hinter den Erwartungen zurück.

Was ist der Performance Score"?

  • Tore, Pässe, Fouls, Schüsse oder auch Abseitspositionen: die Spiel-Basisdaten und weiterführende Analysen wie "Expected goals" oder "Action scores" werden beim "Performance-Score" durch einen Algorithmus in einen übergeordneten Kontext gesetzt - zum Beispiel positionsbezogen.
  • Beim "Performance-Score" sind alle Spieler zunächst einmal auf 0 gesetzt und werden anhand der reinen Leistungsdaten, kombiniert mit Datenmodellen, bewertet.
  • Damit liefert dieser Wert eine Einschätzung, wie gut oder schlecht ein Spieler aktuell spielt.
  • Der "Performance-Score" ist ein Baustein des GSN-Index, der wiederum eine generelle, langfristige Bewertung aller Fähigkeiten, Potenziale und Qualitäten eines Spielers ist.

Das gilt, auch wenn die Defensive mit lediglich sechs Gegentoren (Liga-Bestwert) nicht das Problem ist, ebenso für die weiteren Sommer-Transfers der "Roten". Innenverteidiger Josh Knight (57,40) und Linksverteidiger Bartlomiej Wdowik (57,65) liegen auf ihren jeweiligen Positionen deutlich außerhalb der "Top Ten" im Ligavergleich.

Mit Blick auf das Zweikampfverhalten und die Ballverluste im eigenen Drittel gibt es auch in der Defensive noch klares Verbesserungspotenzial, dennoch ist die Abwehr aktuell Hannovers Faustpfand - und Leitls bestes Argument für eine Weiterbeschäftigung.

"Leistung und Bereitschaft müssen stimmen, die Energie muss von Beginn an zu spüren sein." 96-Trainer Stefan Leitl

Vor der Begegnung gegen Schalke kündigte der gebürtige Münchner an: "Es wird sicherlich nicht die gleiche Mannschaft auflaufen wie im Derby." Das scheint nach dem blutleeren Auftritt in Braunschweig nötig. Vorne hat Andreas Voglsammer mit zwei Treffern im Testspiel gegen Bundesligist FC St. Pauli Werbung für sich gemacht, auch wenn der Trainer sagt: "Er und alle anderen müssen die Woche über zeigen, dass sie spielen wollen."

Es gehe, so Leitl, einerseits "um die individuelle Leistung, das ist unsere Erwartung im Trainerstab". Andererseits aber auch darum, dass "die Energie von Beginn an zu spüren sein" müsse. Denn in dieser Saison bislang auffällig: Immer, wenn vermeintlich schwächere Gegner wie Münster, der BTSV oder Bielefeld (0:2 im DFB-Pokal) viel Emotionalität in eine Partie tragen, hat Hannover ein Problem.

Halstenberg vor dem Spiel gegen S04 angeschlagen

"Wir haben es einfach so dahin gespielt", hatte Abwehrchef, Takt- und Strukturgeber Marcel Halstenberg nach der Pleite beim Erzrivalen kritisiert. Sich selbst kann der Ex-Nationalspieler, dessen Einsatz gegen S04 wegen eines grippalen Infekts in Gefahr ist, da zuvorderst in die Pflicht nehmen.

Braunschweigs Rayan Philippe (r.) und Hannovers Marcel Halstenberg kämpfen um den Ball © dpa Bildfunk Foto: Carmen Jaspersen
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Den GSN-Daten nach belegt der 33-Jährige, der in der vergangenen Spielzeit zu den besten Innenverteidigern der Liga gehörte, aktuell ligaweit nur einen Mittelfeldplatz-Platz bei den zentralen Abwehrspielern. Seine Zweikampfquote und seine Passgenauigkeit haben sich verschlechtert. Ein weiterer kleiner Indikator dafür, warum das 96-Spiel nach acht Spieltagen unausgewogen wirkt - und nicht wie das eines Aufstiegsaspiranten.

Vielleicht hilft die Partie gegen den FC Schalke, diesen Eindruck nicht nur ergebnistechnisch zu widerlegen. Die Chance zumindest besteht, immerhin ist es ein Heimspiel.

Mögliche Aufstellungen:

Hannover 96: Zieler - Muroya, Neumann, Knight, Wdowik - Leopold, Christiansen - Lee, Momuluh - Voglsammer, Tresoldi
FC Schalke 04: Hoffmann - Aydin, Kalas, Kaminski, Murkin - Seguin, Schallenberg - Younes, Mohr - Sylla, Karaman

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 18.10.2024 | 11:17 Uhr

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