Demo gegen rechts: HSV-Supporters und St. Pauli rufen zur Teilnahme auf
In den Farben getrennt, in der Sache vereint: Der HSV-Supporters-Club, der FC St. Pauli, aber auch Fußball-Oberligist Altona 93 und Regionalligist Teutonia haben zur Teilnahme an der Demo "Hamburg steht auf - gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke" aufgerufen. Viele andere norddeutsche Vereine starteten für ihre Städte ähnliche Aufrufe.
"Normalerweise sehen wir es nicht als unsere Aufgabe an, zur Teilnahme an politischen Demonstrationen aufzurufen. Aber leider ist zurzeit wenig normal. Rechtsradikale Parteien erstarken, während in ihrem Umfeld von Deportationen schwadroniert wird." Die Abteilungsleitung des HSV-Supporters-Club (SC), die Fanabteilung des Fußball-Zweitligisten Hamburger SV mit mehr als 65.000 Mitgliedern, hat mit eindringlichen Worten via X, ehemals Twitter, zur Teilnahme aufgerufen.
"Um es klar zu sagen: Das freiheitliche, demokratische Zusammenleben unserer Stadt wird bedroht." HSV-Supporters-Club via X, ehemals Twitter
Weiter heißt es: "Um es klar zu sagen: Das freiheitliche, demokratische Zusammenleben unserer Stadt wird bedroht." Es sei "jetzt die Zeit zu handeln, sich aus der eigenen Komfortzone zu wagen und aktiv zu werden", appelliert die Abteilungsleitung des SC. Man müsse "auch außerhalb des Stadions" für die Werte eintreten, "die auch die Werte des SC und des Vereins sind".
St. Pauli schließt Fanshops und Kartencenter
Zuvor hatte Stadtnachbar und Ligakonkurrent FC St. Pauli ebenfalls zur Teilnahme an der Kundgebung, die ursprünglich auf dem Rathausmarkt hatte stattfinden sollen, aufgerufen. Im Statement des Vereins heißt es: "In unserer Stadt leben und arbeiten Menschen verschiedener Herkunft friedlich zusammen. Wir wollen, dass das so bleibt. Daher steht Hamburg auf - und der FC St. Pauli ist dabei."
Die Fanshops auf der Reeperbahn und am Millerntor werden um 15 Uhr schließen, "weil wir uns auf den Weg zur wichtigen Demo am Jungfernstieg machen", teilte der Verein via X mit. Auch das Kartencenter werde um diese Zeit geschlossen.
Auch Altona 93 und Teutonia rufen zur Teilnahme auf
Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften, Kulturschaffende, Wirtschaftsverbände und Vereine in der Hansestadt haben gemeinsam zu der Kundgebung gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke aufgerufen. Die Veranstalterinnen und Veranstalter erwarten inzwischen rund 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, anfangs war noch von 2.000 die Rede gewesen. FCSP-Präsident Oke Göttlich gehört zu den Erstunterzeichnern.
Doch auch im Hamburger Amateurfußball wird auf die Kundgebung aufmerksam gemacht: So teilte Oberligist Altona 93 via Instagram Informationen zu der Demonstration am Jungfernstieg, ebenso wie Regionalligist FC Teutonia 05.
"Löwen"-Banner aus Volksparkstadion verbannt
Beim Supporters-Club des HSV ist man nach einem Vorfall in der Hinrunde im Volksparkstadion besonders sensibilisiert: Nachdem bei den Heimspielen gegen Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf eine Flagge der "Löwen" das Banner des SC in Teilen verdeckte, hatte der HSV den rechten Hooligans das Aufhängen verboten.
In der Fanszene der Hamburger hatte das Auftauchen der Flagge der Gruppe, die auch am Tod des Bremer Fans Adrian Maleika 1983 beteiligt gewesen sein soll, für einen Aufschrei und das Aufsetzen einer Petition gegen die Gruppe geführt. "Die Löwen" hatten sich nach einem Treffen mit Club-Verantwortlichen später in einem Social-Media-Statement von Rechtsradikalen distanziert.
Werder unterstützt "Laut gegen Rechts"-Demo
In Bremen unterstützt Fußball-Bundesligist Werder die "Laut gegen Rechts"-Kundgebung, die am Sonntag ab 12.05 Uhr auf dem Marktplatz stattfindet. Trainer Ole Werner bezog vor der Partie des SVW bei Bayern München klar Stellung: "Es liegt an der Zivilgesellschaft und jedem einzelnen, eine Haltung dazu zu haben. Und diese Haltung kann man am Wochenende sichtbar machen. Das ist in diesen Zeiten wichtiger denn je."
Weiter sagte er: "Wir leben in einem Land, in dem man seine Meinung sagen darf, in dem man große Privilegien und große Vorzüge genießt." Das habe "damit zu tun, dass man sich über Meinungen austauscht und die Meinungen anderer akzeptiert, dass man eine kulturelle Vielfalt und eine Meinungsvielfalt hat." Daher sei es wichtig, "dass wir uns das erhalten. Denn das, was unser Leben ausmacht, wird von uns vielleicht tagtäglich als Selbstverständlichkeit angesehen mittlerweile."
Bereits am Donnerstag hatte der Club zu der Teilnahme an der Demo aufgerufen: "Die jüngsten Enthüllungen rund um das geheime Treffen rechtsextremer Aktivisten mit AfD-Mitgliedern sind schockierend. Verfassungsfeindliche und rechte Tendenzen stellen eine Bedrohung für unsere demokratische Gesellschaft dar", sagte Club-Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald auf der Homepage des Vereins. Es sei "deshalb wichtig, dass wir als breite Mehrheit unsere Stimme erheben und ein lautes, entschiedenes Signal gegen jegliche Form von Ausgrenzung, Intoleranz und Diskriminierung setzen".
Kundgebung auch in Hannover - und eine Woche später in Osnabrück
Einen ähnlichen Aufruf startete auch Hannover 96 zu der Kundgebung "Ein starkes Zeichen gegen Rechts" am Samstagnachmittag auf dem Opernplatz in Hannover.
Die Veranstaltung "Osnabrück bekennt Farbe - gegen Faschismus, für Demokratie" ist erst für den Sonnabend, 27. Januar, angemeldet. Dann spielt der VfL Osnabrück in der 2. Bundesliga gegen den SC Paderborn. Die Organisatoren der Demonstration haben den VfL aber bereits angeschrieben und hoffen auch auf dessen Unterstützung.