96-Geschäftsführer Kind kritisiert Watzke nach Investoren-Stopp
Geschäftsführer Martin Kind beklagt sich, dass Hannover 96 und der Streit um die 50+1-Regel als Begründung für den Stopp des Investorenplans der DFL genannt werden. Das Festhalten an 50+1 halte er für falsch, erklärte der 79-Jährige.
Kind kritisierte Hans-Joachim Watzke für dessen Aussagen beim Aus des Investoren-Prozesses bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). Watzke hatte in seiner Funktion als Sprecher des DFL-Präsidiums die Entscheidung für den Stopp der umstrittenen Investoren-Pläne auch mit den Vorgängen beim niedersächsischen Club begründet. Dort gibt es schon lange eine Auseinandersetzung zwischen der Führung des Vereins Hannover 96 und der Fußball-Kapitalgesellschaft.
"Die DFL hat diese Strategie erarbeitet"
"Es ist das Konzept der DFL. Dazu sollten sie auch stehen. Sie haben diese Strategie erarbeitet und den Prozess nun beendet", sagte Kind in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Was hat das denn mit meinem Abstimmungsverhalten zu tun?"
Die 36 Vereine der DFL aus der 1. und 2. Bundesliga hatten am 11. Dezember mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit von 24 Stimmen den möglichen Einstieg eines Investors beschlossen. 96-Geschäftsführer Kind soll entgegen der Anweisung der Vereinsführung dafür gestimmt haben. Er selbst äußert sich dazu nicht: "Geheim bleibt geheim."
Widerstand gegen den Einstieg eines Investors kam vor allem von der organisierten Fanszene. Bei Spielen der 1. und 2. Bundesliga wurde protestiert, es kam zu zahlreichen Unterbrechungen. Bei Aktionen der Hannover-Anhänger war auch Kind Ziel der Proteste. Banner mit seinem Porträt in einem Fadenkreuz wurden im Stadion gezeigt.
Kind hält Festhalten an 50+1-Regel "für falsch"
Hintergrund ist der Streit um die 50+1-Regel. Diese begrenzt den Einfluss externer Geldgeber der Profi-Vereine. Sie soll sicherstellen, dass Muttervereine wie der Hannover 96 e.V. selbst dann die letzte Entscheidungsgewalt behalten, wenn der Profibereich in eine Kapitalgesellschaft wie die Hannover 96 GmbH & Co. KGaA ausgegliedert wurde.
Kind gilt als Kritiker der Regel und fordert schon lange Veränderungen. Darum kritisierte er Watzke auch wegen dessen kategorischem Festhalten an 50+1. "Ich halte es für falsch, dass Herr Watzke die 50+1-Regel in der jetzigen Form als gesetzt erklärt. Weil er damit schon sagt: Veränderungen können gar nicht erfolgen", sagte Kind.
Watzke: Investoren-Stopp "schlecht für die Liga"
Watzke hat derweil in einer virtuellen Gesprächsrunde mit internationalen Medien den geplatzten Deal als "schlecht für die Liga" bezeichnet. Die nach Fan-Protesten abgebrochenen Verhandlungen stellten für Bayern München oder Borussia Dortmund "kein Problem" dar, sagte der Ligachef. Es sei aber "ein Problem für die anderen Vereine der Liga. Das Geld des Investors wäre perfekt, um der gesamten Bundesliga zum Wachstum zu verhelfen."
Den zentralen Widerstand verortete der 64-Jährige in Teilen der aktiven Fanszene. "Es waren vielleicht jeweils 500 bis 800 organisierte Fans in den Stadien, die sich wirklich aktiv an den Protesten beteiligt haben. Sie hatten eine klare Position - keinen Investor", sagte Watzke. Diese hätten nicht daran geglaubt, dass der Vertrag die von der DFL zugesagten "klaren rote Linien" enthalten hätte. Die "durchschnittlichen Fans" hätten "kein Problem" mit einem Investor gehabt, "aber sie haben es niemandem gesagt".
Proteste sorgen für Zweifel bei Club-Verantwortlichen
Die Proteste hätten schließlich die gesamte Situation verändert, erläuterte Watzke. Die Clubs, die zuvor in einer zweiten Wahl mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit für Verhandlungen mit einem Investor gestimmt hätten, hätten durch den Widerstand der Anhänger Zweifel bekommen. Watzke: "Als Chef der Bundesliga hatte ich immer das Gefühl, dass die klare Mehrheit der Vereine dafür ist, aber in den vergangenen Wochen hat sich das geändert."