Kommentar zum Investoren-Aus: Die DFL hat richtig entschieden
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat den geplanten Einstieg eines Investors nach massiven Protesten der Anhänger abgesagt - und damit die richtige Entscheidung getroffen, meint NDR Sportchef Gerd Gottlob in seinem Kommentar.
Als wir im NDR eine Dokumentation veröffentlicht haben mit dem Titel "Wem gehört der Fußball?" und kritische Fans zu Wort kamen, die sich mit der Geldmaschine Fußball nicht mehr identifizieren konnten und wollten, gab es einen bösen Brief eines übel gelaunten DFL-Geschäftsführers. Das war 2017 und die Zeichen waren eindeutig. "Ihr begreift es immer noch nicht."
Ich bin bei weitem nicht mit allem einverstanden, was Fangruppen in Deutschland so zu verantworten haben. An dieser Stelle jedoch hatte ich allergrößtes Verständnis für den Protest (nicht für die Entgleisungen wie etwa die Darstellung mit Hannovers Martin Kind im Fadenkreuz) und staunte über das mimosige Lamentieren von Trainern und Spielern, dass die Unterbrechungen den Fußball stören.
War denen nicht klar, was auf dem Spiel stand? Die Bundesliga war im Begriff, einen gewaltigen Fehler zu machen, der sehr hohes Zerstörungspotenzial mit sich gebracht hätte. Deshalb war es richtig auf diejenigen zu hören, die die Nase voll haben.
Herablassung gegenüber der Fußball-Community
Der erste Antrag zum Investoren-Einstieg wurde abgelehnt. Der zweite, nachverhandelte Deal mit einem mutmaßlich gegenüber seinem Verein illoyalen Stimmverhalten von Martin Kind verabschiedet. Das war an Herablassung gegenüber der Fußball-Community nicht zu überbieten. Und die Anhänger der Vereine wurden mit ihrem Protest behandelt wie das (sonst gern genommene) Klatschvolk, das die Zusammenhänge einfach wiedermal nicht versteht.
Doch! Die Anhänger der Vereine, die ihren Club und ihre Spieler mehrheitlich sogar lieben, haben es verstanden. Und zwar viel mehr als alle Funktionäre, Gremienmitglieder, Investoren, Vorstände, Anwalts-Horden zusammen es jemals schaffen werden.
Clubs werden Plätze im europäischen Fußball halten
Bundesliga und der DFB können selbstbewusst genug sein, zu sagen: "Wir haben eine der besten Ligen der Welt! Unser Pokal ist so großartig, dass Saarbrücken die Bayern raushaut. Unsere Vereine sind solide finanziert." Die Stadien sind voll, die Bindung zu den Clubs ist exorbitant hoch. Es gibt Vereine, die spielen schon im sechsten Jahr in der 2. Liga und immer noch strömen 57.000 ins Stadion.
Die Bundesliga-Clubs werden schon Plätze im europäischen Fußball halten. Und wenn es nur einmal in zehn Jahren einem deutschen Club gelingt, einen Titel zu holen? Na und! Dann wird der entsprechend zelebriert. Und wenn coole Typen wie Jude Bellingham oder Erling Haaland oder Serhou Guirassy oder Victor Boniface mal Station machen in Deutschland? Herrlich und anschließend gute Reise, wenn noch mehr Geld lockt.
Lieben diese Investoren den Fußball? Nein!
Wenn sich andere Vereine jenseits von Bayern, Dortmund, Leipzig, Leverkusen messen wollen mit Newcastle, ManCity, PSG, dann müsste man in Saudi-Arabien oder Katar vorstellig werden. Aber das kann nun wirklich keine Option sein. Es wäre eine weitere Episode im Financial Unfairplay. Lieben diese Investoren den Fußball? Nein! Sie lieben das Geld und die Macht und ihre politische Strategie. Eine Investoren-Milliarde würde auf 20 Jahre gerechnet ohnehin keine tiefe Wirkung hinterlassen.
Besser sein zu wollen als all die vollgesogenen Geldclubs, muss doch überhaupt kein Ziel sein, auch wenn die Paarung ManCity - Bayern ganz sexy klingt. Früher oder später wird eh die Super League kommen.
Wendepunkt in der Beziehung zwischen Liga und Fans?
Ein Ziel für den Fußball in Deutschland muss es doch sein, die Vereine und die Liga im Innersten zu stärken. Das Gegenteil war zuletzt auf der Agenda. Die Lust, den Fußball in Deutschland zu verfolgen, ist aber immer noch da. Rechte für 20 Jahre zu verkaufen an einen Beteiligungsriesen aus Luxemburg, wäre kalt und kurzsichtig gewesen. Auch dieser Investor liebt doch das Geld, nicht den Fußball. Deshalb war dies eine richtige und zu respektierende Entscheidung der DFL. Es könnte ein Wendepunkt werden in der Beziehung zwischen Liga und Fans.