News-Blog Vendée Globe: Herrmann und Meilhat auf Tuchfühlung
Die 10. Auflage der Vendée Globe läuft. Der Hamburger Boris Herrmann ist mit der Malizia - Seaexplorer zum zweiten Mal dabei. Alle News und Hintergründe zur Solo-Weltumseglung im Live-Blog des NDR.
NDR Experte Tim Kröger: "Noch lange nicht zu Ende"
Das Südpolarmeer liegt hinter den Top Ten, aber entschieden ist zurück im Atlantik noch längst nichts, meint NDR Experte Tim Kröger: "Es wird jetzt kleinteiliger bei den strategischen Entscheidungen. Das ist noch lange nicht zu Ende und extrem anspruchsvoll. Die meisten Rennen werden wegen der unterschiedlichen Wettersysteme auf den Nord-Süd- oder Süd-Nord-Routen gewonnen oder verloren."
Boris Herrmann müsse weiter kämpfen, so der zweimalige Weltumsegler: "Wenn die Bedingungen da waren, war er auch schnell." Seine Prognose: Der Hamburger bleibt in den Top Ten, ein Platz auf dem Podium wird aber schwierig. "Es wäre gigantisch, wenn er das noch schafft. Man darf Boris und auch das Boot nicht unterschätzen."
"Es wird spannend sein zu sehen, bei wem zuerst die Radkappen wegfliegen." NDR Experte Tim Kröger
Zwischen den beiden Führenden Yoann Richomme und Charlie Dalin prognostiziert Kröger ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss: "Beide sind absolut ebenbürtig. Aber die Boote werden müde. Das wird den Ausschlag geben. Wer ohne große Schäden durchkommt, wird das Rennen machen." Für den drittplatzierten Sébastien Simon werde es schwer: "Der letzte Weg findet auf dem Steuerbord-Foil statt. Der Vorsprung kann schmelzen wie Butter in der Sonne."
Was alles passieren kann, zeigte sich auch vor vier Jahren, als Herrmann kurz vor dem Ziel mit einem Fishtrawler kollidierte. Das verhinderte wohl eine noch bessere Platzierung des gebürtigen Oldenburgers, der am Ende Fünfter wurde.
Die Zeiten der Top Ten an Kap Hoorn im Überblick
Yoann Richomme in Rekordzeit als Erster, Boris Herrmann nur eine halbe Minute vor Paul Meilhat als Siebter - das sind die Zeiten der Top Ten für die Strecke von Les Sables-d'Olonne bis Kap Hoorn:
1. Yoann Richomme (Paprec Arkéa): 43 Tage, 11 Stunden, 25 Minuten, 20 Sekunden
2. Charlie Dalin (MACIF Santé Prévoyance): 43/11/34/50
3. Sébastien Simon (Groupe Dubreuil): 44/21/19/38
4. Thomas Ruyant (Vulnerable): 47/05/36/29
5. Jérémie Beyou (Charal): 47/16/14/46
6. Nicolas Lunven (Holcim - PRB): 47/16/29/46
7. Boris Herrmann (Malizia - Seaexplorer): 47/22/49/30
8. Paul Meilhat (Biotherm): 47/22/50/01
9. Sam Goodchild (Vulnerable): 48/02/42/52
10. Justine Mettraux (TeamWork - Team Snef): 48/04/20/23
Joschke repariert Motor erfolgreich
Isabelle Joschke segelt kurz vor Point Nemo an Position 20 und hat zuletzt erfolgreich einen Motorschaden behoben, der den reibungslosen Betrieb ihrer Yacht Macsf zwei Tage lang behindert hatte. Die in München geborene Deutsch-Französin reparierte mehr als zehn Stunden und zerlegte den Motor komplett, um ein beschädigtes Teil zu fixen - mit Erfolg.
Goodchild mit anderem Kurs
Boris Herrmann auf Platz sieben und Paul Meilhat (Biotherm) als Achter segeln weiterhin auf Tuchfühlung. Im Feld der Verfolger auf den Plätzen fünf bis zehn tut sich aber was, denn anders als die fünf anderen Solisten ist Vulnerable-Skipper Sam Goodchild durch die Le-Maire-Straße westlich von Staten Island gesegelt. Der neuntplatzierte Brite hofft auf mehr Wind nahe des argentinischen Festlands. Ob seine Strategie aufgeht?
Herrmann und Meilhat mit Sichtkontakt
Lediglich 31 Sekunden trennten Boris Herrmanns Malilzia Seaexplorer und Paul Meilhats Biotherm beim Überqueren des Kap-Hoorn-Längengrades. Der Hamburger Skipper hat Sichtkontakt zum Franzosen, wenn es das Auf- und Abtauchen zwischen den Wellen erlaubt.
Auch das Wetter hat sich gebessert: Der Nebel ist weg, der blaue Himmel ist wieder da. Bug an Bug geht es für beide Boote nun östlich von Südamerika gen Norden.
Herrmann: "Hallo Atlantik, ich bin bereit für etwas Neues"
Kap Hoorn ist passiert, nun geht es in den Atlantik für Boris Herrmann und damit auch schon Richtung Ziel, gen Norden. Mehr als zwei Drittel der Weltumseglung hat der auf Platz acht liegende Malizia-Skipper bereits zurückgelegt. Vom Süden hat der 43-Jährige die Nase voll. "Es ist genug, genug mit hüpfen, stoßen und mit Nebel, Kälte und Feuchtigkeit", sagte Herrmann, nachdem er Kap Hoorn hinter sich gelassen hatte. "Hallo Atlantik, ich bin bereit für etwas Neues."
So viel Neues wird es dort aber nicht geben. Nach ein paar Stunden mit ruhigeren Bedingungen erwartet ihn alles andere als ein Kuschelkurs. "Die Aussichten für den Südatlantik sind sehr anstrengend. Das wird kein Spaziergang", sagte der Hamburger mit Blick auf die herausfordernden Wettersysteme mit zwei großen Tiefdruckgebieten. "Es fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an. Die Vorhersage lautet: 'Haha, du denkst, du hast das Schlimmste hinter dir, aber jetzt zeigen wir dir, was noch kommen kann'."
Herrmann passiert Kap Hoorn - zum siebten Mal
Boris Herrmann hat das nächste Etappenziel der Vendée Globe 2024 erreicht. Der Hamburger hat mit seiner Malizia - Seaexplorer Kap Hoorn passiert. Um 11:51 Uhr (MEZ) segelte der 43-Jährige an der ebenso berühmten wie berüchtigten Landmarke vorbei, nach 47 Tagen, 22 Stunden, 49 Minuten und 30 Sekunden auf See.
"Ich passiere zum siebten Mal Kap Hoorn. Leider sehe ich es nicht, weil die optimale Route für uns rund 100 Meilen südlich verläuft", sagte Herrmann. "Das wirkliche Gefühl, eine Linie passiert zu haben, wird sich bei mir erst später einstellen, wenn der Wind endlich nachlässt. Im Moment werden wir arg durchgeschüttelt mit über 30 Knoten Wind und schwierigem Seegang. Die ruhigeren Stunden, die uns dann bevorstehen sind die Belohnung, auf die ich mich freue."
Aus seiner Kap-Hoorn-Not machte Herrmann eine kleine Tugend. Auf dem Bild, dass der Skipper von der Passage postete, ist der große Felsen im Süden Chiles im Hintergrund auf dem Bildschirm zu sehen. "Ich bin mir sicher, dass das nicht die letzte Passage von Kap Hoorn für mich ist", sagte der Deutsche.
Steuersystem-Ausfall bei Bestaven
Yannick Bestaven hat seit Freitagabend mit großen technischen Problemen auf seiner Maître CoQ V zu kämpfen. Der auf Rang elf segelnde französische Skipper meldete den Ausfall seines Steuersystems an sein technisches Team - bei rauer See, fünf Meter hohen Wellen und fast 30 Knoten Wind.
Die Ursache ist ein Problem mit der Ruderverbindungsstange. Nach mehreren Stunden Arbeit konnte Bestaven ein provisorisches System mit Seilen einrichten, um seine Imoca-Rennyacht zu steuern. Der Franzose ist wohlauf, aber gezwungen, mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren. Gemeinsam mit seinem Team prüft er nun die Reparaturmöglichkeiten.
"Pip, Pip Hooray" für Hare - Melbourne erreicht
Während an der Südspitze Südamerikas eine Kap-Hoorn-Rundung die nächste jagt, hat Pip Hare australischen Boden erreicht. Die britische Skipperin ist mit ihrer Medallia in Melbourne angekommen, postete eine Video mit der Skyline der Metropole im Hintergrund. "Die Reise ist fast vobei", sagte die 50-Jährige mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Vor zwölf Tagen hatte ein Mastbruch die Vendée Globe für die Britin beendet.
Das Empfangskomitee auf einem Beiboot begrüßte die tapfere Skipperin, die sich mit einem Notrigg zwölf Tage lang über hunderte Seemeilen nach Melbourne gekämpft hat, mit einem abgewandelten "Pip, Pip Hooray".
Beyou und Lunven passieren Kap Hoorn
Jérémie Beyou hat mit seiner Charal als Fünfter und Nicolas Lunven (Holcim - PRB) an Position sechs der Vendée Globe 2024 Kap Hoorn passiert. Beide kamen im Abstand von nur fünfzehn Minuten an der legendären Landmarke vorbei und bei ungemütlichen Bedingungen. Wie schon bei Thomas Ruyant (Vulnerable) am Vortag hatten Beyou und Lunven mit 30 bis 35 Knoten Wind und hohem Seegang zu tun.
Kap Hoorn wird heute noch viele weitere Imoca-Rennyachten passieren lassen. Unter den nächsten vier ist auch Boris Herrmann (Malizia - Seaexplorer), der auf Rang acht liegt.
Thomas Ruyant erreicht Kap Hoorn als Vierter
Der Franzose Thomas Ruyant hat am Freitagabend (MEZ) als vierter Segler der 10. Vendée-Globe-Auflage Kap Hoorn erreicht. Der Vulnerable-Skipper postete auf der Social-Media-Plattform Instagram ein Bild von sich und schrieb dazu: "Ich habe mich sogar dabei ertappt, wie ich mit meinem Boot geredet habe, das ist mir noch nie passiert."
Herrmann wird Kap Hoorn nicht sehen können
Frustriert, verwirrt und auch entmutigt: Boris Herrmanns Gemütszustand könnte besser sein. Auch, weil der Malizia-Skipper Kap Hoorn wohl gar nicht zu Gesicht bekommen wird. "Ich bin entmutigt, denn laut meiner Route werde ich Kap Hoorn am 28. Dezember um 9 Uhr UTC (Anm. der Redaktion: 10 Uhr MEZ) passieren. Aber dann ist es für uns Nacht, und ich werde mehr als 100 Meilen südlich vom Kap sein", sagte der 43-Jährige.
Video-Update: Herrmann auf dem Weg nach Kap Hoorn
Kap Hoorn: Lunven zehrt von seinen Malizia-Erinnerungen
Nicolas Lunven (Holcim - PRB) wird nach eigener Aussage am Samstagmorgen Kap Hoorn passieren, aber wohl ohne Sichtkontakt. "Ich werde wohl ein bisschen zu weit weg sein, um Kap Hoorn zu sehen", berichtete der Sechstplatzierte am Freitag. Der Franzose kann aber während der Passage in Malizia-Erinnerungen schwelgen. "Letztes Jahr beim Ocean Race hatte ich das Glück, es zu sehen. Das war wunderschön. Dieses Bild werde ich im Kopf haben", sagte Lunven, der damals noch als Navigator an Bord von Boris Herrmanns Malizia segelte.
Der Hamburger Skipper liegt aktuell rund 70 Seemeilen hinter Lunven auf Rang acht. Für beide geht es dann in den Südatlantik, der für Lunven noch eine Wundertüte ist. "Der Südatlantik sieht knifflig aus. Es wird eine Leichtwindzone kommen, aber ansonsten ist es kaum vorhersagbar und fast unmöglich, schon eine große Lösung im Kopf zu haben. Ich werde es Schritt für Schritt machen."
Keine 6.000 Seemeilen mehr für Richomme und Dalin
Seit dem 12. Dezember sind Charlie Dalin und Yoann Richomme entlang der antarktischen Sperrzone gen Osten gesegelt - nun lassen sie das Südpolarmeer endgültig hinter sich. Es geht im Atlantik nach Norden. Richomme liegt mit seiner Paprec Arkéa konstant gut 13 Seemeilen vor der Macif Santé Prévoyance von Dalin. Also nicht mehr als einen Wimpernschlag auf einer Weltumsegelung. Seit der Nacht haben sie keine 6.000 Seemeilen mehr zu absolvieren.
Boris Herrmann hat sich derweil in den vergangenen Stunden einen Zweikampf um Rang sieben mit Paul Mailhat geliefert. Dessen Biotherm-Yacht auf Platz acht und Herrmanns davor segelnde Malizia - Seaexplorer trennen aktuell lediglich 2,1 Seemeilen.
Überhaupt geht es eng zu in der Verfolgergruppe hinter dem Drittplatzierten Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) und dem Vierten Thomas Ruyant (Vulnerable). Zwischen Rang fünf und elf liegen gerade einmal 214 Seemeilen.
Simon lobt Kieler Skipper Baden, der 2028 dabei sein will
Andreas Baden will 2028 auch gerne bei der Vendée Globe dabei sein, ist aber auch ein Teil der diesjährigen Rennens rund um die Welt. Der Skipper aus Kiel gehört zum Technik-Team von Sébastien Simon, hat die elektronischen und elektrischen Systeme für dessen Imoca-Rennyacht fit gemacht. "Danke, Andreas, du hast wirklich einen tollen Job gemacht. Du bist immer da, wenn ich deine Hilfe brauche. Ich freue mich schon sehr, dich in Les Sables-d'Olonne zu sehen", sagte der drittplatzierte Franzose in der Vendée-Show am Donnerstag, in der auch Baden zugeschaltet war.
Der Kieler ist in ständiger Rufbereitschaft für Simon, um technische Hilfestellung zu geben. In vier Jahren will der 35-Jährige gerne selbst bei der Solo-Weltumseglung teilnehmen. "Ich freue mich sehr, noch tiefer einzutauchen und den Weg an die nächste Startlinie in Les Sables zu schaffen", sagte Baden, der für den Aufbau einer eigenen Kampagne aber noch Geld braucht.
Die stetig wachsende Popularität des Segelsports könnte da hilfreich sein. "Es ist unglaublich, wie viele Deutsche die Imoca-Klasse kennen, die Vendé Globe oder auch das Ocean Race. Es ist schön zu sehen, dass das Segeln hier in Deutschland immer wichtiger wird", so Baden, in dessen Heimatstadt Kiel das Ocean Race Europe 2025 startet.
Herrmann im Zickzack-Kurs Richtung Kap Hoorn
Boris Herrmann nähert sich im Zickzack-Kurs nahe der Eisgrenze Kap Hoorn. Der Malizia-Skipper liegt weiterhin auf Platz sieben. Am dritten, mythischen Kap der Vendée Globe könnten Herrmann und Co. harte Bedingungen mit bis zu 40 Knoten Wind und fünf Meter hohen Wellen erwarten. "Yoann Richomme hat Kap Hoorn mit 25 Knoten verlassen, er war auf der Autobahn", sagte Jérémie Beyou (Charal), der auf Rang fünf liegt. Das Spitzentrio scheint für ihn mittlerweile unerreichbar. "Sie haben das Glück, das sie bis Les Sables d'Olonne nicht verlassen wird. Gut für sie. Für hinten ist es viel komplexer und viel weniger schnell."
Seit er im Indischen Ozean sei, habe er das Gefühl, die ganze Zeit eine Barriere vor sich zu haben, gegen die er stolpere, so Beyou. "Es ist das Wetter, das entscheidet, ist das gerecht?..... Nein, nicht wirklich." Während Richomme (Paprec Arkéa), Charlie Dalin (Macif) und mittlerweile auch Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) im Südatlantik ein Tiefdruckgebiet erwartet, das sie recht schnell in Richtung Rio de Janeiro bringen wird, scheint in der Verfolgergruppe zwischen Rang vier und elf für alle Skipper alles möglich.
Simon passiert als Dritter Kap Hoorn
Sébastien Simon hat als Dritter der Flotte bei der Vendée Globe Kap Hoorn passiert. Der Franzose brauchte mit seiner Imoca-Yacht Groupe Dubreuil 44 Tage, 21 Stunden, 19 Minuten und 38 Sekunden, wie die Veranstalter mitteilten. Damit blieb nach dem Spitzenduo auch er deutlich unter der bisherigen Bestmarke von Armel Le Cléac'h, der im Jahr 2016 mehr als 47 Tage gebraucht hatte.
"Ja, hier sind wir! Danke Pazifik, tschüs an den Süden und hallo Atlantik", sagte Simon in einer Videobotschaft und berichtete von rauer See und bis zu 47 Knoten Wind. Die Umrundung von Kap Hoorn sei das beste Weihnachtsgeschenk überhaupt. "Das letzte Kap liegt hinter uns. Jetzt müssen wir den Atlantik hochsegeln - aber das Boot kennt den Weg. Les Sables-d'Olonne liegt vor uns."
Der durch einen Schaden an seinem Backbord-Foil behinderte Simon hat mittlerweile gut 700 Seemeilen Rückstand auf die Spitze. Dort hat Yoann Richomme (Paprec Arkéa) seinen Vorsprung auf Charlie Dalin (Macif) nunmehr auf 100 Seemeilen ausgebaut.
Ruyant konzentriert sich auf Kampf um Platz vier
Thomas Ruyant (Vulnerable) hat als Vierter weiter gut 100 Seemeilen Vorsprung auf die folgenden Seglerinnen und Segler. In der Gruppe ist auch Boris Herrmann auf Rang sieben dabei. Es gelinge ihm gerade gut, vor dem Wind aus West-Nordwest zu bleiben, erklärte der Franzose und blickte voraus: "Der Wind wird stärker werden, wenn ich am Kap vorbeikomme, vielleicht 35 bis 40 Knoten. Aber das Meer wird nicht so rau sein." Er rechne mit drei bis vier Metern Wellengang.
Hoffnung, noch zum Drittplatzierten Sébastien Simon aufzuschließen, macht sich Ruyant offenbar nicht. Auch wenn Simons Groupe Dubreuil bekanntlich durch einen Schaden am Backbord-Foil gehandicapt ist. "Er hat 1.000 Meilen Vorsprung und das Foil wird ihn im Südost-Passat bis zum Äquator und durch die Doldrums nicht zu sehr behindern." Ruyants Konzentration gilt deshalb Rang vier: "Es ist ein hartes Rennen und ich werde versuchen, meinen Platz vor der Gruppe zu halten."
Rückschlag für Bestaven - Großes Vorsegel unbrauchbar
Schöne Bescherung für Yannick Bestaven: An Bord seiner Maitre CoQ V versagte bereits am 23. Dezember eines seiner Fallschlösser, die Befestigung eines Segels. Sein großes Vorsegel (Code Zero) landete im Wasser. Zwei Stunden lang kämpfte der Titelverteidiger darum, es zu bergen, was ihm schließlich gelang. Aber das wichtige Segel ist nun unbrauchbar, zudem wurde sein Steuerbord-Foil leicht beschädigt. Der Franzose, aktuell auf Platz zehn im Klassement zurückgefallen, wird versuchen, Reparaturen vorzunehmen und in den Mast zu steigen, sobald die Bedingungen es zulassen.
Erster! Richomme in Rekordzeit am Kap Hoorn
Yoann Richomme (Paprec Arkéa) hat das Rennen gemacht und bei seiner Vendée-Premiere als Erster das legendäre Kap Hoorn erreicht. In den vergangenen Stunden hatte sich Richomme ein packendes Duell mit Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) um die Pole Position am dritten und letzten großen Kap der Solo-Weltumseglung geliefert. Mit nur wenigen Seemeilen Vorsprung setzte sich der 41-Jährige durch. In Sichtweite segelten beide in den Südatlantik, wo Dalin mit seinen Boot wieder Vorteile haben könnte, und Richtung Heimat.
"Wow, es ist einfach großartig und aufregend, das Kap zu umrunden, wunderschön", jubelte Richomme, der für seine erste Kap-Hoorn-Passage 43 Tage, 11 Stunden, 25 Minuten und 20 Sekunden benötigte - Rekord! Damit blieb er 3 Tage, 13 Stunden, 9 Minuten und 26 Sekunden unter der Vendée-Globe-Bestmarke von Armel Le Cléac'h, der die Strecke von Les Sables-d'Olonne bis Kap Hoorn 2016 in 47 Tagen, 34 Minuten, 46 Sekunden absolvierte. Der Franzose stellte zudem für die Passage vom Kap Leeuwin zum Kap Hoorn einen Rekord von 13 Tagen, 9 Stunden, 13 Minuten und 43 Sekunden auf.
"Ich hätte mir nie vorstellen können, solche Bedingungen zu haben, ein bisschen ruhiger, in zwei Meilen Entfernung. Es ist unglaublich, Kap Hoorn so zu sehen, was für eine Belohnung! Der größte Teil der Arbeit ist erledigt. Es ist außergewöhnlich, die Farben sind wunderschön." Yoann Richomme
Macif-Skipper Dalin kreuzte den Längengrad von Kap Hoorn nur 9 Minuten und 30 Sekunden nach seinem Freund Richomme (43/11/34/50) und freute sich, den südlichsten Punkt Amerikas diesmal bei Tageslicht sehen zu können. Vor vier Jahren war er in der Nacht daran vorbeigesegelt. Ab der sagenumwobenen Landmarke sind es noch knapp 7.000 Seemeilen bis ins Ziel.
Goodchild, Lunven und Beyou im Pech
Das Vorsegel von Sam Goodchild (Vulnerable), der aktuell Zehnter ist, ist am Sonntagmorgen (MEZ) plötzlich im Wasser gelandet, wo es sich zum Teil ums Backbord-Foil wickelte. Der Brite konnte das Segel binnen etwas weniger als einer Stunde unbeschädigt an Bord bergen.
Nicolas Lunven (Holcim - PRB) und Jérémie Beyou (Charal) hatten zuletzt mit gravierenden technischen Problemen zu kämpfen. Lunven, der hinter Beyou auf Platz sechs zurückfiel, musste aufwändig einen Lattenrutscher reparieren. Beyou reparierte nach mehreren Problemen mit seinem Großsegel sogar sechs Stunden lang.
Boot kentert - Schreckmoment für Boris Herrmann
Boris Herrmann hat mit seinem Boot einen stressigen Moment überstanden. Wie der Hamburger Skipper mitteilte, sei seine Malizia - Seaexplorer in der Nacht zum Sonnabend aus dem Ruder gelaufen und habe sich dabei stark auf die Seite gelegt: Er habe eine "Pirouette" gedreht, berichtete der 43-Jährige: "Ich saß in meinem Sitz, als das Boot mit der Nase in eine Welle eintauchte und stark abwärts kippte." In schneller Folge einiger Maßnahmen "habe ich dann auf der Seite des Bootes gestanden - das Boot kenterte", sagte Herrmann.
Es gelang dem fünfmaligen Weltumsegler aber, das Boot so wieder aufzurichten, dass Mast und Segel von Bruch verschont blieben: "Und ich habe es geschafft, die Ruder wieder unter Kontrolle zu bringen", sagte der Hamburger. Dann habe er noch ein Manöver machen, alles zurücktrimmen und wieder auf Kurs kommen müssen.
Inzwischen ist er wieder klar auf Kurs Kap Hoorn, aber "in den nächsten Stunden etwas langsamer" unterwegs sein will: "Ich will auf keinen Fall noch so eine Pirouette drehen, weder heute Abend noch sonst irgendwann im Laufe des Rennens."
Wie läuft eigentlich der Alltag an Bord?
Rund 80 Tage auf See - da stehen komplizierte Manöver an, und zwar in jeder Hinsicht. Die sind fraglos nötig, aber auch nicht immer nur schön. Immerhin: Den Toiletten-Eimer gibt's sogar mittlerweile mit Brille...
Cornic mit einer "ziemlich unglaublichen" Begegnung ganz im Süden
Auf Platz 32 segelt Antoine Cornic (Human Immobilier) fast am Ende des Feldes, und das so weit südlich wie kaum ein anderer Vendée-Globe-Teilnehmer. Dabei hatte der Franzose etwa 900 Seemeilen südöstlich von Kap Leeuwin, wohin sich kaum jemand verirrt, nun eine "ziemlich unglaubliche" Begegnung. "Ich bin auf ein 11 Meter langes Boot gestoßen - ein Norweger, der alleine segelt und nur zum Spaß eine Weltreise macht", berichtete Cornic, der sich beeindruckt zeigte. "Ich glaube, wir haben jemanden gefunden, der verrückter ist als wir!"
Über Funk unterhielt sich der Vendée-Globe-Skipper mit dem Norweger und machte dem "blinden Passagier" dieser Region so eine große Freude. "Er hatte seit 110 Tagen kein anderes Boot mehr gesehen, was den Kerl glücklich machte."
Drama, Tempo, Tränen - So liefen die vergangenen Tage
Es geht zur Sache bei der Vendée Globe. Mit Sturm, Freude, Frust und richtig viel Tempo. Die vergangenen Tage in der ausführlichen Video-Zusammenfassung:
Pip Hare und Szabolcs Weöres offiziell ausgestiegen
In der Nacht auf Montag sind die Britin Pip Hare (Medallia) nach ihrem Mastbruch und Szabolcs Weöres (New Europe) offiziell aus der diesjährigen Vendée Globe ausgestiegen. Hare ist auf dem Weg nach Melbourne im Süden Australiens, Weöres ins südafrikanische Kapstadt. Der Ungar, der nach einer frühen Reparatur ohnehin der Flotte hinterhergesegelt war, hatte zuletzt ein gebrochenes Backbord-Want entdeckt und damit eine Schwächung der seitlichen Stabilisation des oberen Mastes.
Jetzt sind noch 36 der 40 Skipperinnen und Skipper bei der Weltumseglung unterwegs. Vor Hare und Weöres waren bereits Louis Burton (Bureau Vallée) und Maxime Sorel (V and B - Monbana - Mayenne) ausgestiegen.
Boris Herrmann der Zweitschnellste von Kap zu Kap
Malizia-Skipper Boris Herrmann hat vom Kap der Guten Hoffnung bis Kap Leeuwin die zweitschnellste Zeit verbucht. Nur Spitzenreiter Charlie Dalin, der Rekordzeit segelte, war noch fixer unterwegs.
1. Charlie Dalin - 9 Tage / 22 Stunden / 27 Minuten / 56 Sekunden
2. Boris Herrmann - 10/1/49/54
3. Sebastien Simon - 10/6/42/8
Alle drei waren schneller als der bisherige Rekordhalter Michel Desjoyeaux (10/7/37).
Violette Dorange: Tough, tapfer und ein großes Talent
Sie strahlt und lächelt - und hat nach eigenem Bekunden manchmal Angst: Violette Dorange, mit 23 Jahren die jüngste Teilnehmerin aller Zeit bei der Vendée Globe, schlägt sich auf dem ehemaligen Boot von "König" Jean Le Cam aber wacker. Aktuell ist die couragierte Französin 25.
Dalin in Rekordzeit von Kap zu Kap
Rekord für Charlie Dalin: Der französische Ausnahmesegler hat eine 16 Jahre alte Bestmarke für die Passage vom Kap der Guten Hoffnung zum Kap Leeuwin gebrochen. Michel Desjoyeaux, der einzige Doppelsieger der Vendée Globe, hatte 2008 10 Tage, 7 Stunden und 37 Minuten benötigt, um die Strecke zu bewältigen. Der Macif-Skipper brauchte nun 9 Tage, 22 Stunden und 27 Minuten und unterbot seinen Landsmann damit um 9 Stunden und 10 Minuten.
Steuerbord-Foil bei Simon gebrochen
Hiobsbotschaft für den zweitplatzierten Sébastien Simon (Groupe Dubreuil): Am Samstagnachmittag brach am Boot des Franzosen das Steuerbord-Foil. "Ich habe gerade geschlafen, als das Boot plötzlich wild hin und her ging. Als ich es stabilisieren wollte, hat es nicht mehr auf die gleiche Art und Weise reagiert. Ich habe schnell verstanden, dass es um das Foil geht. Ich bin an Deck gegangen und das Steuerbord-Foil war am Ellenbogen, dem am stärksten gebogenen Teil, gebrochen", berichtete Simon.
"Das ist wirklich sehr schwer zu verkraften, aber das Rennen ist noch nicht vorbei. Ich werde den ganzen Weg gehen." Sébastien Simon
Die jeweils an den Seiten der Imoca-Rennyachten angebrachten "Foils" ("Flügel") erzeugen Auftriebskraft und lassen die Boote regelrecht über das Wasser "fliegen".
Mit nur einem intakten Foil ist Simon stark gehandicapt, segelt aber trotzdem mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 bis 18 Knoten. "Das ist wirklich sehr schwer zu verkraften", gab der Franzose zu, räumte aber ein: "Das ist Teil des Spiels, es ist ein mechanischer Sport. Jetzt geht es darum, konzentriert zu bleiben und Spaß zu haben."
Herrmann nach Foil-Reparatur mit "kleinem Handicap"
Als hätte Boris Herrmann nicht schon genug damit zu tun, den Rückstand auf die Führenden zu verkürzen, musste der Weltumsegler nun auch Reparatur-Arbeiten durchführen. Die Hydraulik-Verstellung seines Foilkastens auf Backbord-Seite machte Probleme. Der Pin, der den Hydraulik-Zylinder hält, war herausgebrochen.
"Ich habe die Teile dann zusammengeklebt und es hat beim ersten Versuch gleich so gut funktioniert, als wäre nichts gewesen", berichtete Herrmann nach einer anstrengenden Nacht. Die Neigung dieses Foils kann er nun allerdings nicht mehr einstellen. Deshalb sprach der 43-Jährige von einem "kleinen Handicap".
NDR Segelexperte Tim Kröger erklärte: "Das ist für Performance-Segeln wirklich eher negativ. Darauf fußt schließlich die perfekte Leistung dieses Bootes." Andererseits hätte es auch schlimmer kommen können. "Er kann jetzt erst mal weitersegeln. Das ist jetzt nicht Alarm und nicht das Ende vom Lied."
Video: Das Update nach drei Wochen
Drei Wochen sind die 39 im Rennen verbliebenen Boote der zehnten Vendée Globe unterwegs. Vorneweg die drei französischen "Ballermänner" Charlie Dalin, Sébastien Simon und Yoann Richomme. Sie hingen nicht wie viele andere in Flauten fest. Der Hamburger Boris Herrmann kämpft derzeit um einen Platz in den Top Ten. Aber nun werden im Süden die Bedingungen härter - möglicherweise beginnt ein ganz neues Rennen.
Rekord-Roundup: Simon mit 615,33 Seemeilen in 24 Stunden
Die Hatz der Hightech-Yachten rund um den Globus kennt kaum Verschnaufpausen, in den vergangenen Stunden vor allem nicht für Sébastian Simon (Groupe Debreuil). Der Franzose reihte gestern einen 24-Stunden-Einrumpf-Solorekord an den nächsten: Als Bestmarke hat der Skipper nun unglaubliche 615,33 Seemeilen (1.139,6 Kilometer) stehen, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,64 Knoten.