"Vendée Globe bringt mir kein Glück": Herrmanns harter Kampf bis Kap Hoorn
Boris Herrmann hat bei der Weltumseglung Vendée Globe die berühmt-berüchtigte Landmarke Kap Hoorn passiert - zum siebten Mal in seiner Segel-Karriere. Der Weg dahin war für den Malizia-Skipper aus Hamburg herausfordernd und mental belastend. Der Südatlantik verspricht allerdings kaum Erleichterung.
Bei Tageslicht ganz nah an Kap Hoorn vorbeisegeln, das hatte sich Boris Herrmann gewünscht. Doch daraus wurde nichts. Rund 100 Seemeilen (ca. 180 Kilometer) südlich der berühmt-berüchtigten Landmarke passierte der Hamburger am Samstagvormittag (MEZ) den entsprechenden Längengrad - in Dunkelheit.
Schöne Erinnerungen an das Ocean Race
"Die Vendée Globe bringt mir kein Glück", befand der 43-Jährige, der auch bei der Einhand-Regatta rund um den Globus vor vier Jahren Kap Hoorn nicht zu Gesicht bekommen hatte. "Zum Glück hatte ich eine wunderschöne Passage beim Ocean Race vor zwei Jahren", erinnerte sich Herrmann. Damals segelte er mit seinem Team als Führender an Kap Hoorn vorbei und die Malizia gewann in der Folge die dritte Etappe.
Dieses Mal wird sich für Herrmann das "wirkliche Gefühl, eine Linie passiert zu haben, erst später einstellen. Wenn der Wind endlich nachlässt." Rund um die Südspitze Amerikas ging es für den Malizia-Skipper ruppig zu - mit über 30 Knoten Wind und schwierigem Seegang.
Mehr als zwei Drittel der Weltumseglung geschafft
"Die ruhigeren Stunden, die uns dann bevorstehen sind die Belohnung, auf die ich mich freue", sagte er mit Blick auf die erste Phase im Südatlantik, in den der gebürtige Oldenburger jetzt quasi abbiegt. Der Zielhafen im französischen Les Sables-d'Olonne ist nicht mehr allzu weit entfernt. Mehr als zwei Drittel der Weltumseglung hat Herrmann zurückgelegt.
"Es ist ein aufregender Moment den Pazifik zu verlassen, weil wir in die Zivilisation zurückkehren." Boris Herrmann
Frustriert, verwirrt und auch entmutigt
Die Vendée Globe 2024 steht bislang einfach unter keinem guten Stern für den Norddeutschen. Frustriert, verwirrt und auch entmutigt: Kurz vor Kap Hoorn hatte sich Herrmanns Gemütszustand dem Nullpunkt genähert. "Es waren seltsame Tage. Ich war nicht wirklich in Weihnachtsstimmung und fühlte mich energielos. Deshalb habe ich auch keine Updates geschickt oder mit jemandem gesprochen", sagte der 43-Jährige am Freitag.
Die letzten Seemeilen auf dem rauen Weg nach Kap Hoorn waren beschwerlich für ihn. "Die letzten beiden Tage waren besonders frustrierend, vor allem die letzte Nacht. Der Wind drehte ständig, ich musste mich ständig anpassen und dachte manchmal: 'Warum treibe ich so herum?'", so Herrmann. "Das verdirbt einem die Laune."
Herrmann segelte "so weit südlich wie noch nie mit einer Imoca". Deswegen wird die Nacht zurzeit nicht richtig dunkel für den Hamburger. "Die Dunkelheit ist eher wie eine tiefblaue Dämmerung. Es ist verwirrend; der Körper erkennt es nicht als Nacht. Es ist insgesamt eine seltsame Erfahrung", sagte der Deutsche, der sich dazu zwingen musste, zu den richtigen Zeiten zu schlafen.
"Ich muss mich mental auf den nächsten großen Berg vorbereiten, den es zu erklimmen gilt." Boris Herrmann zum Südatlantik
Kein Kuschelkurs im Südatlantik
Das Problem: Auch nach Kap Hoorn, wenn es nun wieder gen Norden geht, erwartet Herrmann nach ein paar Stunden mit ruhigeren Bedingungen alles andere als ein Kuschelkurs. "Die Aussichten für den Südatlantik sind sehr anstrengend. Das wird kein Spaziergang", so der Malizia-Skipper mit Blick auf die herausfordernden Wettersysteme mit zwei großen Tiefdruckgebieten. "Es fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an. Die Vorhersage lautet: 'Haha, du denkst, du hast das Schlimmste hinter dir, aber jetzt zeigen wir dir, was noch kommen kann'."
Das alles erinnere ihn an die dritte Etappe beim Ocean Race vor zwei Jahren. "Damals hatten wir einen relativ moderaten südlichen Ozean und dann die härtesten Bedingungen nach Kap Hoorn." Immerhin: Die Erinnerung an das Ocean Race 2023 ist eine glückliche für den Hamburger.