Ein Hund mit dem Kopf auf der Lehne eines Sofas liegend © Colourbox Foto: Firnthirith
Ein Hund mit dem Kopf auf der Lehne eines Sofas liegend © Colourbox Foto: Firnthirith
Ein Hund mit dem Kopf auf der Lehne eines Sofas liegend © Colourbox Foto: Firnthirith
AUDIO: Demenz bei Tieren (43 Min)

Demenz bei Hunden: Symptome erkennen und behandeln

Stand: 28.12.2022 09:40 Uhr

Hunde können ebenso an Demenz erkranken wie Menschen. Welche Anzeichen gibt es, wie lässt sich die Krankheit behandeln und worauf sollten Hundehalter achten?

Wenn ein Hund orientierungslos in der Ecke steht, Herrchen oder Frauchen nicht mehr begrüßen will oder plötzlich nicht mehr stubenrein ist, kann eine Hunde-Demenz dahinterstecken, medizinisch Canines kognitives Dysfunktionssyndrom (CCD) genannt. Doch oft halten Tierärzte und Hundehalter Wesens- und Verhaltensänderungen ihres Vierbeiners fälschlicherweise für normale Alterserscheinungen, sodass die Diagnose gar nicht oder erst spät erfolgt, so Tierärztin Dr. Nina Meyerhoff von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Lebenserwartung steigt mit frühzeitiger Diagnose

Wird Demenz bei Hunden jedoch frühzeitig erkannt, können einige Tiere laut Meyerhoff so alt werden wie gesunde Artgenossen. Erfolgt die Diagnose dagegen erst im späten Stadium der Krankheit, liegt die Lebenserwartung in der Regel zwischen einigen Monaten und einem Jahr. Bei Tieren treten die ersten Anzeichen von Demenz meist im Alter von etwa sieben oder acht Jahren auf, erklärt Tierarzt Dr. Thomas Laube aus Salzgitter.

Welche Symptome bei Hunde-Demenz?

Anfangs äußert sich die Krankheit durch leichte Symptome. So stehen Hunde zum Beispiel vereinzelt an der falschen Seite einer Tür, durch die sie hinauswollen. Im Endstadium sind manche Tiere jede Nacht wach und sitzen immer wieder winselnd vor der Haustür, wollen ständig nach draußen und wieder hinein. Weitere mögliche Symptome von Hunde-Demenz sind:

  • Desorientierung: Hunde finden nicht mehr zur Tür hinaus oder bleiben hinter dem Sofa stehen.
  • Verändertes Sozialverhalten: Sie begrüßen ihren Halter nicht mehr oder verweigern Streicheleinheiten.
  • Veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus: Die Tiere sind nachts wach, wollen ständig hinaus.
  • Verlust der Stubenreinheit: Hunde machen in die Wohnung.
  • Ängstlichkeit: Sie zittern, jaulen oder winseln.
  • Veränderte Aktivität: Sie sind bis zur Erschöpfung in Bewegung (Drangwandern).
  • Vergessen: Hunde vergessen erlernte Kommandos, können diese nicht mehr ausführen.

Hundehalter spielen wichtige Rolle bei Diagnose

Anders als beim normalen Alterungsprozess handelt es sich bei Hunde-Demenz um eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn verfallen. Da die Symptome der Krankheit so vielfältig und besonders im Anfangsstadium von denen eines normalen Alterungsprozesses nur schwer zu unterscheiden sind, kommt Hundehaltern eine bedeutende Rolle bei der Diagnose der Krankheit zu. Sie kennen ihre Vierbeiner am besten. Fällt ihnen ungewöhnliches Verhalten auf, kann es hilfreich sein, davon Videos mit dem Smartphone zu machen, um es für den Tierarzt zu dokumentieren.

Behandlung nur mit Einschränkungen möglich

Ältere Frau auf einem Baumstumpf im Wald sitzend mit einem Hund vor sich sitzend © Colourbox Foto: #232319
Lebenslange körperliche Aktivität und artgerechte Ernährung können Demenz bei Hunden vorbeugen.

Wie beim Menschen ist Demenz auch bei Tieren nicht heilbar. Im Anfangsstadium könne man versuchen, ein Fortschreiten der Krankheit zu bremsen, so Tierarzt Dr. Laube. Durch Medikamente, die bestimmte Ablagerungen an Gehirnzellen reduzieren oder verhindern, könne die Durchblutung beziehungsweise Sauerstoffversorgung verbessert werden. Eine fortgeschrittene Hunde-Demenz dagegen sei nur schwer zu behandeln. Betroffene Hunde können dann oftmals nur noch mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln ruhiggestellt werden.

Tierärztin Dr. Meyerhoff empfiehlt verschiedene Ansätze bei der Behandlung. Sinnvoll seien zum Beispiel körperliche Aktivität durch artgerechtes Hunde-Training und eine ans Alter des Hundes angepasste spezifische Ernährung. Grundsätzlich sollten Hunde keine Essensreste bekommen. Ältere oder vorerkrankte Hunde können von Nahrungsergänzungsmitteln profitieren, sogenannten Supplementen, erklärt Meyerhoff. "Wir wissen, dass Hunde mit Epilepsie ein höheres Risiko haben, früher an CCD zu erkranken." Allerdings lägen keine Studien vor, die ihre Wirkung belegen.

MCT-Öl und Omega-3-Fettsäuren bei Demenz?

Eine Flasche Olivenöl © NDR Foto: Elke Janning
Hochwertige Pflanzenöle liefern Omega-3-Fettsäuren und lassen sich ins Hundefutter mischen.

Im Handel finden sich zahlreiche Produkte, die zur Entspannung oder zur Beruhigung des Tieres beitragen sollen. Für viele dieser Produkte liegen jedoch keine Langzeitstudien vor, die deren Wirksamkeit belegen. Empfohlen wird zum Beispiel sogenanntes MCT-Öl. Es enthält mittelkettige Fettsäuren und soll Demenz-Symptome bei Tieren lindern. Laut Dr. Meyerhoff wurden in Studien für bestimmte Formen der mittelkettigen Fettsäuren positive Effekte bei Hunden nachgewiesen. Das gilt auch für bestimmte Kombinationspräparate mit Antioxidantien und Vitaminen. Die Tierärztin empfiehlt, eine Zugabe von MCT-Öl mit dem Tierarzt abzusprechen.

Tierarzt Dr. Laube rät, Futter mit Omega-3-Fettsäuren anzureichern. Dabei müsse es kein teures Produkt aus der Futtermittel-Abteilung sein. Der Hundenahrung könne auch hochwertiges Sonnenblumenöl oder Olivenöl aus der Küche hinzugefügt werden, so Laube. Zudem sei es ratsam, Hunde altersgerecht zu ernähren. So brauche ein älterer Hund, der auch am Tag sehr viel schläft, keine so kalorienreiche Ernährung wie ein junger Hund, der viel in Bewegung ist. Die richtige Ernährung sollte mit dem Tierarzt abgesprochen werden.

Je älter ein Hund, desto höher das Demenz-Risiko

Warum manche Hund an Demenz erkranken und andere nicht, ist nicht geklärt. Der größte Risikofaktor ist das Alter. Je älter ein Hund ist, desto wahrscheinlicher ist eine Demenz-Erkrankung. Da Hunde heutzutage meist mit uns Menschen im Haushalt leben und es ihnen - anders als in der freien Natur - an nichts mangelt, ist ihre Lebenserwartung gestiegen. Folglich treten bei ihnen auch Demenz-Erkrankungen häufiger auf. Einer Studie zufolge liegt die Demenzrate von Hunden ab einem Alter von zehn Jahren bei zwölf Prozent. Danach verdoppelt sich die Rate alle zwei Jahre.

Demenz verursacht keine Schmerzen

Halter von dementen Tieren treibt häufig die Sorge um, ihr Hund würde unter Schmerzen leiden. Dazu gibt es laut Dr. Meyerhoff aber keinen Anlass: "Grundsätzlich ist die Canine kognitive Dysfunktion nicht schmerzhaft". Im Alter kämen aber zur Demenz häufig andere Erkrankungen hinzu, die Schmerzen verursachen können. Mögliche Anzeichen sind, wenn Hunde dauerhaft ängstlich sind und zittern. Scheint ein Tier unter Stress oder Schmerzen zu leiden, sollten Besitzer den Tierarzt aufsuchen.

Mit einem dementen Hund leben lernen

Demenz bei Hunden schreitet mit zunehmendem Alter voran. Deshalb sollten Hundebesitzer lernen, bestmöglich mit der Situation umzugehen. Uriniert ein Hund aufgrund einer Demenz im Haushalt, sollte das Dr. Meyerhoff zufolge auf keinen Fall bestraft werden. Wichtig sei, sich bewusst zu machen, dass das Tier nicht mehr "das alte" ist. Werden Tiere inkontinent, können Hundewindeln sinnvoll sein. Hundehalter sollten zudem auf veränderte Bedürfnisse des Tieres eingehen und zum Beispiel respektieren, wenn das Tier weniger kuscheln will oder ihm vermehrte Aufmerksamkeit schenken, wenn es mehr Zuneigung braucht. Sind Hunde weniger mobil, ist ein Hundeanhänger fürs Fahrrad unter Umständen sinnvoll. Tierärzte können bei nächtlich nervösen und ängstlichen Tieren gegebenenfalls Medikamente zur Beruhigung verschreiben.

Einschläfern? Eine individuelle, schwierige Entscheidung

Wenn der Hund nachts umherwandert, in die Wohnung uriniert und ständig Aufmerksamkeit fordert, kommen viele Hundehalter trotz großer Zuneigung zum Tier an ihre Grenzen. Ein Tierarzt müsse dann auch abwägen, wie lange der Mensch eine solche Erkrankung des Vierbeiners durchstehen kann, erklärt Dr. Laube. "Man kann nicht riskieren, dass der Mensch der Patient wird". Viele Hundebesitzer fragen sich zudem, ob sich das Tier quält, sein Leben noch lebenswert ist und ob man es besser einschläfern sollte.

Diese schwierige Entscheidung sollten sie mit einem Tierarzt treffen - je nach Stadium der Demenz, dem Fortschreiten anderer Erkrankungen und der Verfassung von Mensch und Tier. "Tierbesitzer erkennen am besten, wann der Zeitpunkt gekommen ist", so Dr. Laube. Wenn jedoch alte noch vergleichsweise gesunde Hunde den ganzen Tag schlafen und sich kaum noch bewegen wollen, sei das kein Grund zum Einschläfern. "Alt gewordene Tiere haben einfach ganz andere Ansprüche an das Leben und können dabei noch sehr glücklich sein."

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Ratgeber | 14.12.2022 | 19:05 Uhr

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