Bestattungen: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Warum kann die Urne einer oder eines Verstorbenen nicht an ihrem oder seinem Lieblingsplatz - etwa im eigenen Garten - beigesetzt werden? Kann jeder auf See die letzte Ruhe finden? Ist es erlaubt, Diamanten aus der Asche Verstorbener zu machen? Diese und andere wichtige Fragen rund um neue Bestattungsarten, den Friedhof, die Totenruhe und Grabpflege beantwortet Alexander Helbach, Pressesprecher von "Aeternitas", einer Verbraucherinitiative zum Thema Bestattungen.
Ist die Beisetzung einer Urne im eigenen Garten möglich?
In Deutschland gilt der "Friedhofszwang". Er ist in den Gesetzen der Bundesländer zu Bestattungen geregelt. Damit sollen die Würde der Toten und die Achtung der Totenruhe gewahrt werden. Kritische Stimmen sagen allerdings, geschäftliche Interessen der beteiligten Branchen würden dabei eine ebenso wichtige Rolle spielen. In Bremen ist es seit 2015 relativ problemlos möglich, die Asche Verstorbener auf Privatgrundstücken beizusetzen. Auch Nordrhein-Westfalen und Berlin haben ihre Gesetze auch liberalisiert. Ansonsten gilt in allen Bundesländern mit ihren jeweiligen Bestattungsgesetzen grundsätzlich weiterhin der Friedhofszwang - mit Ausnahme der Seebestattung. Auch die immer beliebteren Bestattungswälder gelten, rechtlich betrachtet, als Friedhofsflächen, ebenso auch Urnenkirchen. Viele Bundesländer haben in ihren Bestattungsgesetzen zwar durchaus Ausnahmen vom Friedhofszwang vorgesehen - jedoch nur in Ausnahmefällen unter kaum zu erfüllbaren Bedingungen wie zum Beispiel dem öffentlichen Zugang zur Grabstelle. Denn zum Friedhofszwang gehört eben auch das Gebot, dass ein Grab öffentlich zugänglich sein sollte, damit jeder dort trauern kann. Zu bedenken ist außerdem, dass es ja gerade der Wunsch eines Verstorbenen gewesen sind kann, dass seine Asche in einem Fluss verstreut wird - so wie es in anderen Ländern erlaubt ist. Man kann fragen, ob hier die Rechte der Hinterbliebenen eingeschränkt werden.
Kann jeder Mensch auch auf See bestattet werden?
Ja, Seebestattungen sind mittlerweile für jeden möglich. Es muss aber eine Genehmigung bei der Stadt- oder Kommunalverwaltung des Sterbeortes eingeholt werden. Dazu ist eine Bestattungsverfügung des Verstorbenen erforderlich, in der dieser seinen Willen zur Seebestattung festgehalten hat. Liegt diese nicht vor, genügt in der Regel eine glaubhafte Versicherung der Angehörigen, dass dies sein Wunsch war. Allerdings hat jedes Bundesland seine eigenen Vorschriften zur Seebestattung. Deshalb ist es ratsam, sich schon im Vorfeld nach den im Einzelnen geltenden Regelungen zu erkundigen.
Welchen Sinn hat die Totenruhe, wenn ich eine Grabstelle nur auf Zeit kaufe?
Theoretisch soll die Ruhefrist einer Grabstätte den Zeitraum abdecken, in dem alle sterblichen Überreste vergangen sind. Damit sollte die Totenruhe gewährleistet sein. Das können dann bei einem Leichnam, je nach Bodenverhältnissen, 20 oder mehr Jahre sein. Allerdings bleiben dennoch häufig Knochen oder Knochenteile zurück, die dann in der gleichen Grabstelle etwas tiefer oder an einer anderen Stelle auf dem Friedhof wieder beigesetzt werden müssen. Dass für Urnen mit Totenasche meist ähnlich lange Fristen gelten, sei allerdings tatsächlich diskussionswürdig, findet Alexander Helbach.
Kann ich doch irgendwie an die Asche eines Verstorbenen gelangen?
In vielen anderen Staaten wie zum Beispiel den Niederlanden oder der Schweiz darf die Urne mit der Asche Verstorbener legal an die Angehörigen ausgehändigt werden. Manche Menschen nutzen dies, um diese dann mit nach Deutschland zu nehmen und hier zu verstreuen oder zu Hause aufzubewahren. Dies stellt zwar in der Regel eine Ordnungswidrigkeit dar, da für die sterblichen Überreste hierzulande wieder die entsprechenden Gesetze gelten. Da dies mehr oder weniger im Verborgenen abläuft, fehlen konkrete Fall-Zahlen. Laut Alexander Helbach weiß die Branche, dass die Praxis sich zunehmender Beliebtheit erfreut.
Kann ich in Deutschland einen Diamanten aus Totenasche machen lassen?
Die Herstellung von Erinnerungsdiamanten aus Totenasche ist in Deutschland nicht erlaubt, kann aber legal im Ausland erfolgen. Die Regelungen dazu, ob ein solcher Diamant nach der Einführung nach Deutschland einer Beisetzungspflicht unterliegt, sind von Bundesland zu Bundesland verschieden und nicht immer eindeutig formuliert. Wie bei der Aushändigung der Urne ist es abgesehen davon aber auch fraglich, ob sich ein Angehöriger durch möglicherweise bestehende Verbote davon abhalten ließe, wenn ein solcher Erinnerungsdiamant seinen Wünschen und den des Verstorbenen entspricht. Eine Alternative ist die Herstellung von Erinnerungsdiamanten aus Haaren des Verstorbenen, der keine gesetzlichen Hürden entgegenstehen.
Was passiert mit den Särgen und Urnen aus abgelaufenen Gräbern?
Die Särge sind nach Ablauf der Ruhefrist gewöhnlich verrottet. Sollten noch einzelne Reste vorhanden sein, werden diese untergegraben. Urnen hingegen sind häufig nicht verrottet und werden dann dauerhaft in Sammelgräbern oder etwa nicht mehr verwendeten Grüften beigesetzt.
Ist das Verstreuen von Asche in der Natur für die Umwelt bedenklich?
Totenasche enthält in geringer Menge durchaus auch schädliche Stoffe wie Schwermetalle. Bislang gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Belege dafür, inwieweit oder ab welcher Menge dadurch tatsächlich eine nennenswerte Beeinträchtigung der Umwelt zu befürchten wäre. Es laufen dazu laufen derzeit verschiedene Forschungsprojekte. Allerdings ist diese Praxis in anderen Ländern üblich, ohne dass bedenkliche ökologische Folgen bekannt geworden wären. Man sollte also zum jetzigen Zeitpunkt von einer Unbedenklichkeit ausgehen, insbesondere für Flüsse und Seen. Denn dort verteilt sich die Asche schnell.
Bestattungen können teuer werden. Wie kann ich finanziell vorsorgen?
Finanzielle Vorsorge für die Bestattung ist seit dem Wegfall des Sterbegeldes im Jahr 2013 immer sinnvoll - es sei denn, die Hinterbliebenen können und wollen die Bestattungskosten ohne Probleme aufbringen. Die Sterbegeldversicherung ist eine Variante, die unter Renditegesichtspunkten nicht immer gut abschneidet, aber ein hohes Maß an Sicherheit bietet - schließlich wird je nach Anbieter im Todesfall schon nach zwölf Monaten die volle Versicherungssumme fällig. Sie eignet sich vor allem für diejenigen, die nur mit kleinen Beträgen über einen längeren Zeitraum das finanzielle Polster für die Bestattung ansparen können. Um für Bestattungskosten Geld anzusparen, kann man auch ein Sparbuch anlegen. Das ist aber nicht vor dem Zugriff des Staates geschützt, wenn man einmal Sozialhilfe beantragen sollte.
Welche Vorteile hat ein sogenannter Vorsorgevertrag?
Ein "Vorsorgevertrag" hat vor allem Vorteile, wenn es keine Hinterbliebenen gibt, die sich um die Bestattung kümmern können oder wollen. Er bietet dann die Sicherheit, dass die eigenen Bestattungswünsche umgesetzt werden und die Finanzierung geregelt ist. Solche Verträge werden mit einem Bestattungsunternehmen abgeschlossen. Darin werden die gewünschten Leistungen für die spätere Bestattung vereinbart und die dafür notwendige Summe hinterlegt. Wichtig ist, dass die Kosten transparent dargestellt werden und eine Gesamtsumme inklusive aller Leistungen genannt wird. Der Bestatter sollte so kalkulieren, dass Preissteigerungen über die Jahre möglichst abgefedert werden. Um das Geld im Falle der Insolvenz des Bestatters abzusichern, ist es unbedingt notwendig, dass das Geld bei einer Treuhandstelle hinterlegt wird. Dort wird es auch verzinst.
Was muss ich bei der Pflege einer Grabstätte beachten?
Der Pflegeaufwand für ein Grab liegt im eigenen Ermessen - es muss nur erkennbar sein, dass es gepflegt wird und nicht verwahrlost ist. Eine geschickte Pflanzenauswahl, zum Beispiel Stauden oder Bodendecker, kann den Pflegeaufwand stark reduzieren. Zu beachten sind dabei aber mögliche Vorschriften der Friedhofsverwaltung bezüglich der Pflanzenauswahl. Die Kosten für eine Gärtnerin oder einen Gärtner hängen vom Pflegeumfang ab: also zum Beispiel davon, wie oft im Jahr das Grab neu bepflanzt oder gegossen werden soll. Der übliche Rahmen liegt bei 100 bis 600 Euro im Jahr.
Welche Folgen hat der Trend zur Urnenbeisetzung auf die Friedhofsgebühren?
Immer mehr Menschen entscheiden sich für die verschiedenen, eher günstigen und kleinflächigen Formen der Urnenbeisetzung, auch außerhalb klassischer Friedhöfe. Deshalb geraten die Friedhöfe unter Druck. Ihnen brechen Gebühreneinnahmen weg und es entstehen große, ungenutzte Freiflächen - die aber dennoch Kosten verursachen. Die Folge sind Erhöhungen der Friedhofsgebühren. Besonders Grabarten, bei denen keine Grabpflege nötig ist, liegen im Trend. Viele Menschen entscheiden sich dabei für eine Bestattung in Kolumbarien (Urnenwänden), aber auch Rasengräber, Baumbestattungen und Gemeinschaftsgrabanlagen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Selbst Seebestattungen sind verstärkt im Kommen. Immer häufiger werden auch nicht mehr benötigte Kirchen, Trauerhallen oder Mausoleen umgebaut und für die Beisetzung von Urnen genutzt.