Insel Vilm: Wildes Eiland in der Ostsee bei Rügen
Auf Vilm machten einst Honecker und anderer DDR-Größen Urlaub. Heute wächst auf der kleinen Insel vor Rügen einer der letzten deutschen Urwälder. Besucher dürfen das Naturparadies nur im Rahmen von Führungen betreten.
Ein Ausflug nach Vilm startet in Lauterbach, im Südosten der Insel Rügen. Von dort legt das Motorschiff "Julchen" in Richtung der kleinen, naturbelassenen Insel im Greifswalder Bodden ab. Besucher dürfen das kleine Naturparadies nur im Rahmen einer Führung betreten. Von Ende März bis Ende Oktober sind maximal 60 Interessierte pro Tag zugelassen, eine vorherige Anmeldung ist notwendig, die Touren sind oft ausgebucht.
Schon zu DDR-Zeiten war die kleine Insel für die allermeisten Reisenden gesperrt. Nur ausgewählte Mitglieder der SED-Führungsriege wie Erich Honecker oder Walter Ulbricht durften dort ihren Urlaub verbringen. Heute steht Vilm unter strengem Naturschutz, Touristen dürfen auf der Insel nicht übernachten.
Geführte Wanderung um die Insel
Nur ein einziger Wanderpfad bietet Gelegenheit, die 2,5 Kilometer lange Insel zu umrunden. Er führt zunächst an elf Häusern vorbei. In den reetgedeckten Bungalows - die ehemaligen Ferienhäuser der SED-Prominenz - hat seit 1990 die Naturschutzakademie das Bundesamts für Naturschutz seinen Sitz. Wissenschaftler und Naturschützer nutzen die Gebäude für Workshops und Seminare.
Durch Wiesen mit seltenen Blumen wie Schwalbenwurz, Milchkraut oder Leberblümchen führt der Wanderweg weiter zur Steilküste von Vilm. Wie die Kreideküste auf Rügen ist auch Vilms Kliff aktiv. Das bedeutet, dass von Zeit zu Zeit Brocken aus Geschiebemergel abbrechen und mitsamt der auf ihnen wachsenden Bäumen ins Meer rutschen.
Uralte Bäume im Herzen der Insel
Der Weg schlängelt sich auch durch den fast unberührten, von teils uralten Bäumen überwachsenen Teil der Insel. Bizarr geformte Eichen und Buchen säumen den Pfad, hohle Stämme bieten Kleinsäugern und Vögeln Schlupfwinkel und Brutplätze. Seit rund 500 Jahren ist der Insel-Urwald sich selbst überlassen, der letzte große Holzeinschlag fand 1527 statt. Manche Baumriesen sind sogar bereits 650 Jahre alt und verleihen dem Wald eine geradezu mystische Atmosphäre.
Heimat von Seeadler und Kormoran
Durch den lichter werdenden Wald führt der Pfad zur nördlichen Spitze der Insel, dem sichelförmig nach Osten gekrümmten Großen Haken. Deutlich sichtbar ist dort, wie der Sand an einigen Stellen abgetragen, an anderen wieder angetragen wird und die sandige Inselspitze auf diese Weise ständig umformt. Der Große Haken ist ein beliebter Vogelrastplatz, mit etwas Glück lassen sich Kormorane und andere Wasservögel beobachten. Auch Seeadler sind auf Vilm heimisch.
Vom Norden geht es zurück zum Anleger. Insgesamt ist der Weg über die Insel nur etwa drei Kilometer lang, die Tour dauert aber wegen der ausführlichen Erläuterungen der Guides etwa zweieinhalb Stunden. Mit Fährüberfahrt sollten Besucher dreieinhalb Stunden für den Aufenthalt auf Vilm einplanen.