Auswandererhaus Bremerhaven zeigt Migranten-Schicksale
Millionen Menschen verließen Deutschland im 19. Jahrhundert, später kamen hunderttausende Zuwander ins Land. Das Auswandererhaus in Bremerhaven lässt ihre Schicksale lebendig werden.
Über Bremerhaven verlassen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Hunderttausende Menschen Deutschland auf der Suche nach einem besseren Leben in Richtung Amerika. Viele haben in der neuen Welt Erfolg, andere scheitern. Die bewegenden Geschichten dieser Menschen sind das Thema des Deutschen Auswandererhauses, das in Bremerhaven an der Stelle steht, wo damals die Dampfer ablegten.
Auswanderung nach Amerika: Reise ins Ungewisse
Besucher der multimedialen und interaktiven Ausstellung tauchen ein in die damaligen Lebensumstände der Auswanderer und werden Teil einer Inszenierung, die die Reise der Auswanderer ins Ungewisse nachstellt. Von der Wartehalle über den Abschied am Kai, die Überfahrt auf vollen Schiffen bis zur Ankunft in New York und dem Leben in Amerika stellt das Museum verschiedene Szenarien originalgetreu nach.
"Galerie der 7 Millionen": Archiv der Auswanderer
In der "Galerie der 7 Millionen" sind die Biografien von Auswanderern hinterlegt - von manchen nur Name und Ausreisetag, von anderen ganze Lebensgeschichten. Im gesamten Museum gibt es "Critical Thinking Stations", die Besucher mit gezielten Fragen zum Nachdenken über das Thema der jeweiligen Ausstellungsetappe anregen sollen.
Neubau widmet sich Zuwanderung nach Deutschland
2012 wurde der erste Erweiterungsbau des Museums eigeweiht, im Juni 2021 kamen nach langem Umbau weitere Ausstellungsräume hinzu. Der Neubau dokumentiert 300 Jahre Einwanderungsgeschichte nach Deutschland. In den "Salons der Biografien" stehen spannende und tragische Lebensgeschichten von Menschen mit Migrationshintergrund im Fokus, die mit persönlichen Ausstellungsexponaten und Szenerien aus dem Alltag verknüpft werden.
Im "Saal der Debatten" geht es um gesellschaftliche Konflikte und Diskussionen, die immer wieder durch das Thema Zuwanderung ausgelöst werden. So ist dort beispielsweise eine Demonstration mit lebensgroßen Figuren zu sehen, die die Streitthemen der vergangenen Jahrzehnte widerspiegelt. Das Garagenmuseum bietet Raum für Sonderausstellungen zum Thema Migration.
Architektur greift Thema der Ausstellung auf
Das Deutsche Auswandererhaus wurde 2005 eröffnet. Die Architektur des Hauptgebäudes versucht, die Thematik des Museums widerzuspiegeln. Auf einem ovalen Bau aus Sichtbeton steht ein kantiges Obergeschoss aus Holz.
Der auffällige Materialkontrast steht symbolisch für die gegensätzlichen Grundstimmungen von Migranten: Zuversicht auf der einen, Entbehrungen auf der anderen Seite. Große Betonschwingen stehen für Taschentücher, mit denen die Reisenden verabschiedet wurden. Die Fassade des Erweiterungsbaus zieren rund 100 Porträts von 31 Einwanderern, die als Beton-Reliefs angeordnet sind.
Auswandererhaus ist Teil der Museumsmeile am Hafen
Das Auswandererhaus ist Teil der Bremerhavener "Havenwelten". Zu dem städtebaulichen Projekt auf ehemaligen Hafenflächen gehören auch das Klimahaus, das Deutsche Schifffahrtsmuseum, der Zoo am Meer sowie ein Hotel und ein Einkaufszentrum.