Klimahaus Bremerhaven: Erlebnisreise um die Welt
Trockenheit und Hitze, Wirbelstürme, Gletscherschmelze: Welche Herausforderungen die Bewohner verschiedener Klimazonen der Erde bewältigen müssen, erfahren Besucher im Klimahaus Bremerhaven hautnah.
"Reise" ist der Name der zentralen Erlebnis-Ausstellung. Sie dauert etwa zwei bis drei Stunden und führt zu neun Orten auf fünf Kontinenten. Gut einen Kilometer lang ist die Tour, für die ein Reisender in der Realität 40.000 Kilometer zurücklegen müsste.
Die "Reise": Fühlen, sehen, verstehen
Vom Startpunkt Bremerhaven geht es zunächst auf Gleisen entlang nach Isenthal, einer Alm im Schweizer Kanton Uri. Hier, am Gletscher Blüemlisalpfirn, herrscht Hochgebirgsklima. Was das für das tägliche Leben bedeutet, erzählt eine Familie, die dort wohnt, in kurzen Videosequenzen. Außerdem können die "Reisenden" Kühe melken, einen Gipfel erklimmen und Gletschereis berühren. Die Temperatur im Raum entspricht der am realen Ort. Ein Konzept, das überzeugt: Denn die sinnliche Wahrnehmung hilft dabei, die anderen Welten besser zu verstehen.
Auch auf den folgenden Stationen der Reise stehen authentische Kulissen und die Menschen vor Ort im Mittelpunkt: Dabei wird es zunächst zunehmend heißer und trockener: Während auf Sardinien noch ab und zu ein Gewitter für Abkühlung sorgt, ist es im afrikanischen Land Niger mit 35 Grad beständig unangenehm heiß. Ein großer Teil des Landes liegt in der Sahel-Zone, wo es sehr selten regnet und immer wieder Dürren auftreten. Glücklicherweise ist Kamerun - zumindest im Klimahaus - nicht weit. Üppige Vegetation und exotische Fische erwarten die "Reisenden" auf ihrem Weg durch den Regenwald bei feucht-heißem Tropenklima.
Von der Antarktis in die Südsee
Wer sich abkühlen möchte, hat dazu am nächsten Reiseziel Gelegenheit: In der Antarktis steht das Quecksilber auf minus 6 Grad. Ewiges Eis ist kein idealer Lebensraum für Menschen, deshalb sind hier nur Forscher für begrenzte Zeit in einer Polarstation im Einsatz. Doch die Natur in der Antarktis hat durchaus ihren Reiz: So ist der Sternenhimmel, zu dem eine Treppe von der Polarstation nach oben führt, beeindruckend. Echte Urlaubsstimmung kommt an der nächsten Station auf: Korallenriffe, sattes Grün und Holzhütten bestimmen das Bild des Inselstaats Samoa in der Südsee. Doch auch das Paradies hat seine klimatischen Schattenseiten: Tropische Stürme und die Korallenbleiche setzen Natur und Mensch zu.
Weiter geht die Reise Richtung Norden - auf die Insel St. Lawrence in Alaska. Hier, im äußersten Nordwesten der USA, leben die Yupik, ein Eskimostamm. Ihr Leben in der kargen, baumlosen Landschaft ist hart, der Walfang wegen der hohen Wellen lebensgefährlich.
Letzte Station der Klimareise ist - bereits zurück in Deutschland - die Hallig Langeneß im nordfriesischen Wattenmeer. Auf der kleinen Insel stehen alle Häuser auf sogenannten Warften. Die Erdhügel sollen Mensch und Tier vor Sturmfluten schützen, denn mehrmals im Jahr heißt es dort "Land unter". In Extremfällen ragen dann nur noch die Häuser auf den Warften aus dem Wasser.
Dem Klimawandel auf der Spur
Neben der "Reise" bietet das Klimahaus weitere Ausstellungsbereiche, die anhand vieler interaktiver Stationen klimatische Zusammenhänge verdeutlichen. So bestimmt das Stichwort Klimawandel den Ausstellungsbereich "Perspektiven". Der Blick richtet sich nach vorn und zurück auf die Geschichte der Erde.
Die Schau dokumentiert, welche Prozesse in vier Milliarden Jahren die Erde zu dem Planeten entwickelt haben, auf dem wir heute leben. Dazu gehören natürliche Vorgänge genauso wie die massiven Eingriffe des Menschen in der jüngeren Vergangenheit, etwa der Abbau von Kohle und die Förderung von Erdöl. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Prognosen entwickelt die Ausstellung Szenarien für das Jahr 2050 und zeigt, wie Menschen in den Klimazonen, die die Besucher auf der "Reise" kennengelernt haben, dann möglicherweise leben.
Im "World Future Lab" können Besucher sich spielerisch an der Rettung der Welt ausprobieren und erfahren, wie jede ökonomische Entscheidung die globale klimatische Entwicklung beeinflussen kann. Das "Off-Shore-Center" wiederum zeigt anschaulich die Entstehung eines Hochsee-Windparks, im "Wetterstudio" lernen Besucher Wissenswertes zu Wetterphänomenen und können einen eigenen Wetterbericht moderieren.
Zum Abschluss des Besuchs empfiehlt sich noch ein Abstecher auf die Dachterrasse des Klimahauses. Von dort bietet sich ein schöner Ausblick auf den Hafen und die Wesermündung.
Riesiges Glasboot mit guten Klimawerten
Ein gläsernes Oval mit fast 5.000 Scheiben: Das 2009 eröffnete Klimahaus ist auch architektonisch ein Hingucker. Von außen mutet das gut 125 Meter lange und 80 Meter breite Ausstellungsgebäude wie ein riesiges Schlauchboot an. Bereits bei der Planung haben die Betreiber darauf geachtet, den Energiebedarf mit modernen Techniken möglichst gering zu halten. So wurden allein 500 Betonpfähle bis zu 25 Meter tief in die Erde eingelassen, um das Haus zu klimatisieren. Die Energieversorgung des Gebäudes ist so konzipiert, dass wenig Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen wird.
Das Klimahaus ist Teil der Bremerhavener "Havenwelten". Zu dem städtebaulichen Projekt auf ehemaligen Hafenflächen gehören auch das Deutsche Auswandererhaus, das Deutsche Schiffahrtsmuseum, der Zoo am Meer, ein Hotel und ein Einkaufszentrum.