Kloster Walsrode: Ort der Stille mit besonderem Schatz
Das älteste mittelalterliche Heidekloster ist heute ein Damenstift und Pilgerkirche. Der Besuch der roten Backsteingebäude lohnt sich, bedeutender Kunstschatz ist eine Holzfigur aus dem Mittelalter.
1482 fast vollständig niedergebrannt, 1812 von den Truppen Napoleons besetzt und geplündert: Das Schicksal hat es nicht immer gut gemeint mit dem Kloster Walsrode. Heute lädt die schöne Anlage mit ihrem idyllischen Garten Ruhesuchende und Kulturinteressierte in die Lüneburger Heide. Außerdem beherbergt das Kloster eine seltene Holzfigur aus dem Mittelalter.
Einzigartiger Schatz: Bambino mit bodenlangem Gewand
Die gut erhaltene Holzfigur aus der Zeit um 1500 trägt die italienische Bezeichnung Bambino - für die Darstellung des Jesuskindes in der italienischen Kunst. Das Bambino ist nicht nur außergewöhnlich, weil es diese Art von Holzpüppchen in Nordeuropa kaum gibt, sondern auch weil es bekleidet ist. Die Figur trägt ein bodenlanges Gewand aus purpurfarbenem Samt, der mit Goldbrokat und Flussperlen aus dem Ilmenautal bestickt ist. Bestaunen lässt sich die kleine Holzfigur im Rahmen einer Klosterführung - sie steht in einer lichtgeschützten Glas-Vitrine in der Klosterkapelle in einer Ecke neben dem Altar.
Vom mittelalterlichen Kloster zum Damenstift
Um 986 von dem Grafen Wale gegründet, ist das Kloster Walsrode das älteste der mittelalterlichen Heideklöster. Von der ursprünglichen Anlage ist heute wegen des Brandes Ende des 15. Jahrhunderts nicht mehr viel zu sehen, die Gebäude stammen überwiegend aus der Zeit von 1720 bis 1780. Nach der Reformation wurde das Kloster in ein evangelisches Damenstift umgewandelt, noch heute leben dort einige Frauen in christlicher Gemeinschaft.
Kunstschätze bei einer Führung erleben
Die regelmäßigen Führungen durch die Anlage haben nicht nur die Kapelle mit dem Bambino als Ziel, sondern zeigen auch die anderen Kunstschätze des Klosters. Dazu gehören ein wappengeschmückter Gang mit Barocktüren, die 1483 geschaffenen bunten Glasfenster der Kapelle und die fast lebensgroße Figur des Stifters Graf Wale. Die um 1300 entstandene Holzarbeit ist das älteste erhaltene Kunstwerk des Klosters, sie hat auch den Brand 1482 überstanden.
Pilgerkirche und Kloster mit Kulturprogramm
Das Klostergelände ist für Besucher zugänglich und auch die Kapelle ist täglich geöffnet. Dort liegt auch ein Stempel für Pilgerreisende aus. Das Kloster Walsrode liegt am Jakobsweg und ist seit 2021 offiziell Pilgerkirche mit Herberge. Im Kloster finden viele kulturelle Veranstaltungen statt - von Kammermusik-Konzerten über Lesungen bis zur Taschenlampen-Führung für Kinder.