Marktkirche: Hannovers mächtiges Gotteshaus und Wahrzeichen
Ein mächtiges Gebäude, gut 60 Meter lang und fast 100 Meter hoch - das ist Hannovers Marktkirche. Moderne Attraktion des mittelalterlichen Baus ist ein Fenster, das der Künstler Markus Lüpertz gestaltete.
Seit dem Mittelalter zählt die Marktkirche zu Hannovers Wahrzeichen. Das Gotteshaus im Stil der norddeutschen Backsteingotik stammt aus dem 14. Jahrhundert. Gemeinsam mit dem benachbarten Alten Rathaus gilt die Marktkirche als südlichstes Beispiel für diesen Baustil. Das Innere der Hallenkirche beeindruckt heute als schlichter Raum von stattlicher Höhe. Vier Paare mächtiger runder Pfeiler aus Ziegelstein tragen das Deckengewölbe und gliedern St. Georgii et Jacobi - so der offizielle Name des Gotteshauses.
Jahrelanger Streit um Kirchenfenster von Markus Lüpertz
Zu einem Besuchermagneten hat sich das sogenannte Reformationsfenster rechts vom Altarraum entwickelt. Das knallbunte Fenster, das unter anderem dicke Fliegen und eine Lutherfigur zeigt, gestaltete der Künstler Markus Lüpertz. Am Reformationstag 2023 wurde es eingeweiht - nach einem jahrelangen Rechtsstreit und einem zwischenzeitlichen Einbaustopp.
In der Reformation geplündert, im Weltkrieg zerstört
Der Fensterstreit war nicht die erste Krise, in deren Zentrum die altehrwürdige Kirche stand. Zu den einschneidenden Ereignissen in ihrer Geschichte gehört die Reformation im frühen 16. Jahrhundert. Mit der 1536 erlassenen Kirchenordnung wurde das Gotteshaus lutherisch. In den Wirren des Umsturzes verschwanden viele Kunstschätze aus dem einst reich verzierten Kirchenschiff. Erhalten blieb der heutige Hochaltar. Er stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Marktkirche zerstört, anschließend von 1946 bis 1952 im historischen Stil wieder aufgebaut. 1959 wurde das moderne Bronzeportal des Künstlers Gerhard Marcks eingeweiht. Es stellt das Leben des Menschen in Zwietracht und Eintracht dar. Die linke Flügeltür zeigt dabei Szenen, die den Schrecken des Krieges und des Nationalsozialismus widerspiegeln, die rechte Tür friedlichere Alltagsszenen.
Geldmangel ließ den Turm einst schrumpfen
Charakteristisch für die Marktkirche ist ihr wuchtiger, viereckige Turm. Er wurde nicht in die Kirchenhalle eingebunden, sondern steht eigenständig an dem Gebäude - ungewöhnlich für die damalige Zeit in Norddeutschland. Ursprünglich sollte er noch höher werden als die heutigen 98 Meter. Doch den damaligen Bauherren gingen wohl Geld und Geduld aus, zumal zu der Zeit auch die Pest wütete. "Die Bauleuthe seind müde und im Säckel kranck worden", heißt es dazu in der Isingschen Chronik aus dem 17. Jahrhundert. So wurde der geplante steile und hohe Helm des Turms nie realisiert, sondern durch ein bescheideneres Dach ersetzt.
Die größte Glocke des Landes
Das Geläut der Marktkirche ist das größte in Niedersachsen, bestehend aus elf Glocken. Für jede Kirchenjahreszeit und jeden Feiertag ertönt eine andere Melodie. Die große "Christus- und Friedensglocke" aus dem Jahr 1960 ist mit einem Durchmesser von fast 2,50 Metern und rund zehn Tonnen Gewicht die größte Glocke des Bundeslandes. Sie erklingt nur an Festtagen und zu besonderen Anlässen.
Besichtigungen und Turmbesteigung
Die Kirche ist täglich für Besucher geöffnet. Regelmäßig finden Gottesdienste und Konzerte statt. Wer mehr über die Kirche erfahren möchte, kann an einer kostenlosen Führung teilnehmen (in der Regel sonnabends, 12 Uhr). Nach Anmeldung ist es auch möglich, den Turm zu besteigen. Um die rund 360 Stufen zu bewältigen, sind etwas Kondition und Schwindelfreiheit erforderlich. Am Ende bietet sich aus rund 75 Metern Höhe ein schöner Blick über Hannovers Dächer.