Liether Kalkgrube: Erdgeschichte und Natur erleben
Einzigartige Gesteinsformationen, wilde Orchideen, seltene Schmetterlinge: Die Liether Kalkgrube in der Nähe von Elmshorn nordwestlich von Hamburg ist eine geologische Rarität und ein kleines Naturparadies.
Die ehemalige Abbaugrube für Düngekalk in Klein Nordende steht unter Naturschutz und ist aufgrund ihrer überragenden geologischen Bedeutung ein "Nationales Geotop". In der Grube sind die ältesten Gesteinsschichten der norddeutschen Tiefebene sichtbar. Sie wurden beim Kalkabbau freigelegt.
258 Millionen Jahre altes Gestein
Zu erkennen sind die uralten Erd- und Gesteinsschichten als rot leuchtendes und graues Gestein an den Wänden der Grube. Diese Schichten sind rund 258 Millionen Jahre alt und stammen aus einem Zeitalter, als sich in Mitteleuropa das sogenannte Zechsteinmeer bis nach England erstreckte. Normalerweise findet sich dieses Gestein nicht an der Erdoberfläche, sondern erst in Tiefen von sechs bis sieben Kilometern.
Seltener oberirdischer Salzstock
Da es in dem flachen Zechsteinmeer kaum Wasseraustausch mit anderen Meeren gab, versalzte es zunehmend und es bildeten sich Gipse und Salze. In großer Tiefe begann das Steinsalz unter anderem durch den hohen Druck zu fließen und drückte sich schlotförmig empor. Dabei brachte der entstandene Salzstock auch andere Gesteinsschichten mit an die Erdoberfläche. Letztlich blieb er kurz vor der Oberfläche stecken und bildete dort eine flache Kuppe. Das Salzgestein wurde über die Zeit ausgelaugt, durch chemische Prozesse entstand ein sogenannter Gipshut. Er ist heute noch am Boden der Grube zu erkennen.
Naturparadies Kalkgrube
Nicht nur geologisch hat die Liether Kalkgrube viel zu bieten. Die kalkreichen, trockenen und wechselfeuchten Böden und Schotterflächen sowie ein kleiner Teich bieten vielen seltenen Tieren und Pflanzenarten wie Orchideen, Schmetterlingen, Graureihern oder Knoblauchkröten ideale Lebensbedingungen.
Findlingsgarten und Panorama-Rundweg
Im Eingangsbereich der Grube befindet sich ein Findlingsgarten. Woher die großen Steine stammen, die während der Eiszeiten mit den Gletschern aus Skandinavien nach Norddeutschland transportiert wurden, zeigt eine Karte. Am Findlingsgarten startet ein 1,7 Kilometer langer Rundweg, der auf der Höhe am Rand der Grube entlang und an verschiedenen Aussichtspunkten vorbeiführt. Zusätzlich führt ein Stichweg in die Grube hinein zu dem Teich und dem markanten, aus dem Gelände herausragenden Gipshut. An den Wegen informieren Tafeln über die Geschichte und die geologischen Besonderheiten des Gebiets.
Ton- und Kalkabbau bis 1986
Dass das Gebiet bei Klein Nordende entdeckt wurde, ist einem historischen Zufall zu verdanken. Als im Jahr 1844 die erste Eisenbahnverbindung in Schleswig-Holstein von Altona nach Kiel gebaut wird, stieß man auf die wertvollen Erdschichten - und begann, sie auszubeuten. Jahrzehntelang, bis ins Jahr 1986, wurden in der Liether Kalkgrube roter Ton für Ziegel sowie Zechstein und Kalk in Tagebau abgebaut. Im 19. Jahrhundert hatte man zunächst auch gehofft, Steinkohlevorkommen zu finden. An eine entsprechende Tiefbohrung zur Rohstofferkundung in den 1870er-Jahren erinnert heute ein Gedenkstein. Mit 1.338 Metern Tiefe war sie damals die tiefste Bohrung der Welt.
Geführte Spaziergänge durch die Grube
Für einen Spaziergang sollten Besucher etwa eineinhalb bis zwei Stunden einplanen, dann bleibt ausreichend Zeit, um auch die Tafeln zu studieren, die interessante Informationen zur Geologie und zum Naturraum geben. In den Sommermonaten bietet der Verein Liether Kalkgrube einmal im Monat kostenlose Führungen durch das Geotop an. Interessierte können sich auch aktiv am Erhalt des Geotops und Naturschutzgebietes beteiligen und bei Pflegearbeiten helfen.
Zu erreichen ist die Liether Kalkgrube am besten über Klein Nordende bei Elmshorn. Von dort ist sie ausgeschildert. Radfahrer können sie über Radwege ab Uetersen, Elmshorn oder Tornesch erreichen, die durch die schöne Umgebung mit Mooren, Wiesen und Wäldern führen. Am Eingang befindet sich ein Parkplatz. Die Grube ist das ganze Jahr über öffentlich zugänglich.