Niesen - von 0 auf 100 im Bruchteil einer Sekunde? Medizin oder Mythos? Ich sage: Es stimmt! Tatsächlich könnte es sogar sein, dass die Tröpfchenwolken beim Niesen mit bis zu 150 Stundenkilometern in die Luft geschleudert werden. Das haben bereits einige Messungen gezeigt. Deswegen auch immer schön ins Taschentuch oder, wenn es zu plötzlich kommt, in die Ellenbogenbeuge niesen, denn die Tröpfchen können sonst bis zu acht Meter weit fliegen - und damit natürlich auch mögliche Krankheitserreger, die in der Tröpfchenwolke stecken.
Ja, das kann unter Umständen tatsächlich unangenehm werden. Vor allem, wenn man zusätzlich noch den Mund schließt und die Luft deshalb nicht wirklich entweichen kann. Als Folgen können dann geplatzte Äderchen im Auge oder Irritationen im Rachenbereich entstehen. In schlimmeren Fällen berichten Fachblätter von Rissen im Trommelfell oder der Rachenmuskulatur. Diese Fälle sind aber wirklich äußerst, äußerst selten. Ich würde dennoch aus einem weiteren Grund davon abraten: Niesen ist eine Reaktion des Körpers, um Fremdkörper aus Rachen und Nase zu entfernen. Also lieber raus damit.
Mythos! Das Augenschließen ist beim Niesen zwar ein ganz natürlicher Schutzmechanismus des Körpers, der zum Niesreflex dazugehört. Aber das bedeutet nicht gleich, dass es unmöglich ist. Man müsste nur aktiv gegen seinen Körper arbeiten, wenn man mit offenen Augen niesen wollte - warum auch immer man das tun würde. Sie könnten die Augen zum Beispiel mit Daumen und Zeigefinger offenhalten. Es ist also möglich, aber unter uns: Es war noch nie eine gute Idee, aktiv gegen Reflexe des Körpers anzukämpfen. Das Schließen der Augen verhindert schließlich auch, dass die ausgenieste Tröpfchenwolke in den eigenen Augen landet.
Kein Mythos! Wir kennen das alle: Manchmal haben wir das Gefühl niesen zu müssen, aber irgendwie will der Nieser einfach nicht rauskommen. Manchen hilft da der Blick Richtung Licht, zum Beispiel in die Sonne. Diese Erkenntnis ist nicht neu, schon Aristoteles hat sich philosophisch damit auseinandergesetzt. Stichwort: photischer Niesreflex. Während Aristoteles aber noch die Wärme der Sonne als Auslöser vermutete, geht man heute davon aus, dass es eher mit dem Reiz des Lichteinfalls zu tun hat. Auch künstliches Licht kann diesen Reflex auslösen. Warum Licht uns aber zum Niesen bringt, kann bis heute niemand sicher beantworten. Und: Den photischen Niesreflex hat wohl sogar nur etwa ein Viertel der Weltbevölkerung. Das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn man diesen Reflex nicht besitzt, hilft einem der Blick Richtung Himmel auch nichts, wenn der Nieser mal wieder nicht rauskommen will.