Klimalabels: Marketing-Trick oder echter Klimaschutz?
Labels auf Verpackungen versprechen oft, ein Produkt sei "CO2-neutral" oder "klimaneutral". Doch Verbraucherschützer kritisieren: Häufig gehe es nicht nur um Klimaschutz, sondern vor allem ums Marketing.
Bislang schafft es kaum ein Unternehmen, tatsächlich klimaneutral zu produzieren - also bei der Herstellung seines Produkts keine Treibhausgase auszustoßen. Begriffe wie "klimaneutral" oder "CO2-neutral" sind daher nicht gleichzusetzen mit "emissionsfrei". Das Prinzip der Klimaneutralität funktioniert so: Ein Hersteller lässt den CO2-Ausstoß, der durch die Produktion und den Transport eines Lebensmittels entsteht, von einem externen Zertifizierungsunternehmen berechnen. Die Menge an Emissionen gleicht der Hersteller dann aus, indem er in Klimaschutzprojekte investiert. Der CO2-Ausstoß kann auf diese Weise also kompensiert werden.
Klimalabels: Erfolg von Klimaschutzprojekten schwer nachprüfbar
Verbraucherschutz-Organisationen kritisieren, dass die Kompensation von Treibhausgasen auf sehr theoretischen Annahmen basiert. Demnach kann bei Aufforstungsprojekten in Regenwaldgebieten beispielsweise niemand valide vorhersagen, ob die Bäume in fünfzig Jahren tatsächlich noch stehen und so viel CO2 binden können, wie berechnet wurde. Darüber hinaus ist der tatsächliche Erfolg von Klimaschutzprojekten in weit entfernten Teilen der Erde nur schwer überprüfbar. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert zudem, Hersteller könnten sich mit Klimaschutz-Zertifikaten aus der Verantwortung "freikaufen", statt für klimaschonendere Produktionsbedingungen im eigenen Unternehmen zu sorgen.
Keine einheitlichen Standards für CO2-Labels
Derzeit gibt es sehr viele unterschiedliche Klima-Labels auf dem Markt. Expertinnen und Experten sprechen von einer wahren Labelflut. Das Problem: Anders als bei staatlich vergebenen Bio- und Öko-Siegeln gibt es für Klimalabels keine gesetzlich geregelten Mindeststandards. Sie sind deshalb auch keine offiziellen Klimasiegel, sie werden von privaten Unternehmen vergeben. Die Grundlagen für die Berechnungen der Emissionen sind nicht einheitlich.
Bei Klimaversprechen sollten Verbraucher genau hinschauen
Wer beim Einkauf dennoch zu Produkten mit einem Klimalabel greifen möchte, sollte folgende Tipps beachten:
- Klimaschutz statt Kompensation: Auf den Websites des jeweiligen Herstellers können sich Verbraucherinnen und Verbraucher darüber informieren, welche Maßnahmen das Unternehmen konkret in Sachen Klimaschutz ergreift. Setzt es hauptsächlich auf Kompensationszahlungen? Oder arbeitet es auch daran, die eigenen Produktionsprozesse klimafreundlicher zu gestalten?
- Kennzeichnungsnummern: Auf vielen Klimasiegels befindet sich eine ID-Nummer. Anhand dieser Kennzeichnung können Verbraucherinnen und Verbraucher auf der Website des Label-Ausstellers nachlesen, welches Klimaschutzprojekt konkret unterstützt wird.
- Regionale Klimaschutzprojekte: Verbraucherschutz-Organisationen raten dazu, eher Produkte zu kaufen, deren Hersteller in regionale Projekte investieren. Diese sind häufig leichter nachprüfbar und besser zu kontrollieren als Projekte in weit entfernten Drittländern.
Klimafreundlich und nachhaltig einkaufen
Grundsätzlich kann jeder seinen CO2-Abdruck durch einen klimafreundlichen Einkauf verringern. Bis zu eine Tonne CO2 pro Kopf lässt sich laut Experten dadurch jährlich einsparen - das entspricht ungefähr der Hälfte der Emissionen, die wir mit unserer Ernährung verursachen. Expertinnen und Experten raten dazu, eher auf regionale und saisonale Lebensmittel zurückzugreifen sowie hauptsächlich pflanzliche statt tierische Produkte zu essen.