Die Brunft der Rothirsche im Norden erleben
Rothirsche gehören zu den größten heimischen Wildtieren. Meist meiden sie Menschen, aber zur Brunftzeit im Herbst lassen sich die eindrucksvollen Tiere vielerorts in Norddeutschland gut beobachten.
Außer im hohen Norden ist Rotwild, so ein anderer Name für Rothirsche, in ganz Europa verbreitet. In Deutschland kommt es vor allem in den Mittelgebirgen, in den Alpen sowie im Alpenvorland vor. Mehr als 200.000 Tiere sollen es Schätzungen zufolge bundesweit sein. In Norddeutschland leben sie unter anderem im Harz, im Duvenstedter Brook in Hamburg, in der Göhrde, in der Lüneburger Heide, im Müritz-Nationalpark, in der Lewitz, im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sowie im Naturpark Mecklenburgische Schweiz.
Hirsche beobachten während der Brunftzeit
Während der Brunftzeit stehen die Chancen gut, die Tiere aufzuspüren. Sie beginnt in Norddeutschland Anfang September und dauert etwa fünf Wochen. Während dieser Zeit gesellen sich die männlichen Hirsche zu den Rudeln der Hirschkühe. Das laute Röhren soll die Konkurrenten abschrecken und die Aufmerksamkeit der Kühe erregen. Spektakulär sind die Kämpfe der Hirsche, die nicht selten mit Verletzungen oder gar mit dem Tod eines Tieres enden können. Am Ende paart sich der Platzhirsch mit den Kühen "seines" Rudels.
Wer die Tiere beobachten will, sollte möglichst in der Morgen- oder Abenddämmerung losziehen. Einen Überblick über die Brunftplätze der Hirsche gibt eine Karte der Deutschen Wildtier Stiftung. An verschiedenen Orten im Norden kann man zudem an geführten Touren teilnehmen, so etwa im Müritz-Nationalpark ab der Nationalpark-Station Schwarzenhof oder im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ab Born. Im Naturpark Südheide gibt es Abendführungen ab Hermannsburg. Im Harz lädt die Nationalpark-Verwaltung zu Wanderungen ab Sankt Andreas-Sonnenberg ein. Exkursionen zu den Brunftplätzen im Duvenstedter Brook in Hamburg bietet der NABU an.
Rehe sind keine Rothirsche
Nicht wenige Menschen denken, dass Rehe weibliche Rothirsche sind. Zwar gehören sowohl Reh als auch Rothirsch zur Familie der Hirsche, doch damit endet die Verwandtschaft. Als Vertreter der zoologischen Unterfamilie der Trughirsche ist das Reh näher mit Ren, Elch und dem Weißwedelhirsch verwandt. Neben Reh und Rothirsch sind in Norddeutschland zwei weitere Hirscharten heimisch: Damhirsch und Sikahirsch.
Vom Kalb zum Zwölfender
Der Name Rotwild geht auf das rötlich-braune Sommerfell zurück, das sich in den Wintermonaten grau-braun verfärbt. Der Anblick der bis zu 1,50 Meter großen männlichen Tiere mit dem verzweigten Geweih ist imposant. Nur die Männchen tragen ein Geweih, das sie jedes Jahr im Frühjahr abwerfen. Mit jedem Jahr wird das Geweih größer und verzweigter. Hat eine Geweihseite drei Enden, spricht man von einem Sechsender, bei sechs Enden entsprechend von einem Zwölfender. Die Weibchen, auch Hirschkühe oder Kahlwild genannt, bringen im Frühjahr ein, selten zwei Kälber zur Welt.
Männchen und Weibchen außerhalb der Brunftzeit getrennt
Im Gegensatz zum kleineren Reh leben Rothirsche die meiste Zeit des Jahres nach Geschlechtern getrennt in Rudeln. Sogenannte Kahlwildrudel bestehen aus Hirschkühen mit ihren Kälbern. Männliche Hirsche bilden eigene Rudel. Ältere Hirsche sind bevorzugt als Alleingänger oder mit einem jüngeren Beihirsch unterwegs.
Lebensraum des Rotwilds stark verkleinert
Ursprünglich besiedelten Rothirsche offene Landschaften, in denen sie weite Wanderungen zwischen Sommer- und Wintergebieten unternahmen. Heute zerschneiden und blockieren Straßen, dichte Besiedlung und andere Eingriffe der Menschen die Aufenthaltsorte und Wanderrouten der Hirsche. Deshalb ziehen sie sich vor allem in große Waldgebiete zurück. Dort müssen sich die Hirsche in einem relativ kleinen Gebiet aufhalten und Nahrung finden. So verursachen sie größere Schäden an Bäumen und damit auch für Forstwirtschaftsbetriebe, die die Wälder für die Holzproduktion nutzen.
Wolf und Luchs: Natürliche Feinde der Hirsche
Bis vor einigen Jahren hatten Hirsche in Deutschland keine natürlichen Feinde. Das hat sich mit der Rückkehr von Wolf und Luchs geändert. Allerdings gibt es noch keine Daten, wie dies den Bestand beeinflusst. Verdichtung, intensive Landwirtschaft sowie der Straßenverkehr stellen nach wie vor die größte Bedrohung für Reh, Rothirsch, Damwild und Sikahirsch dar.