Zwölfjähriger Storchenpapa sagt "Auf Wiedersehen"
Einen Monat lang war Mads Niklas der Ziehvater zweier Jungstörche. Die Mutter hatte die beiden zuvor zurückgelassen und ohne den Zwölfjährigen wären sie nicht durchgekommen, sagt Stephan Struve von der Storchenpflegestation Erfde. Dort werden die beiden Störche jetzt ausgewildert.
In der Brust des zwölfjährigen Mads Niklas Hamster aus Haseldorf (Kreis Pinneberg) schlagen an diesem Mittag Anfang August zwei Herzen. Auf der einen Seite muss sich der bekennende "Peanuts"-Fan heute von seinen zwei Ziehkindern "Snoopy" und "Charlie" verabschieden, auf der anderen Seite freut er sich, dass sie "hier heute ihr Leben in der freien Wildbahn beginnen dürfen."
Einen Monat lang füttern, säubern, streicheln
Für etwa einen Monat hat der Zwölfjährige die Verantwortung für die beiden jungen Störche übernommen. Die Mutter hatte die beiden zuvor zurückgelassen, nachdem sie aufgrund des schlechten Wetters Anfang Juni nicht mehr genug Futter für die gesamte Storchenfamilie auftreiben konnte. Neben der Schule war Mads Niklas dann zusätzlich damit beschäftigt, seine Ziehkinder zu füttern, ihr Gehege sauber zu halten und sie mit Streicheleinheiten zu verwöhnen.
Ab in die Storchen-Nachzüglerklasse
Und das scheint den beiden jungen Tieren gut getan zu haben: Mitte Juli meldete sich der Fluginstinkt der Jungstörche. Sie begannen, ihre Flügel auszubreiten und machten erste Flugversuche. Es wurde also höchste Zeit, die beiden zur Storchenpflegestation in Erfde (Kreis Schleswig-Flensburg) zu bringen. Dort päppelt Stephan Struve seit mittlerweile zehn Jahren ehrenamtlich verletzte und zurückgelassene Störche auf und wildert sie dann gemeinsam aus - eine Art Storchen-Nachzüglerklasse.
Erste Flugversuche
Während Mads Niklas seinen tierischen Nachwuchs bis vor einigen Wochen noch kinderleicht auseinanderhalten konnte, fällt ihm das bei den zahlreichen Störchen in der Pflegestation schon bedeutend schwerer. Wenige Augenblicke nachdem Stephan Struve die Störche in das Gehege ohne Netz gebracht hat, fasst Charlie all seinen Mut zusammen und macht seinen Jungfernflug auf das Scheunendach der Pflegestation.
Mads Niklas beobachtet seinen Schützling durch das Fernglas, schießt noch einmal jede Menge Erinnerungsfotos und beobachtet seine zwei Ziehkinder bei ihrer Erkundungstour.
"Es ist schon schön, dass die beiden es geschafft haben, aber ich bin schon auch ein bisschen traurig, dass ich mich jetzt verabschieden muss." Mads Niklas
Snoopy, der andere seiner beiden Schützlinge, ist etwas zurückhaltender als sein Bruder. Er tapst für's erste nur auf dem Boden umher und findet noch nicht den großen Mut für den ersten Flug.
Wiedersehen ungewiss
Die Chance, dass Snoopy und Charlie nach ihrem Winteraufenthalt im Süden wieder zurück nach Haseldorf kommen, sei eher gering. Da sind sich Mads Niklas und Stephan Struve einig. Dass sie aber wieder nach Erfde kommen, sei nicht ganz unwahrscheinlich, meinen die beiden Storch-Enthusiasten, schließlich sei der Ort der ersten Flugerfahrung ein ganz wichtiger für die Tiere. Und wer weiß, vielleicht war das Aufwachsen bei Mads Niklas in Haseldorf für Snoopy und Charlie ja auch so einprägsam schön, dass sie im kommenden Frühjahr wieder auf dem Balkon von Familie Hamster landen.