Wirtschaft in SH fordert weniger Bürokratie beim Klimaschutz
Unternehmen in Schleswig-Holstein wünschen sich weniger Vorschriften auf dem Weg zur Klimaneutralität. Darum ging es am Dienstag auf dem Jahresempfang der IHK in Lübeck. Ministerpräsident Daniel Günther will sich für schnellere Genehmigungen einsetzen.
"Einfach mal machen lassen", wünscht sich IHK-Präsident Hagen Goldbeck. Und: "Weniger Regulatorik, also weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren", sagte er NDR Schleswig-Holstein. Nur mit mehr Freiheiten könnten Unternehmen die Klimawende erfolgreich meistern. Bund und Land sollten deshalb nach Ansicht von Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter auf Verbote und strenge Vorschriften verzichten.
Unternehmen sehen Potential für Wachstum
Das Thema Klimaneutralität spiele für Unternehmen in Schleswig-Holstein eine große Rolle, sagte Goldbeck. Es gebe dabei großes Potential für Wachstum und Arbeitsplätze. Auch Innovationen und neue Geschäftsmodelle sieht Goldbeck: "Das geht so weit, dass wir durchaus uns auch vorstellen können, da ein Qualitätssiegel ähnlich wie ‚Made in Germany‘ daraus entwickeln zu können." Aber man wünsche sich seitens der Regierung - ob von Bund oder Land - mehr Unterstützung. Noch seien viele Überlegungen zu oberflächlich, so der IHK-Präsident.
IHK fordert mehr Tempo bei erneuerbaren Energien
Außerdem forderte die IHK zu Lübeck Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien. Sollte es so weitergehen wie bisher, werde sie nicht ihr Ziel erreichen, bis 2040 erstes klimaneutrales Industrieland zu werden, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Björn Ipsen am Dienstag. Die Zahl der Genehmigungen für Windkraftanlagen sei zwar im ersten Quartal deutlich gestiegen, dieses Niveau müsse aber gehalten werden. Derzeit decke Schleswig-Holstein 160 Prozent der Stromversorgung durch erneuerbare Energien ab. Dies reiche aber mit Blick auf gewünschte Ansiedelungen wie beispielsweise die der Batteriefabrik Northvolt nicht aus.
Günther: Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Politik
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), der bei dem IHK-Empfang in Lübeck unter den Gästen war, sagte, er wolle sich für schnellere Genehmigungen, neuen Flächen für Windräder und mehr Photovoltaik einsetzten. Er sprach am Dienstag von einem Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Politik. Günther sieht nach eigener Aussage in der Energiewende eine historische Chance für Schleswig-Holstein und will die Rolle als Erzeuger und Exporteur sauberer Energie in den kommenden Jahren weiter ausbauen.
Nationalpark Ostsee: Große Sorgen bei Betrieben
Ebenfalls Thema beim IHK-Jahresempfang waren die Planungen für den Nationalpark Ostsee. Bei solchen Großprojekten müsse die Wirtschaft stärker einbezogen werden, so Goldbeck. Die IHK sei bereit, Umweltschutzmaßnahmen mitzutragen, der Dialog für den Nationalpark müsse aber ergebnisoffen geführt werden. Ob der Nationalpark Ostsee kommt, ist noch nicht entschieden. Vor allem Tourismusbetriebe befürchten jedoch schon jetzt, dass durch möglich Nutzungsverbote zum Beispiel Wassersportlerinnen und -sportler wegbleiben.