SPD will mit kommunalen Wärmenetzen klimaneutral werden
Die SPD will kommunale Wärmenetze weiter ausbauen. So auch der Bürgermeister von Osdorf, wo ein solches Netz sogar umsetzbar wäre. Doch viele Fragen sind noch offen.
Helge Kohrt von der SPD ist inzwischen seit fünf Jahren Bürgermeister in der 2.500 Einwohner Gemeinde Osdorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Mit dem Thema kommunale Wärmenetze beschäftigt er sich seit drei Jahren. 75 Prozent der Haushalte in seinem Ort werden aktuell noch mit Öl- und Gasheizungen betrieben. Wie viel Einsparpotential da drinsteckt, hat sich der Finanzbeamte vor drei Jahren noch gar nicht richtig vorstellen können. Seit September vergangenen Jahres ist klar: Ein Wärmenetz in Osdorf ist wirtschaftlich denkbar. Das Interesse in der Gemeinde sei groß, sagt Kohrt. 170 der 680 Haushalte haben schon Interesse bekundet. Noch reicht das nicht, sagt der 34-Jährige. Doch er ist zuversichtlich, dass im Laufe der weiteren Planungen mehr Haushalte mitmachen wollen. Die Informationsveranstaltungen vor Ort seien immer sehr gut besucht.
SPD findet Wärmenetze am sozial gerechtesten
Wärmenetze versorgen Gebäude über Leitungen mit Wärme. Bisher werden viele Wärmenetze noch fossil betrieben, neuere Netze nutzen zum Beispiel Abwärme aus der Industrie oder werden mit Hilfe einer Biogasanlage, Ökostrom oder Geothermie betrieben. Aus Sicht der SPD ist ein Wärmenetz in den allermeisten Städten und Gemeinden die günstigste und sozial gerechteste Form der Wärmeversorgung. Sie will deshalb kommunale Wärmenetze im Land mit Hilfe von staatlicher Finanzierung vorantreiben. Denn mit einer gemeinschaftlichen Lösung müsste nicht jeder privat eine Wärmepumpe kaufen und sich dabei wohlmöglich verschulden. Stattdessen gäbe es eine gemeinsame Lösung für einen Wohnblock oder eine Gemeinde - ein sogenanntes "Quartier".
Bürger in Osdorf sollen sich am Wärmenetz beteiligen
In Osdorf umschließt das Quartier für das künftige Wärmenetz den Kernbereich der Gemeinde. Dort wohnen 80 Prozent der Einwohner, sagt Kohrt. Aktuell werde geprüft, welche Art von Wärmenetz in der Gemeinde sinnvoll sei. Ob es möglich ist, Häuser mit Geothermie, also heißem Wasser im Erdboden, zu heizen oder ob es sinnvoller ist, eine Photovoltaikanlagen zu bauen. Mit grünem Strom könnte dann eine Wärmepumpe und ein Elektrokessel mit der sogenannten "Power to Heat"-Technologie betrieben werden, schildert der SPD-Bürgermeister.
Unklar ist außerdem, ob die Gemeinde eine Firma beauftragen will, um das Wärmenetz zu bauen oder ob sie selbst eine Genossenschaft gründet. Bei einer Genossenschaft wäre der Vorteil, dass sich die Bürger beteiligen könnten und Einfluss auf die Preisgestaltung hätten, so Kohrt. Etwa 20 Millionen Euro könnte das Projekt insgesamt kosten "eine ziemlich große Investition", sagt Kohrt. Auch dafür, sucht er noch nach einer Lösung.
Wärmenetze nach dänischem Vorbild
Die SPD setzt sich schon länger für das Thema Wärmenetze ein. In Dänemark seien bereits mehr als 65 Prozent der Haushalte an ein Wärmenetz angeschlossen, schreibt die SPD-Fraktion in ihrem Online-FAQ zur Wärmewende. Das läge daran, dass das Land nach der Ölkrise früh politische Rahmenbedingungen für verpflichtende, kommunale Wärmelösungen vor Ort gesetzt habe, sagt auch der SPD-Bürgermeister aus Osdorf. In Schleswig-Holstein gibt es laut Land bereits cungefähr 200 Wärmenetze. Etwa 120 davon werden im Wesentlichen mit erneuerbaren Energien betrieben, heißt es auf der Homepage des Landes. Die Wärmewende wird die Stadtwerke im Land mindestens sechs Milliarden Euro kosten, damit rechnet der Schleswig-Holsteinische Verband für Energie- und Wasserwirtschaft.
SPD will Landesbürgschaften im Landtag diskutieren
Nach dem Spitzentreffen zum Thema Wärmewende in dieser Woche hat die schleswig-holsteinische Landesregierung den Stadtwerken zwei Milliarden Euro Landesbürgschaften für den Wärmenetz-Ausbau in Aussicht gestellt. Kommende Woche will die SPD-Landtagsfraktion das Thema erneut auf die Tagesordnung im Landtag bringen. In ihrem Antrag fordert die Fraktion zusätzliches Eigenkapital der Landesregierung, damit Bürger nicht draufzahlen müssten.
Außerdem gäbe es bislang keine Lösungen für kleinere Gemeinden wie Osdorf. Das kritisiert auch Helge Kohrt. Er würde sich für seine Gemeinde zinsfreie Darlehen statt Bürgschaften wünschen und außerdem Zuschüsse für die Bürger. Der Bürgermeister hofft, dass andere Gemeinden künftig von seinen Erfahrungen profitieren können. Denn: Der Weg zum passenden Wärmenetz sei technisch komplex und das im Ehrenamt zu organisieren, ein enormer Aufwand. Nach der Kommunalwahl soll es in Osdorf in die weitere Planung gehen, damit das Wärmenetz in ein paar Jahren an den Start gehen kann.