Was Northvolt zu den Sorgen in Heide und Umgebung sagt
Seit Montagabend ist klar: Die schwedische Firma Northvolt wird eine Batteriefabrik bei Heide bauen. Im Interview spricht Deutschland-Chef Christofer Haux über Fachkräfte-Konkurrenz und Anwohner-Sorgen.
Nachdem auch die zweite Gemeinde den Plänen zugestimmt hat, sind die letzten Hürden für den Bau der Batteriefabrik gefallen. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einer "großen Entscheidung für das Land und die Westküste". Doch was bedeutet die Ansiedlung des neuen Unternehmens konkret für die Region? Worauf dürfen und müssen sich die Anwohnerinnen und Anwohner einstellen? NDR Schleswig-Holstein hat mit Christofer Haux, dem Chef von Northvolt Deutschland, im Entwicklungszentrum des Unternehmens bei Stockholm gesprochen.
Was sagen Sie zu den Entscheidungen der Gemeinden am Montag?
Christofer Haux: Ich glaube, das ist ein toller Tag heute, ein toller Tag für Northvolt. Ich glaube, das ist ein toller Tag für die ganze Region und auch für Deutschland, dass wir jetzt grüne Batteriezellen aus Heide ermöglicht haben.
Die Abstimmung gerade in Norderwöhrden am Montag ist aber knapp ausgefallen - und es konnte da noch kein Skeptiker ins Boot geholt werden. Wie wollen Sie denn jetzt beim Bau vorgehen, damit die Sorgen der Menschen in der Region nicht größer, sondern kleiner werden?
Haux: Wir haben von Anfang versucht, die Leute in der Region, in den Gemeinden und drumherum mitzunehmen. Wir haben versucht, Transparenz zu zeigen, versucht, die zu involvieren in den ganzen Prozess. Und das wollen wir natürlich fortführen, auch während der Bauphase. Ein Bauprojekt von dieser Größenordnung hat natürlich immer Auswirkungen auf Landschaft et cetera. In engem Austausch mit den Leuten vor Ort möchten wir das so toll wie möglich gemeinsam gestalten, natürlich auch entsprechend aller Richtlinien et cetera., die wir befolgen müssen. Aber das Wichtige ist wirklich gemeinsam mit den Leuten vor Ort das durchzuführen.
Was heißt das denn konkret, Herr Haux? Vielleicht ein Beispiel: Maßnahmen beim Lärmschutz beim Bau oder wird es einen Betriebskindergarten geben oder Ähnliches?
Haux: Verkehr ist immer eine Frage bei solchen Großprojekten. In wenigen Tagen werden wir anfangen mit einer Autobahnabfahrt, die direkt zu unserer Baustelle geht, die dann die Verkehrsbelastung auf den umliegenden Bundesstraßen entschärft. Wir werden natürlich auch sehen, wie wir die Betriebszeit dann auf der Baustelle so gestalten, natürlich auch nach Gesetz, aber auch möglichst so anpassen, dass wir möglichst geringen Einfluss haben auf das Alltagsleben von den Bürgern in der Region.
Sie brauchen für diese Fabrik wahnsinnig viele Leute. Der Fachkräftemangel in Deutschland geht aber ja gerade erst los. Auch wenn sie selbst ausbilden wollen, wie sie ja gesagt haben: Wo und wie wollen Sie denn die vielen Menschen rekrutieren?
Haux: Wir werden sowohl lokal, als auch deutschlandweit, als auch international rekrutieren. Aber ein interessanter Aspekt ist auch, dass heute 13.000 Menschen aus dem Norden in Richtung Hamburg pendeln. Und ich glaube, wenn wir ein Teil von diesen Menschen einen Arbeitsplatz tatsächlich vor Ort in Heide anbieten können, dann glaube ich, ist das positiv für die ganze Region. Aber wir werden natürlich auch deutschlandweit und international rekrutieren, wie ich gesagt habe. Und das ist wiederum ja auch dann eine Chance für die Entwicklung der Region.
Auch abwerben bei anderen Unternehmen in der Region?
Haux: Ich glaube, wir haben bei unseren anderen Standorten fast das Umgekehrte gesehen: Wir haben da zum Beispiel unser erstes Werk in Nordschweden, das hat viele Ähnlichkeiten mit der Region Dithmarschen und Heide: Die Leute, die dann aus anderen Ecken der Welt oder Europa kommen oder Deutschland, die haben ja oft einen Partner, die haben eine Familie, die dann auch mitkommen und die wahrscheinlich nicht bei uns arbeiten und dann auch bleiben. Bisher ist eher das Umgekehrte passiert, dass der Arbeitsmarkt einfach größer wird. Es geht für uns nicht primär darum, jetzt abzuwerben. Das ist nicht das Ziel. Ich glaube tatsächlich, dass das Umgekehrte wahrscheinlich passieren wird.
Insbesondere bei Großprojekten, Herr Haux, erleben wir im Moment sehr oft, dass kalkulierte Summen nicht ausreichen. Können Sie ausschließen, dass sie als Northvolt den Staat nochmal um weiteres Steuergeld bitten müssen?
Haux: Das ist nicht das, was wir hier wollen. Ich glaube, wir haben jetzt ein tolles Paket aus Berlin, Brüssel und Kiel, das diese Fabrik wettbewerbsfähig ermöglicht und dann eine Milliardeninvestition von unserer Seite auslöst. Diese Unterstützung war sicherlich entscheidend für die Etablierung hier, aber etwas Weiteres sehen wir jetzt nicht.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Haux.
Das Interview führte Gerrit Derkowski, NDR Schleswig-Holstein.