Problem Elterntaxis: So könnte eine Lösung für Schulwege aussehen
Das Elterntaxi ist mit Abstand das drängendste Problem vor Schulen, sagt die Metropolregion Hamburg. Ihr Projekt "Schulisches Mobilitätsmanagement" hat jetzt Lösungsansätze für sichere Schulwege in der Region entwickelt.
Wie können Schulwege für Kinder und Jugendliche sicherer werden? Mit dieser Frage hat sich das Nachbarschaftsforum Südholstein/Hamburg unter der Leitung des Kreises Pinneberg jahrelang beschäftigt. 150 Bildungseinrichtungen aus dem Kreis Pinneberg, darunter Halstenbek, Quickborn und Wedel, und aus Hamburg haben sich nach Angaben der Projektleiter daran beteiligt. 118 Einrichtungen nannten demnach das Elterntaxi als größtes Problem.
Schlechte Sichtverhältnisse, fehlende Ampeln, mangelnde Rücksicht
Ergänzend zu den Umfragen seien einige Standorte auch detaillierter untersucht worden. Rund 12.000 Schülerinnen, Schüler und Eltern konnten dazu ihre Perspektiven einbringen. Von den meisten seien schlechte Sichtverhältnisse, fehlende Ampeln und Zebrastreifen sowie mangelnde Rücksicht von Autofahrenden als Hauptproblem genannt worden. Missachtete Parkregeln, zu hohe Geschwindigkeiten und zu viel Verkehr folgten dahinter.
Passgenaue Lösungsansätze als Leitfaden
Auf Grundlage dieser Ergebnisse hat das Nachbarschaftsforum Südholstein/Hamburg an zehn Standorten passgenaue Lösungsansätze entwickelt. Darunter waren unter anderem das Wolfgang Borchert-Gymnasium in Halstenbek, die Grundschule Mühlenberg in Quickborn und die evangelische Kita Johannes in Rellingen. Daraus wurde dann ein Leitfaden entwickelt, an dem sich laut Projektleitung Kommunen mit vergleichbaren Problemen orientieren können.
Maßnahmen für sichere Schulwege
Folgende Maßnahmen aus dem Leitfaden für sichere Schulwege sind Teil der Ergebnisse des Projekts:
- Verbesserung der Sichtverhältnisse: Kinder können Straßen nicht sicher überqueren, wenn parkende Autos, Büsche oder bauliche Gegebenheiten die Sicht behindern. An Querungsstellen empfiehlt der Leitfaden die Entfernung von Sichtbarrieren wie parkende Autos oder überhängende Vegetation. Halteverbote und Markierungen können helfen, die Sicht zu verbessern.
- Barrieren beseitigen: Baustellen, parkende Autos oder andere Hindernisse blockieren oft Geh- und Radwege, was Kinder dazu zwingt, auf die Fahrbahn auszuweichen. Geh- und Radwege sollten regelmäßig kontrolliert und von Hindernissen freigehalten werden. Baustellen sollten so eingerichtet werden, dass sichere Alternativwege für Zufußgehende und Radfahrende vorhanden sind.
- Sichere Querungsstellen schaffen: An vielen Stellen fehlen sichere Querungsmöglichkeiten. Die Einrichtung von Zebrastreifen, Mittelinseln oder Ampeln mit kurzen Wartezeiten und längeren Grünphasen erleichtern das Überqueren der Straße.
- Geschwindigkeitsreduzierungen in Schulzonen: Überhöhte Geschwindigkeiten und breite Straßen erschweren das sichere Überqueren der Straße und stellen vor Schulen eine erhebliche Gefahr dar. Verkehrsberuhigung durch bauliche Maßnahmen wie vorgezogene Gehwegnasen oder Mittelinseln, die Einrichtung von Tempo-30-Zonen und verstärkte Kontrollen entschärfen die Situation und reduzieren die Geschwindigkeit des Autoverkehrs.
- Begrenzung des Elterntaxi-Verkehrs: Die Hol- und Bringverkehre durch Elterntaxis sorgen vor allem an Grundschulen für Staus und unübersichtliche Situationen. Durch räumlich klar abgegrenzte Hol- und Bringzonen außerhalb des direkten Schulumfelds wird das Verkehrsaufkommen vor Schulen reduziert. Sensibilisierungskampagnen und Förderung von "Laufbussen" sorgen für Entlastung.
- Förderung von Fuß- und Radmobilität: Viele Schulwege verfügen nicht über ausreichend sichere und breite Rad- und Fußwege, was Kinder dazu zwingt, auf die Fahrbahn auszuweichen. Breitere Wege sowie gut sichtbare Schulzonen, geschützte Radwege (Protected Bike Lanes) und eine verbesserte Wegqualität erhöhen die Sicherheit. Gehwege sollten mindestens 2,5 Meter breit sein und frei von Hindernissen gehalten werden. Ist dies nicht möglich, sollten Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierungen eingesetzt werden. Kampagnen wie "Zu Fuß zur Schule", gezielte Mobilitätsbildung und sichere Fahrradabstellanlagen ermutigen Kinder zur eigenständigen Fortbewegung.
- Optimierung des ÖPNV: Überfüllte Busse, lange Wartezeiten und mangelnde Abstimmung mit Schulzeiten erschweren eine verlässliche Nutzung. Mehr Kapazitäten, angepasste Fahrpläne, direkte Schulverbindungen und die Einbindung von Schulvertretungen können den öffentlichen Nahverkehr attraktiver machen.
- Verbesserung der Beleuchtung und Gestaltung von Angsträumen: Eine ausreichende Straßenbeleuchtung und eine attraktive Weggestaltung sorgen für mehr Akzeptanz und erhöhte Sicherheit vor allem in den Wintermonaten.
- Sensibilisierung und Zusammenarbeit: Schulleitungen, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Eltern, kommunale Behörden, Polizei und Verkehrsplanung sollten Hand in Hand arbeiten, um langfristig wirksame Lösungen umzusetzen.
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