Therapie-App: Mit Virtual Reality gegen die Panik
Ein Handy, eine Virtual Reality-Brille und ein Kopfhörer reichen, um eine Angststörung loszuwerden - so versprechen es die Entwickler der Therapie-App "Invirto". Wer unter Platzangst, sozialen Ängsten oder Panikattacken leidet, kann sich die digitale Therapie verschreiben lassen.
Ein Vorteil: Die Betroffenen können schnell via Handy-App an ihren Ängsten arbeiten. "Oft dauert es mit einem akuten Problem monatelang, bis man bei einem Therapeuten einen Termin für ein Erstgespräch bekommt", sagt der Lübecker Julian Angern vom Start-up "Sympatient", das die App in Zusammenarbeit mit der Lübecker Universitätsklinik entwickelt hat.
Sich seiner Angst auszusetzen, hilft am besten
Der volle Bus, der leere Parkplatz, die lange Supermarktschlange: All das können für viele Menschen mit Angststörungen und Panikattacken schwierige Situationen sein. Studien zufolge bekommen Betroffene ihre Krankheit am schnellsten in den Griff, wenn sie sich ihren Ängsten stellen - in therapeutischer Begleitung. Deshalb werden diese Expositionen auch von der Behandlungsleitlinie für Psychotherapeuten empfohlen. Tatsächlich würden sie aber längst nicht in jeder Verhaltenstherapie gemacht, sagt Neurowissenschaftler und Invirto-Mitentwickler Julian Angern: "Das ist enorm aufwendig und braucht sehr viel Kapazität, die ja sowieso sehr knapp im System ist."
Übungen in der virtuellen Realität
In der digitalen Therapie versuchen sich Betroffene darin, mithilfe der Virtual Reality-Brille in angstmachenden Situationen besser zurecht zu kommen. "Invirto"-Nutzerin Sara Vieira litt unter heftigen Panikattacken, wochenlang konnte sie ihre Wohnung nicht verlassen. Mit der VR-Brille tastete sie sich an den Einkauf in engen Supermarktgängen heran. "Wie atme ich, dass das Herz gar nicht mehr so rast und Atemnot bekomme? Die Übertragung von Theorie in die Praxis, das war für mich ein Aha-Moment."
App-Entwickler für den Deutschen Gründerpreis nominiert
Die Praxisübungen sind Bestandteil des Handykurses, in dem die Betroffenen viel über ihre Krankheit lernen. Zur Therapie gehören auch mehrere Videotelefonate mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten. 500 Patientinnen und Patienten würden derzeit die App nutzen, so das Unternehmen "Sympatient". Es ist in der Kategorie Start-up für den Deutschen Gründerpreis nominiert. App-Entwickler Julian Anger freut vor allem auch darüber, dass Patientinnen und Patienten verstärkt in den Fokus rücken. "Wir wollen, dass das Thema Angst mehr diskutiert wird."