Temperatur-Rekord: September so heiß wie noch nie
Temperaturen über 30 Grad - das sind für die Meteorologen "Hitzetage". Davon hatten wir in diesem September bereits sechs. Das gibt es in Schleswig-Holstein normalerweise nicht. Unser Wetterexperte Sebastian Wache hat sich die Daten genau angesehen.
Die Wärmeperiode seit Anfang September ist sehr ungewöhnlich für den Norden. Es ist zu heiß. Meteorologe Sebastian Wache hört dazu immer wieder "Ach, früher war's doch auch mal ab und zu wärmer". Deswegen hat er sich durch die Wetterdaten bis in die 1930er Jahre zurückgearbeitet. Das Ergebnis: Auch früher gab es immer mal wieder heiße Wetterspitzen, aber nicht in der Dichte wie in diesem Jahr. "Das ist historisch gesehen eine einmalige Situation seit der Wetteraufzeichnung, und sehr beunruhigend", so Wache.
"Krasser Anstieg" - bereits jetzt neue Rekord-Temperaturen
Das heißeste Jahr war 1947, da gab es auch vier Hitzetage, also Tage über 30 Grad im September. Danach gab es kaum nennenswerte Spitzen (1961, 1983 und 1999 jeweils einen Tag).
Ab dem Jahr 2000 kam es zu einem leichten Anstieg in der Häufung in den Jahren 2005/2009/2016/2018/2020 mit jeweils einem Tag über 30 Grad. Vergangenes Jahr gab es dann zwei Hitzetage - und dieses Jahr nun bereits sechs Tage. Auch in Norwegen und Schweden wurden erstmals überhaupt 31 Grad im September gemessen. In Dänemark gab es zum ersten Mal sogenannte Tropennächte mit einer Minimumtemperatur von 20 Grad.
In Schleswig-Holstein sind auch die Meere viel zu warm
Nord-und Ostsee sind momentan ebenfalls zu warm, momentan liegen die Wassertemperaturen zwei bis drei Grad über dem Durchschnitt. Auch die skandinavischen Nachbarländer verzeichnen zu warme Meere: Vor Bornholm liegen die Temperaturen bei 4 Grad über normal. In Finnland und Estland ist die Ostsee sogar 5 Grad zu warm. Auch wenn sich die Luft in den kommenden Tagen um mindestens 10 Grad abkühlt, die Meere können das nicht so schnell.
Das bedeutet: Das Wasser hält auch noch in den kommenden Tagen die hohen Temperaturen von 20 bis 21 Grad. Das ist ein Problem, sagt Sebastian Wache, und zwar dann, wenn ein Tiefdruckgebiet nach Schleswig-Holstein zieht.
Mehr Regen und Stürme durch warme Meere
Wenn sich ein Tief bildet, und das auf das warme Wasser trifft, zieht es - so der Wetterexperte - seine Kraft daraus. Wenn kalte Luft auf zu warmes Wasser trifft, dann können die Schauer dadurch deutlich intensiver ausfallen. Dadurch entwickeln sich stärkere Tiefs bis hin zu Orkanen oder Wasserhosen. In diesem Herbst könnten die Stürme daher stärker werden, weil es jetzt viel zu warm war.