Tarifverhandlungen im Einzelhandel: Arbeitgeber machen Gegenangebot
Ver.di fordert eine Erhöhung der Gehälter und Löhne für Beschäftigte im Einzelhandel von 2,50 Euro. Das Argument: Die gestiegenen Lebenshaltungskosten, unter denen die Beschäftigten leiden. Die Arbeitgeberseite weist die Forderung als "unrealistisch" zurück - und macht ein Gegenangebot.
"Die Kolleginnen und Kollegen sind mit steigenden Preisen konfrontiert", sagte ver.di Nord-Verhandlungsführer Bert Stach in einer kurzen Verhandlungspause am Mittwoch. "Wir sind der festen Überzeugung, dass sich die Unternehmen das leisten können." Ver.di Nord fordert deshalb, die Gehälter für die Beschäftigten im schleswig-holsteinischen Einzelhandel in angemessener Weise anzupassen und ist mit konkreten Forderungen in die erste Verhandlungsrunde in Neumünster gegangen. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 Euro pro Stunde, mindestens aber einen Stundenlohn von 13,50 Euro für jeden Beschäftigten. Auszubildende sollen 250 Euro mehr pro Monat bekommen.
Die Arbeitgeber lehnen die Forderung bislang ab. Michael Fink ist ihr Verhandlungsführer, für ihn bedeuten die Ver.di-Forderungen im Durchschnitt eine Anhebung der Entgelte um mehr als 15 Prozent - und in der Spitze sogar bis zu 26 Prozent. Das passe weder zu den gesamtwirtschaftlichen Rahmendaten und erst recht nicht zur aktuellen Situation der Einzelhandelsbranche, erklärt Fink weiter. Dennoch legten die Arbeitgeber am Mittwoch ein Gegenangebot vor, dass - so Fink - deutlich höher sei als frühere Branchenabschlüsse.
Arbeitgeber: Mindestens 13 Euro pro Stunde
Das Gegenangebot, das die Arbeitgeber in der ersten Tarifrunde machten, sieht ein Gehaltsplus von insgesamt 7,5 Prozent in drei Stufen vor. Darüber hinaus sollen die Beschäftigten im Einzelhandel in Schleswig-Holstein mindestens 13 Euro pro Stunde verdienen und eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro erhalten. Die Prämie soll in zwei Stufen gezahlt werden. "Wir wollten bewusst ein Signal an die Beschäftigten senden. Die Unternehmen wollen trotz der auch für sie schwierigen Rahmenbedingen ihren Beitrag zur Situationsverbesserung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leisten", erklärte Michael Fink am Mittwoch.
Ver.di: "völlig unzureichend"
Die Gewerkschaft Ver.di sprach nach der ersten Verhandlungsrunde von einer ersten Annäherung. Das Arbeitgeberangebot sei aber noch völlig unzureichend, da es den Beschäftigten einen Reallohnverlust bringen würde.
Ver.di Nord zufolge sind die Beschäftigten in diesem Jahr besonders motiviert, ihre Forderungen durchzusetzen. Laut einer Umfrage sollen fast 90 Prozent der Befragten bereit sein, sich an Aktionen und Streiks der Gewerkschaft zu beteiligen. Angemessene Lohn- und Gehaltssteigerungen, so ver.di, seien nicht nur eine Frage des Anstands, sondern auch des Respekts und der Anerkennung. Am 4. Juli sollen die Verhandlungen fortgeführt werden.