Sturmflut-Schäden: So sehen die Hilfen für Regionaldeiche aus
Küstenschutzminister Tobias Goldschmidt (Grüne) hat in Kappeln angekündigt, dass das Land 90 Prozent der Kosten für die Regionaldeiche übernimmt. Bedingung: Bis Oktober soll der Wiederaufbau abgeschlossen sein.
Das Land hat berechnet: 45 Millionen Euro kostet der Wiederaufbau der Küstenschutzanlagen in Schleswig-Holstein nach der historischen Ostsee-Sturmflut. Zuständig sind zumeist die Wasser- und Bodenverbände, die jetzt ihre Regionaldeiche reparieren oder gar neu bauen müssen. Dafür verspricht die Landesregierung nun Unterstützung.
Frist für Förderanträge bis Ende April
In Kappeln (Kreis Schleswig-Flensburg) hat Minister Goldschmidt am Freitag gegenüber vielen Vertetern von Verbänden und Gemeinden angekündigt, dass das Land 90 Prozent der Kosten übernimmt. Bedingung: Der Förderantrag muss bis Ende April gestellt sein - und schon bis Ende September müssen die Arbeiten abgeschlossen sein. "Wenn einmal eine Baustelle etwas länger dauert, dann verfällt nicht sofort die Förderung, dann kann man darüber reden - aber als Land, als Küstenschutzminister, muss ich da ganz klar sein: 30. September, Beginn der Sturmflutsaison, da muss der Deich fertig sein", sagte Goldschmidt im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein. Das Land will für Reparaturen auch rückwirkend erstatten, ansonsten schon im Vorfeld auszahlen. Bedeutet: Mit den Bauarbeiten kann in der Regel schon begonnen werden, bevor eine Förderzusage vorliegt.
Land will Verantwortung für mehr Deiche
Mehr als die Hälfte der Ostseedeiche sind in regionaler Verantwortung, nur 43 Prozent sind als Landesschutzdeiche in der Hand des Ministeriums für Küstenschutz. Das Land will nun aber mehr Verantwortung übernehmen: Einige Regionaldeiche könnten in Zukunft zu Landesschutzdeichen werden, sofern ein Deich zum Beispiel mindestens 50 Menschen an ihren Wohnstätten schützt, oder auch "außergewöhnlich hohe Sachwerte", wie es heißt.
Übernahme-Angebot bei kleinen Verbänden
Eine Übernahme ist auch dann möglich, wenn kleine Verbände oder Gemeinden nicht genügend Kapazitäten haben, um den Küstenschutz eigenständig zu gewährleisten. Das betrifft zum Beispiel Arnis, die von der Sturmflut besonders stark betroffene Kleinstadt an der Schlei im Kreis Schleswig-Flensburg. "Wir haben nur einen sehr kleinen Wasser- und Bodenverband. Deswegen wäre es eine finanzielle Entlastung, wenn der Deich in Zukunft nicht mehr vom Verband instand gehalten werden muss, damit wir einen guten Hochwasserschutz für Arnis haben", sagte die stellvertretende Bürgermeisterin von Arnis, Michelle Dieckmann (Bürger für Arnis). Kurzfristige Übernahmen zur Behebung von Flutschäden schließt das Land aus.
"Küstenschutz an der Ostsee wird eine Menge Geld kosten"
Auch wegen der Übernahmen von Regionaldeichen rechnet Minister Goldschmidt für die kommenden zehn Jahre mit Mehrausgaben für den Ostsee-Küstenschutz in dreistelliger Millionenhöhe. "Wenn wir als Land in die Verantwortung gehen und Klimadeiche bauen, dann brauchen wir viel Personal. Zur Unterhaltung der Deiche wird es auch einen neuen Bauhof brauchen. Das heißt: Küstenschutz an der Ostsee wird in der Zukunft eine Menge Geld kosten", sagte Goldschmidt.
Grundsätzlich keine Eingriffe an Steilufern
An Steilufern will das Land auch nach den Abbrüchen durch die Oktoberflut keine Sicherungsbauwerke erlauben. "Ausnahmen gibt es nur, wenn kritische Infrastrukturen oder außergewöhnlich hohe Sachwerte wie mehrere Wohnstätten bedroht sind", sagte Johannes Oelerich, Abteilungsleiter im Ministerium für Küstenschutz. Das Land begründet das Vorgehen damit, dass Steilufer die einzige größere Sedimentquelle zur Stabilisierung der Küstenlinie seien.
"Wir werden die Küstenlinie so nicht halten können"
Die insgesamt rund 39 Kilometer lange Ostsee-Deichlinie ist laut Land durch die Oktober-Sturmflut auf einer Länge von rund 6,6 Kilometer stark beschädigt. Mittlere oder leichte Schäden weise die Deichlinie auf knapp 13 Kilometern auf, 20 Deichkilometer blieben unbeschädigt. Goldschmidt verwies angesichts des immer schneller steigenden Meeresspiegels - sein Ministerium kalkuliert mit einem Meter pro Jahrhundert - auf die Grenzen des Küstenschutzes: "Wir werden die Küstenlinie so nicht halten können. Wir müssen uns darauf konzentrieren Siedlungen zu schützen. Der Prozess der Veränderung beschleunigt sich - und wir müssen ihn mitgestalten."