Strompreis in SH: Wo er 2025 sinkt - und wo nicht
Wegen neuer Regeln kann der Strom für für viele Menschen in Schleswig-Holstein 2025 günstiger werden. Worauf es ankommt.
Lange war die ungerechte Verteilung der Netzentgelte ein Streitthema. Mit ihnen wird der Bau und Betrieb von Stromnetzen finanziert. "Jahrelang haben wir darum gerungen", freut sich Ove Struck von der Schleswig-Holstein Netz AG. Das Unternehmen, das für einen Großteil des Stromnetzes außerhalb der Städte verantwortlich ist, musste zuletzt Millionenkosten für den Anschluss von Wind- und Sonnenenergie aufbringen.
Diese durften ausschließlich auf Verbraucher im eigenen Gebiet, also im ländlichen Schleswig-Holstein, umgelegt werden. Mit Jahresbeginn 2025 zahlen Verbraucher nun bundesweit eine Umlage, um die betroffenen Regionen zu entlasten. Unterschiedliche Netzentgelte gibt es auch weiterhin. Doch sie liegen dichter beieinander.
Keine Preissenkung bei Stromtarif mit Preisgarantie
Ob Verbraucher davon sofort nach Silvester etwas merken, hängt von Stromtarif ab. Eine "Preisgarantie", die Sicherheit verspricht, könne da durchaus von Nachteil sein, erläutert Lundquist Neubauer vom Vergleichsportal Verivox. Der Preis bleibe dabei trotz fallender Netzkosten gleich. Im SH-Netz-Gebiet geht es im typischen Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr um eine Ersparnis von etwa 150 Euro durch die neue Regelung. In vielen anderen Regionen sorgt die Umlage dagegen für eine Mehrbelastung von rund 40 Euro.
2024 | 2025 | |
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SH Netz AG | 16,26 | 11,84 |
Stadtwerke Flensburg | 11,73 | 10,47 |
Stadtwerke Kiel | 10,21 | 11,29 |
Stadtwerke Lübeck | 9,26 | 10,72 |
Stadtwerke Nordfriesland | 11,57 | 8,68 |
Stadtwerke Wilster | 13,99 | 11,79 |
Grundversorgung wird günstiger, bleibt aber auf hohem Niveau
Rund ein Viertel aller Verbraucher nutzt noch immer die relativ teuren Standardtarife in der Grundversorgung beim örtlichen Versorger. In diesen Tarifen sinken die Preise in Schleswig-Holstein zum Großteil im neuen Jahr. Trotzdem kostet die Kilowattstunde meist etwa 40 Cent. Auffällig dabei: Das Unternehmen e.on, das in weiten Teilen der SH-Netz AG zuständig ist, gibt den Preisnachlass bei den Netzentgelten nur etwa zur Hälfte weiter. Bei einigen Anbietern ändern sich auch die Grundgebühren.
Dez. 2024 | ab 2025 | |
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e.on (SH Netz-Gebiet) | 43,69 | 41,98 (ab 1.2.) |
Stadtwerke Flensburg | 36,01 | 34,06 |
Stadtwerke Kiel | 41,69 | 41,69 |
Stadtwerke Lübeck (Travestrom) | 39,90 | 39,90 |
Stadtwerke Neumünster | 39,90 | 35,94 |
Stadtwerke SH (SL/RD/ECK) | 46,56 | 39,96 |
Stadtwerke Heide | 47,51 | 42,98 |
Aktueller Strompreis: 26 Cent pro kwh bei neuen Verträgen
Wer von der Grundversorgung in einen anderen Tarif wechselt, kann etwa ein Drittel des Strompreises sparen und landet im günstigsten Fall im SH-Netz-Gebiet bei etwa 26 Cent. Die überregionalen Anbieter sind damit etwa wieder dem Preisniveau aus der Zeit vor der Energiekrise. Inflationsbereinigt liegt der Strompreis damit sogar niedriger als damals. Für Kunden mit einer Wärmepumpe oder Wallbox starten die günstigsten Tarife schon bei 22 Cent in SH Netz-Gebiet, wenn ein separater Zähler vorhanden ist.
Laut Verivox sind die neuen Netzentgelte bereits vor dem Jahreswechsel oftmals in den Vergleichslisten berücksichtigt.
Verbraucherzentrale: Bis Januar mit einem Anbieter-Wechsel warten
Strommarkt-Referent Henning Herbst vom Verbraucherzentrale Bundesverband stellt aber fest: "Die Versorger sind nicht verpflichtet, diese Netzentgeltsenkung unbedingt weiterzugeben." Für eine bessere Transparenz rät er deshalb allen Wechselwilligen: "Es kann in dieser Sondersituation durchaus sein, dass es Sinn macht, bis zum Januar zu warten und dann zu schauen, ob es nochmal günstigere Tarife gibt." Generell hält er die Angleichung der Netzentgelte für gute Entwicklung. Noch besser wäre allerdings ein einheitlicher Satz für ganz Deutschland gewesen, meint der Experte.
Dynamische Tarife bei allen Anbietern ab 2025
Die zweite große Neuerung zum Jahreswechsel: Jeder Stromanbieter muss nun einen dynamischen Tarif im Programm haben, dessen Preis mit Angebot und Nachfrage schwankt. Im Stromsystem der Zukunft spielen solche Tarife eine große Rolle, da für Konsumenten ein Anreiz entsteht, sich mit ihrem Verbrauch an die schwankende Produktion von Wind- und Sonnenenergie anzupassen.
Smart Meter: Deutschland 1 Prozent, Skandinavien 100 Prozent
Die heimische Waschmaschine spielt im System eher eine kleine Rolle. Wer sie bei Starkwind laufen lässt, spart mit einem dynamischen Tarif pro Waschgang nur eine Handvoll Cent. Privathaushalte verbrauchen etwa ein Viertel des Stroms und können ihren Verbrauch nur geringfügig verschieben. Den größten Hebel hat die Industrie. Wer zu Hause mit flexiblem Verhalten die Rechnung drücken will, benötigt einen "intelligenten" Stromzähler, der den Verbrauch minutengenau übermittelt.
Deutschland liegt beim Einbau europaweit massiv zurück: Während Skandinavien, Spanien oder Estland damit schon fertig sind, verfügen hierzulande erst gut ein Prozent der Haushalte über ein "Smart Meter". In einigen Fällen sind dazu Umbauten erforderlich. Kosten entstehen auch durch höhere Grundgebühren.
Dynamische Stromtarife bisher noch schwer vergleichbar
Das Interesse sei aber noch verhalten, stellt Verivox-Sprecher Neubauer fest. Das liegt auch an der mangelnden Vergleichbarkeit, wie er einräumt. In den bekannten Portalen ist nur ein Preis für den ersten Monat angegeben. Was danach verlangt wird, regelt das Kleingedruckte.
Prinzipiell kostet die Kilowattstunde einen Basispreis, der bei günstigen Anbietern bei rund 20 Cent liegt. Hinzu kommt dann der Börsenstrompreis. Somit schwankt der Preis für Kunden typischerweise zwischen 20 und 50 Cent. Bei Dunkelflauten wie zuletzt am 12. Dezember klettert er kurzfristig auch höher.
Strom-Abrechnung stundengenau oder Monatsmittel
Bei Travestrom wird nur das Monatsmittel abgerechet. Die Stadtwerke Kiel berechnen den Preis stündlich, setzen aber einen hohen Basispreis von 27 Cent an. Selbst wenn der Strom an der Börse bei Überangebot kostenlos zu haben ist, zahlen Kunden pro Kilowattstunde also mehr als im günstigsten Festpreistarif.
Vergleich der Vergleichsportale
Wer wechseln will bekommt mit den Vergleichsportalen zwar einen ersten Überblick. Trotzdem bewertete die Stiftung Warentest 2021 deren Leistung nur als "befriedigend" bis "mangelhaft". Bei einigen der acht Portale fiel der Datenschutz durch, bei anderen ließ die Übersichtlichkeit zu wünschen übrig. Manchmal ist das gewollt: "Empfohlene" Tarife sind oft Werbung, so Stiftung Warentest.
Der Filter "Sofortwechsel möglich" sei meist so voreingestellt, dass nur Anbieter auftauchen, für den die Portale diesen Service anbieten und somit daran mitverdienen. Einmalige Prämien für Neukunden verzerren zudem die Reihenfolge. Wer diese Punkte beachtet, kann mit einem Vertragswechsel aber viel Geld sparen.