Streit um wolfsfreie Zonen in SH: Zahl der Wölfe begrenzen?
Erst im Dezember wurde der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen - sogenannte Problemwölfe dürfen seitdem geschossen werden. Jetzt forderte die CDU auf ihrem Landesparteitag, dass die Anzahl der Wölfe unabhängig davon begrenzt wird. Dafür gibt es Kritik vom Koalitionspartner und von Naturschützern.
Ist er ein gefährliches Wildtier, das Schafe reißt und Menschen Angst macht, oder sollte man den Wolf besonders schützen und akzeptieren, dass er zurückgekommen ist in die Wälder von Schleswig-Holstein? Diese Diskussion flammt immer wieder auf, meist nachdem es einen oder mehrere Schafsrisse gegeben hat. Das Land hat seit 2010 ein Wolfsmanagement eingerichtet, das die genauen Zahlen zu Sichtungen, Rissen und Schutz-Möglichkeiten dokumentiert.
Zwei Rudel in Schleswig-Holstein
Aktuell haben sich in Schleswig-Holstein zwei Rudel niedergelassen. Im Territorium Segeberg (Kreis Segeberg) sind es nach Angaben des Umweltministeriums zwei erwachsene Wölfe, zwei Jährlinge und acht Welpen.
Im Bereich Sachsenwald (Kreis Herzogtum Lauenburg) sind es zwei ausgewachsene Wölfe. Dazu kommt ein Rudel mit insgesamt sechs Tieren, das zwar zu Mecklenburg-Vorpommern gezählt wird, aber regelmäßig in Schleswig-Holstein auftaucht.
Das Monitoring-Jahr startet am ersten Mai. Seitdem hat es in Schleswig-Holstein drei bestätigte Nutztierrisse gegeben, bei denen neun Schafe und ein Rind starben. Bei zwölf Fällen stehen die Untersuchungsergebnisse noch aus. Im Jahr davor waren es 17 sogenannte Rissereignisse, dabei starben 30 Tiere - für die Landwirte jedes Mal ein menschlicher Schock und ein wirtschaftlicher Schaden. Die CDU fordert daher in ihrem Antrag auf dem Parteitag Anfang Oktober die "rasante Ausbreitung" der Wölfe zu verhindern.
CDU-Antrag: Wolfsfreie Zonen und schadensunabhängige Bejagung
Wölfe hätten keine natürlichen Feinde und stünden unter strengem Schutz, daher will sich die CDU für ein effektives Bestandsmanagement einsetzen. Das bedeutet, dass künftig Wölfe gejagt werden können - unabhängig davon, welchen Schaden sie angerichtet haben. Außerdem wolle man Deiche als wolfsfreie Zonen definieren und Risse von sogenannten Hybridwölfen (Wölfe, die sich mit Hunden gepaart haben) dem Wolf zuordnen. Vom Koalitionspartner Grüne heißt es dazu, dass man sich solche Zonen nur schwer vorstellen könne. Der Bestand, so wie er jetzt ist, sei ein Erfolg des Naturschutzes.
Jetzt gesetzliche Grundlagen schaffen
In Deutschland gäbe es insgesamt wieder genug Wölfe, sagt der Wildtierbiologe Klaus Heckländer. Wenn es darum geht, einen Bestand zu verkleinern, müsse man schnell einschreiten. Denn: Der Wolf sei lernfähig und in der Lage, sich Weiden und auch Herden zu merken, bei denen sich leicht Beute machen lässt. Leitwölfe geben das Reißen von Schafen als eine Art "Tradition" an ihr Rudel und die Nachkommen weiter. Da der Wolf in Deutschland aber als Art über das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt ist, darf ein Tier nur mit Ausnahmegenehmigung und als "letzter Schritt" erlegt werden. Hackländer sagt, es sei dennoch wichtig, jetzt die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, damit mit dann einschreiten kann, wenn der Bestand auch in SH wieder wachse.
EU will Schutzstatus senken - Kritik von Umweltschützern
Seit Ende September gibt es einen Antrag der EU, den Schutzstatus im Rahmen der "Berner Konvention zum Artenschutz" von "streng geschützt" auf "geschützt" herabzustufen. Da der Wolf sich aber zusätzlich in einem "günstigen Erhaltungszustand" befinden müsse, um gejagt werden zu dürfen, werde die Ausweisung sogenannter wolfsreier Zonen weiterhin nicht möglich sein, heißt es vom Wolfsmanagement des Landes. Der NABU lehnt die weitere Absenkung des Schutzes ab, nur weil es lokale Konflikte gibt. Gleichzeitig müsse der Schutz der Herden verbessert werden.