Seltener Schwarzstorch verletzt am Fischteich entdeckt
Eine Anwohnerin hat in Sarlhusen einen jungen Schwarzstorch gefunden, der sich in einem Fischteich-Netz verheddert hatte. Das Tier wird nun in der Aufzuchstation in Klein Offenseth-Sparrieshoop aufgepeppelt.
Der sechs Monate alte Jungstorch hatte wohl Glück im Unglück. Marlies Castillo aus Sarlhusen (Kreis Steinburg) fand das Tier rechtzeitig. Wohl nur eine Nacht war er im Netz gefangen. Mit Hilfe einer Schere konnte die Anwohnerin ihn befreien. "Ich habe ihn in einer großen Tüte auf dem Fahrrad nach Hause gefahren", erzählt sie. Von dort kam er in die Wildtierstation in Klein Offenseth-Sparrieshoop (Kreis Pinneberg). "Wir waren sehr froh, dass er nicht schwer verletzt war", sagt Leiter Christian Erdmann. Nur die Haut an den Flügeln hatte er sich am Netz leicht aufgescheuert. Das sei mittlerweile schon gut verheilt. Das Problem aber: Er ist mit 2,3 Kilogramm noch zu leicht und muss zunehmen.
Ziel: Schnelle Auswilderung für Winterflug nach Afrika
Doch der junge Storch, der sich im Gegensatz zum verwandten Weißstorch hauptsächlich von Fisch ernährt, wollte anfangs nicht essen. Ein Trick der Wildtierexperten: "Futterneid", erklärt Erdmann. "Man setzt einen zweiten Storch dazu." In diesem Fall ist es ein verunfallter Weißstorch, der ebenfalls gerade gepflegt wird. Mittlerweile hat der Jungstorch schon etwas zugenommen. Wichtig ist das, weil bald die ersten Störche für den Winter Richtung Afrika aufbrechen. Er muss also schnell wieder ausgewildert werden, damit er Anschluss findet.
Schwarzstörche in Schleswig-Holstein sehr selten
Die Pflege eines Schwarzstorchs sei etwas sehr Besonderes, betont Erdmann. "Ich hatte vor 30 Jahren den letzten Schwarzstorch in der Hand." Erdmann vermutet, dass das Tier aus Schleswig-Holstein stammt. Hier sind Schwarzstörche sehr selten. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Bestand komplett ausgestorben. Noch immer steht der Schwarzstorch auf der roten Liste für Brutvögel in Schleswig-Holstein.
Laut der Arbeitsgemeinschaft Storchenschutz gab es in guten Jahren wie 2021 bis zu zehn besetzte Schwarzstorchreviere. In diesem Jahr sind es acht. Nur in dreien davon gab es aber Brutpaare, die insgesamt sieben Jungvögel großgezogen haben. Joachim Kock von der Arbeitsgemeinschaft spricht von einem "konstant niedrigen Niveau". Deshalb könnte auch jeder Verlust bestandsgefährdend sein. "Wir kämpfen um jeden einzelnen Vogel", so der Schwarzstorchexperte.
Für den jungen Storch im Wildtier- und Artenschutzzentrum sieht es gut aus. In etwa einer Woche soll er gemeinsam mit dem Weißstorch in eine große Voliere umziehen, in der die beiden auch fliegen können. Anfang September sollen beide fit genug sein, um die Reise anzutreten. "Das ist ja Ziel unserer Arbeit die Tiere alle wieder auszuwildern", betont Erdmann. "Und das gelingt uns bei dem Schwarzstorch wunderbar."