St. Peter-Ording versetzt seine Wahrzeichen - die Pfahlbauten
Die Pfahlbauten von St. Peter-Ording (SPO) sind Anziehungspunkte für Touristen. Die Nordsee kommt dem Strand jedoch immer näher. Darauf reagiert die Gemeinde - und versetzt ihre Wahrzeichen.
Einst beliebtes Ausflugsziel - nun Bauruine: Die alte Strandbar "54° Nord" am zwei Kilometer breiten Ordinger Strand von St. Peter-Ording (Kreis Nordfriesland) steht mitten in den tosenden Wellen der Nordsee. "Die Wellen krachen da ganz schön rein. Dass die alten Pfähle das noch aushalten, ist schon ein kleines Wunder", sagt Roland Pape angesichts des starken Windes an diesem Dezember-Tag.
Der Projektleiter steht auf der Terrasse der neuen Strandbar, die 300 Meter entfernt landeinwärts gebaut wird - und sagt mit Blick auf die Ruine. "Wenn Sie jetzt dort sitzen würden, dann würden Sie merken, wie der alte Pfahlbau sich bewegt. Das knarzt im Gebälk und es sind immer wieder Erschütterungen zu spüren."
Das Wasser kommt jährlich bis zu acht Meter näher. Am 3. November 2024 musste der Betreiber schließen. Zuletzt hatte eine Sturmflutserie vor zwei Jahren Teile des Stegs herausgerissen.
Neue Strandbar: Genauer Eröffnungstermin steht noch nicht fest
Die Bauarbeiten am neuen Pfahlbau sind schon weit fortgeschritten. Inzwischen haben die Gerüstbauer das Gerüst rund um die neuen Pfähle abgebaut. In sieben Metern Höhe thront das neue Restaurant. Hier haben die Handwerker vor mehreren Wochen mit dem Innenausbau begonnen. Sie haben Wände eingezogen, Stromkabel verlegt und das Gebäude gedämmt.
Bis zur geplanten Eröffnung in einigen Monaten - ein genauer Termin steht noch nicht fest - bleibt viel zu tun: Lüftungsanlage, Abwasserrohre, Fußboden, Küche, Toilettenräume und die Wärmepumpe - all das muss bis zum Frühjahr eingebaut werden. Außerdem installieren die Handwerker eine Photovoltaikanlage.
Tourismuszentrale von St. Peter-Ording investiert 4,5 Millionen Euro
"Wir kommen gut mit dem Bau voran, aber das ist schon eine Herausforderung", erzählt St. Peter-Ordings Tourismuschefin Katharina Schirmbeck. Die Tourismuszentrale investiert 4,5 Millionen Euro in den Bau. Dann verpachtet sie den neuen Pfahlbau. Der alte Betreiber wird auch Betreiber im Neubau sein.
In der alten Strandbar wurde es im Herbst zu kalt, sie hatte von Oktober bis Ostern geschlossen. Dank einer entsprechenden Dämmung und eines Kamins, der im sechs Meter hohen Gastraum eingebaut wird, soll es in der neuen Strandbar wärmer sein. Bisher lassen nur die Holzbalken an der Decke etwas von rustikaler Gemütlichkeit erahnen.
Das Fundament bilden nicht mehr Holzpfähle, sondern Stahlrohre
Der Neubau kommt im Vergleich zum alten Pfahlbau mit weniger Pfählen aus. 43 Pfähle stecken im Sand, die alte Strandbar stand auf mehr als 100 Pfählen. Das Fundament bilden nicht, wie bei den alten Pfahlbauten üblich, Holzpfähle - sondern Stahlrohre. Bauarbeiter haben sie im vergangenen Jahr zwölf Meter tief in den Boden eingebracht.
"Darauf folgt ein Stahlgelenk, in dem dann die sechs Meter hohen Holzpfähle verankert sind", erläutert Projektleiter Roland Pape. Die Holzpfähle sind am oberen Ende mit Querbalken verbunden, die einen Durchmesser von einem Meter haben. Auf dieser rund sieben Meter hohen Konstruktion thront die neue Strandbar.
Die normale Nordsee-Flut soll das Holz gar nicht mehr erreichen
Bei der alten Bauweise steckten die Holzpfähle nur bis zu fünf Meter im Sand. Der Neubau ragt also tiefer in den Sandboden und ist insgesamt zwei Meter höher. Und er befindet sich zusätzlich auf einer leichten Anhöhe von 1,50 Meter.
Erst ab einem Pegel von einem Meter über dem mittleren Hochwasser - also einer Sturmflut - erreiche das Meer den Pfahlbau, sagt Projektleiter Pape. Bei der normalen Flut bleiben die Pfähle im Trockenen. "Sie stehen aktuell nur deshalb im Wasser, weil sich am Bauzaun sehr viel Sand aufgetürmt hat und der Bau quasi eingedeicht ist."
Rampe ermöglicht Strandbar-Zugang mit Kinderwagen oder Rollator
Wenn der Bauzaun entfernt wird, weht der Wind den Sandwall weg und das Wasser läuft wieder ab. Dann soll der Bau über Jahrzehnte auf dem Trockenen bleiben - wenngleich die Sturmfluten im Zuge des Klimawandels zunehmen könnten.
Neu im Gegensatz zum alten Pfahlbau ist auch eine Rampe für Familien mit Kinderwagen und Menschen mit Rollatoren. Die Rampe schlängelt sich bis zum Haupteingang in sieben Metern Höhe hinauf.
Pfahlbau der Strandaufsicht nebenan ist bereits versetzt worden
Der Umzug der Strandbar "54° Nord" ist der zweite dieser Art auf der Sanddüne in Ording. Zuvor war der Bau nebenan versetzt worden. Dort befindet sich die Strandaufsicht inklusive der Toilettenhäuschen und einem Ausstellungsraum vom Landesbetrieb Küstenschutz.
Es ist ebenfalls ein 13 Meter hoher Bau. Kosten: 1,7 Millionen Euro. Auch dieser Bau steht auf Stahlrohren.
Die "Silbermöve" muss schon zum zweiten Mal umziehen
Rund einen Kilometer weiter nördlich davon liegt mit der "Silbermöwe" das nächste prominente Strandlokal. Dieses wurde in den 1990er-Jahren schon einmal ins Landesinnere versetzt. Nun steht der nächste Umzug bevor. Die Baugenehmigung ist aber noch nicht erteilt, das Projekt befindet sich in der Prüfungsphase.
Instandhaltung ist nötig: "Das Wasser ist sehr aggressiv"
Weitere Umsetzungen der bislang 15 - teils auch sehr kleinen - Pfahlbauten an St Peter-Ordings Stränden sind bisher nicht in der Planung, im Vordergrund steht nach Angaben der Tourismuszentrale die Instandhaltung. "Da sind wir ständig dabei, zum Beispiel Pfähle zu erneuern, denn das Wasser ist sehr aggressiv", erklärt Tourismuschefin Katharina Schirmbeck.
Im Ortsteil Böhl gab es für Pfahlhaus-Besucher zuletzt nasse Füße
Das bekommt auch das acht Meter hohe Pfahlhaus der Betreiber von "Salt & Silver" im Ortsteil Böhl zu spüren. Dort hatte die Tourismuszentrale im Sommer die Stege zum Restaurant erhöht, weil der Wasserstand in den Prielen so hoch wurde, dass die Gäste beim Betreten der Gastronomie nasse Füße bekamen.
Jetzt sanieren Handwerker die Toiletten und bessern an einige Stellen die Fußböden aus. "Vielleicht müssen wir aber auch noch den einen oder anderen Pfahl tauschen", sagt Tourismuschefin Schirmbeck. Weil der Bau nicht winterfest ist, hat das Restaurant bis Ostern geschlossen.